"Unser Wasser- Kassel"
Initiative Bürgerbegehren gegen die Privatisierung von Wasser in der Region

HNA 11.10.2003

Sorgen um das Wassernetz
Kasseler Gruppen befürchten, dass Städtische Werke zu wenig investieren

von Ulrike Pflüger-Scherb

 

Kassel. Lassen die Städtischen Werke das Leitungsnetz für Trinkwasser und die technischen Anlagen verrotten? Diese Frage haben sich sich vier Gruppierungen aus Kassel (attac-Regionalgruppe, die Arbeitsgemeinschaft Wasser in der Lokalen Agenda 21, der BUND und die Sozialistische Alternative) nach Durchsicht der Geschäftsberichte der Städtischen Werke aus den vergangenen Jahren gestellt.

Die Gruppierungen stellen eine einfache Rechnung auf: Das Leitungsnetz für Trinkwaser beträgt in Kassel etwa 1000 km. 50 Jahre beträgt die Abschreibungszeit für das Leitungsnetz. Das bedeutet, dass in der Regel jährlich etwa ein Fünfzigstel des Netzes erneuert werden müsse, das sind rund 20 Kilometer. Für einen Meter Trinkwasserleitung seien etwa 400 Euro Kosten zu veranschlagen. Bei 20 Kilometern müssten die Städtischen Werke jährlich um die acht Millionen Euro investieren.

Das tun sie aber nicht. In den Geschäftsberichten von 1999 bis 2003 ist immer eine geringere Summe als 8 Millionen für die Investitionen im Wasser-Bereich ausgewiesen worden. Im Jahr 1999 waren es immerhin noch 7,2 Millionen Euro, ein Jahr später nur noch 6 Euro, in 2001 nur 4,7 Millionen Euro und im vergangenen Jahr 5,2 Millionen Euro.

Wo bleibt der Rest der notwendigen Investitionen? Haben die Leitungen jetzt eine längere Lebensdauer?, fragen die vier Gruppierungen. Wird bei den Investitionen gespart, um mehr Gewinn zu machen?

Die Städtischen Werke gegen Entwarnung. "Das Kasseler Netz ist sicher", so Sabine Winkels-Herding, Mitarbeiterin der Pressestelle. Von Verrottung könne keine Rede sein. Den die Wasserleitungen würden nicht nur aus dem Topf Investitionen erneuert. Dazu kämen die Instandhaltungskosten und die Eigenmittel. So habe man im vergangenen Jahr insgesamt 12 Millionen Euro in das Netz gesteckt. Jedes Stadtwerk verfahre da anders bei der Kostenaufschlüsselung, so Winkels-Herding. Zudem verfügten die Städtischen Werke über eine Netzüberwachung, die Lecks punktuell bestimmen könne. Mithilfe der so genannten Nachtausgangsanalyse überwache man seit 1991 das Netz.

Das geschähe in den frühen Morgenstunden zwischen 3- und 4 Uhr, weil während dieses Zeitraums das Netz am geringsten belastet sei. 75 Zähler und 101 Zählwerke überprüften den Wasserdruck in definierten Zonen. Wenn in eine Zone zu viel Wasser einlauf, könne man von einem Leck ausgehen und dieses punktgenau reparieren. Durch dies Kontrolle habe der Wasserverlust in Kassel auf 6,6 Prozent reduziert werden können, so Winkels-Herding. Der Bundesdurchschnitt liege wesentlich höher.

Die Kasseleer müssten sich nach dem heißen Sommer auch keine Gedanken über die Wasservorräte machen. Da das Wasser aus Tiefbrunnen kommt, habe die Hitze keinen Einfluss auf die Vorräte, so Winkels-Herding. Da müse es schon über Jahre wirklich heiß sein. "Wir haben Wasser ohne Ende".