"Unser Wasser- Kassel"
Initiative Bürgerbegehren gegen die Privatisierung von Wasser in der Region

 

Anfrage Netzbericht Trinkwasser und Abwasser

Zum Zustand der Kasseler Netze für die Trinkwasserversorgung und für die Abwasserentsorgung stellte die
Fraktion Kasseler Linke an den Kasseler Magistrat auf Anregung unserer Bürgerinitiative differenzierte Fragen.
Im Folgenden die Fragen und die Antworten des Magistrats durch Kämmerer Barthel in der Sitzung des Haupt-
und Finanzausschusses des Stadtparlaments am 10. Oktober 2006. (Redaktion "Unser Wasser Kassel")

 

 

 

I. Bericht
Städtische Werke Kassel AG
zum Trinkwassernetz

 

II. Bericht
Kasseler Entwässerungsbetrieb zum Abwassernetz

 

1. Wie beurteilt der Magistrat den Zustand des Versorgungsnetzes bzw. Entsorgungsnetzes?

 

Der Zustand ist gut. Der Betrieb erfolgt nach den allgemein anerkannten Regeln der Technik.


In Anbetracht der Netzstruktur des rd. 140 Jahre alten Netzes ist der Zustand als befriedigend anzusehen.
Gemauerte Kanäle von 1870 befinden sich in gutem Zustand, anders die Kanäle aus der Kriegszeit (aufgrund vom schlechtem Material und Verlegefehlern).

 

2. Welche Untersuchungsrhythmen und Inspektionsverfahren liegen dieser Beurteilung zu Grunde?
 

Ständige Überwachung durch Prozessrechner, Lecksuche bei Auftreten von Lecks, Trinkwasseruntersuchung nach den gesetzlichen Vorgaben, teilweise häufiger.
Das Netz ist komplett als Druckleitung ausgelegt.

 

Es liegt ein 10-jähriger Rhythmus gemäß Hess. Wassergesetz mittels TV-Inspektion zugrunde.

 

3. Ist der Zustand des Netzes homogen oder gibt es Netzbezirke mit vergleichsweise hoher Schadensanfälligkeit?
 

Es gibt keine Netzbezirke mit vergleichsweise hoher Schadensanfälligkeit.

 

Der Zustand des Netzes ist abhängig vom Herstellungsjahr. Netzbezirke mit vergleichsweise hoher Schadensrate gibt es nicht.
Schadensanfälligkeit entsteht vor allem durch hydraulische Belastung, d.h. durch zu kleine Rohrquerschnitte.

 

4. Wie hoch ist die Leckrate des Netzes im Vergleich zu anderen Kommunen?
 

Die Wasserverluste liegen bei 8,4 %. Der Wert ist in Ordnung. Es gibt Wasserversorger mit ungünstigeren Werten, von denen uns einige bekannt sind, die wir jedoch nicht nennen werden.

 

Im Abwasserbereich werden keine Leckraten ermittelt.

 

5. Wie hoch ist die Schadensrate des Netzes in Prozent und im Vergleich zu anderen Kommunen?
 

Die Schadensrate läst sich nicht in Prozent angeben. Die Schäden pro km Leitungslänge betrugen in 2005 = 0,14.

 

Die Schäden werden nach den a.a.R.d.T. in fünf Schadensklassen eingeteilt. Die Schadensbilder sind vergleichbar mit denen anderer Großstädte.

 

6. Woraus resultiert gegebenenfalls in bestimmten Netzbezirken eine überdurchschnittliche Schadensanfälligkeit?
 

Entfällt.

 

Fehlanzeige, s.o.

 

7. Wird eine ereignisorientierte, eine zustandsorientierte oder eine altersorientierte Instandhaltung durchgeführt?
 

Die Instandhaltung wird zustandsorientiert ausgeführt.

 

Zustandsorientierte Instandhaltung.

 

8. Im Falle zustandsorientierter Instandhaltung: Welche Kennwerte werden angewandt?

a. Bewertung nach äußerem, sichtbaren Zustand
b. Bewertung von Randbedingungen wie Verkehr, Bodenart, -qualität, usw.
c. Bewertung anhand von Werkstoffuntersuchungen

 

Wenn Erneuerung wirtschaftlicher ist als Reparatur, wird erneuert.
Wenn Gleise der Straßenbahn oder Leitungen des Entwässerungsbetriebs „im Wege sind“.

 

Als Kennwerte dienen die vorher erwähnten Schadensklassen.


 

9. Liegt eine Altersberechnung vor?
 

Das gesamte Netz ist mit Verlegedatum dokumentiert.

 

Die Kanäle werden zu den Herstellungskosten aktiviert und über eine Nutzungsdauer von 62,5 Jahren abgeschrieben.

 

10. Fließen die Ergebnisse der Altersberechnung in die Bilanzierung des Netzes ein?
 

Die Regeln der ordnungsgemäßen Buchführung werden uneingeschränkt angewendet.

 

Ja (siehe Nr. 9).

 

11. Dient die Altersberechnung als Grundlage für die Netzinvestitionen?
 

Nein.

 

Grundlage für Netzinvestitionen sind ausschließlich Kamera-Untersuchungen nach Hess. Wassergesetz und deren Schadensfeststellungen bzw. hydraulische Berechnungen des Kanalquerschnittes.

 

12. Welcher Anteil der Investitionen fließt in die Netzerneuerung?
 

79 % der Investitionen der Wasserversorgung fließen in die Netzerneuerung (der andere Teil ist Wassergewinnung).
[Anmerkung der Redaktion: Die im Geschäftsbericht ausgewiesenen Brutto-Investitionen im Wasserbereich sanken von 14,4 Mio DM 1999 seit der Teilprivatisierung rasant auf 2,9 Mio Euro in 2004]

 

In den vergangenen 10 Jahren flossen jährlich rd. 70 % der Investitionen in die Netzerneuerung.
20 Mio Euro; in den nächsten Jahren wird es mehr.

 

13. Wieviel Kilometer des Netzes sind jährlich in den letzten 10 Jahren erneuert worden und wo?
 

82 km. Die Erneuerungen verteilten sich über das gesamte Netz. Sie fanden hauptsächlich im Bereich der von der Stadt vorgenommenen Straßenerneuerungen statt. Es wurden die Materialien GGG. HDPE mit Ø 100-600 verwendet. Druckstufe ist grundsätzlich PN 16, in Ausnahmefällen PN 10.

[Anmerkung Redaktion: Gesamtnetz ca. 1000 km]

 

Ca. 70 km.

 

 

[Anmerkung Redaktion: Gesamtnetz ca. 800 km]

 

14. Gab es Veränderungen in der Trinkwassernetzunterhaltung/-investition vor und nach dem Konsolidierungsvertrag mit dem KVV Konzern?
[Anmerkung Redaktion: Teilprivatisierung im Jahr 2000]
 

Ja, es wird mehr auf die Wirtschaftlichkeit geachtet; bei unveränderter Anwendung der technischen Regeln und der gesetzlichen Bestimmungen.

 

Entfällt.


 

15. Verfügen die mit der Erneuerung beauftragten Unternehmen über Qualitätszertifikate/-urkunden?
 

Ja, DVGW-Zulassung ist vorgeschrieben. Nachweise vorhanden.

 

Ja. i.d.R. Güteschutz Kanalbau. Ansonsten werden den Firmen entsprechende Vorgaben gemacht.