"Unser Wasser- Kassel"
Initiative Bürgerbegehren gegen die Privatisierung von Wasser in der Region

HNA 25.8.2005

Privatisierung führt nicht zu kleinen Preisen

Leserbriefe
zu dem HNA-Bericht über die hohen Wasser- und Abwasserkosten in Hessen


 

Wie Wasserpreise zustande kommen, ist vor allem dann ein bestgehütetes Geheimnis, wenn die Wasserbetriebe der Städte und Gemeinden als privatwirtschaftliches Unternehmen (GmbH oder Aktiengesellschaft) geführt werden statt als Regie- oder Eigenbetrieb, deren Haushaltsführung für den interessierten Bürger einsehbar ist und wo das jeweilige Kommunalparlament noch eine gewisse Kontrolle hat. Die Kasseler Städtische Werke Aktiengesellschaft jedenfalls lässt sich nicht in die Karten gucken.

Der Vorschlag der IHK Kassel, eine Privatisierung des Betriebs des Leitungsnetzes „würde die Preise zum Purzeln bringen“ zeugt von dicksten ideologischen Scheuklappen. Überall, wo die Wasserversorgung (teil-)privatisiert wurde, sind die Preise gestiegen, schließlich sind die jeweiligen Privatunternehmen keine Menschenrechtsvereine, sondern wollen Geld verdienen, und gerade Großkonzerne langen dabei unverschämt zu. Potsdam hat nach der dritten Preiserhöhung seine Wasserwerke zurückgekauft - das war billiger. Berlin steuert gerade die zweite Preiserhöhung an und muss zusätzlich noch einen großen Teil seiner Gewinne an die Miteigentümer RWE und Veolia abtreten

Von wegen Wettbewerb! Vier Dienstleistungskonzerne haben Deutschland im wesentlichen schon unter sich aufgeteilt: Eon (in Kassel Eon-Mitte, früher EAM), RWE, Vattenfall und Energie-Baden-Würtenberg. Monopolpreise auf höherem Niveau sind die Folge.

Die Mitglieder der Industrie- und Handelskammer Kassel würden ganz schön aufheulen, wenn sie ihnen auch noch bei der Wasserversorgung Großkonzerne die Preise diktieren würden. Offensichtlich haben sie aus der ständigen willkürlichen Verteuerung der Energiekosten (Strom und Gas) nichts gelernt. Dabei sind das genau die gleichen Konzerne, die nun zunehmend auch vom Wasser profitieren wollen.

Veronika Baier, Kassel


 

Zunächst einmal einen ehrlichen Dank an die IHK Kassel für die Aufklärung in Sachen Wasser- und Abwasserpreise. Aber wie kann dann als Lösung die Privatisierung vorgeschlagen werden?

Abschreckendes Beispiel ist hier zunächst Großbritannien, wo die Privatisierung nicht zu geringeren Preisen sonder zum Gegenteil geführt hat. Die Gier, die heute bei fast allen Großunternehmen zum Ziel der Gewinnmaximierung führt, hat in Großbritannien nicht nur teures Wasser und Abwasser zur Folge, sondern auch minimale Investitionen in Leitungen und Anlagen, so dass diese verrotten.

Zweites Gegenbeispiel für die Reduzierung der Preise ist der von der IHK als positives Beispiel angeführte Strommarkt in Deutschland. Hier haben Konkurrenz und die angeblich freie Wahl des Verbrauches nicht zu geringeren Preisen geführt. Vielmehr scheinen die Hauptversorger Deutschland unter sich aufgeteilt zu haben, die Strompreise steigen, und es werden Erhöhungen von bis zu 30 % in der nächsten Zeit angekündigt.

Gerhard Kähler, Kassel