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Wie
Wasserpreise zustande kommen, ist vor allem dann ein bestgehütetes Geheimnis, wenn die
Wasserbetriebe der Städte und Gemeinden als privatwirtschaftliches
Unternehmen (GmbH oder Aktiengesellschaft) geführt werden
statt als Regie- oder Eigenbetrieb, deren Haushaltsführung
für den interessierten Bürger einsehbar ist und wo
das jeweilige Kommunalparlament noch eine gewisse Kontrolle hat.
Die Kasseler Städtische Werke Aktiengesellschaft jedenfalls
lässt sich nicht in die Karten gucken.
Der
Vorschlag der IHK Kassel, eine Privatisierung des Betriebs des
Leitungsnetzes „würde die Preise zum Purzeln bringen“ zeugt
von dicksten ideologischen Scheuklappen. Überall, wo die Wasserversorgung
(teil-)privatisiert wurde, sind die Preise gestiegen, schließlich
sind die jeweiligen Privatunternehmen keine Menschenrechtsvereine,
sondern wollen Geld verdienen, und gerade Großkonzerne langen
dabei unverschämt zu. Potsdam hat nach der dritten Preiserhöhung
seine Wasserwerke zurückgekauft - das war billiger. Berlin
steuert gerade die zweite Preiserhöhung an und muss zusätzlich
noch einen großen Teil seiner Gewinne an die Miteigentümer
RWE und Veolia abtreten
Von
wegen Wettbewerb! Vier Dienstleistungskonzerne haben Deutschland
im wesentlichen schon unter sich aufgeteilt: Eon (in Kassel Eon-Mitte,
früher EAM), RWE, Vattenfall und Energie-Baden-Würtenberg.
Monopolpreise auf höherem Niveau sind die Folge.
Die
Mitglieder der Industrie- und Handelskammer Kassel würden
ganz schön aufheulen, wenn sie ihnen auch noch bei der Wasserversorgung
Großkonzerne die Preise diktieren würden. Offensichtlich
haben sie aus der ständigen willkürlichen Verteuerung
der Energiekosten (Strom und Gas) nichts gelernt. Dabei sind das
genau die gleichen Konzerne, die nun zunehmend auch vom Wasser
profitieren wollen.
Veronika Baier, Kassel
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Zunächst
einmal einen ehrlichen Dank an die IHK Kassel für die Aufklärung
in Sachen Wasser- und Abwasserpreise. Aber wie kann dann als
Lösung die Privatisierung vorgeschlagen werden?
Abschreckendes
Beispiel ist hier zunächst Großbritannien, wo die Privatisierung
nicht zu geringeren Preisen sonder zum Gegenteil geführt hat.
Die Gier, die heute bei fast allen Großunternehmen zum Ziel der
Gewinnmaximierung führt, hat in Großbritannien nicht nur teures
Wasser und Abwasser zur Folge, sondern auch minimale Investitionen
in Leitungen und Anlagen, so dass diese verrotten.
Zweites
Gegenbeispiel für die Reduzierung der Preise ist der von der
IHK als positives Beispiel angeführte Strommarkt in Deutschland.
Hier haben Konkurrenz und die angeblich freie Wahl des Verbrauches
nicht zu geringeren Preisen geführt. Vielmehr scheinen die Hauptversorger
Deutschland unter sich aufgeteilt zu haben, die Strompreise steigen,
und es werden Erhöhungen von bis zu 30 % in der nächsten Zeit
angekündigt.
Gerhard
Kähler, Kassel
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