Kassel. Lassen
die Städtischen Werke das Leitungsnetz für Trinkwasser
und die technischen Anlagen verrotten? Diese Frage haben sich sich
vier Gruppierungen aus Kassel (attac-Regionalgruppe, die Arbeitsgemeinschaft
Wasser in der Lokalen Agenda 21, der BUND und die Sozialistische
Alternative) nach Durchsicht der Geschäftsberichte der Städtischen
Werke aus den vergangenen Jahren gestellt.
Die Gruppierungen
stellen eine einfache Rechnung auf: Das Leitungsnetz für Trinkwaser
beträgt in Kassel etwa 1000 km. 50 Jahre beträgt die Abschreibungszeit
für das Leitungsnetz. Das bedeutet, dass in der Regel jährlich
etwa ein Fünfzigstel des Netzes erneuert werden müsse,
das sind rund 20 Kilometer. Für einen Meter Trinkwasserleitung
seien etwa 400 Euro Kosten zu veranschlagen. Bei 20 Kilometern müssten
die Städtischen Werke jährlich um die acht Millionen Euro
investieren.
Das tun sie
aber nicht. In den Geschäftsberichten von 1999 bis 2003 ist
immer eine geringere Summe als 8 Millionen für die Investitionen
im Wasser-Bereich ausgewiesen worden. Im Jahr 1999 waren es immerhin
noch 7,2 Millionen Euro, ein Jahr später nur noch 6 Euro, in
2001 nur 4,7 Millionen Euro und im vergangenen Jahr 5,2 Millionen
Euro.
Wo bleibt der
Rest der notwendigen Investitionen? Haben die Leitungen jetzt eine
längere Lebensdauer?, fragen die vier Gruppierungen. Wird bei
den Investitionen gespart, um mehr Gewinn zu machen?
Die Städtischen
Werke gegen Entwarnung. "Das Kasseler Netz ist sicher",
so Sabine Winkels-Herding, Mitarbeiterin der Pressestelle. Von Verrottung
könne keine Rede sein. Den die Wasserleitungen würden
nicht nur aus dem Topf Investitionen erneuert. Dazu kämen die
Instandhaltungskosten und die Eigenmittel. So habe man im vergangenen
Jahr insgesamt 12 Millionen Euro in das Netz gesteckt. Jedes Stadtwerk
verfahre da anders bei der Kostenaufschlüsselung, so Winkels-Herding.
Zudem verfügten die Städtischen Werke über eine Netzüberwachung,
die Lecks punktuell bestimmen könne. Mithilfe der so genannten
Nachtausgangsanalyse überwache man seit 1991 das Netz.
Das geschähe
in den frühen Morgenstunden zwischen 3- und 4 Uhr, weil während
dieses Zeitraums das Netz am geringsten belastet sei. 75 Zähler
und 101 Zählwerke überprüften den Wasserdruck in
definierten Zonen. Wenn in eine Zone zu viel Wasser einlauf, könne
man von einem Leck ausgehen und dieses punktgenau reparieren. Durch
dies Kontrolle habe der Wasserverlust in Kassel auf 6,6 Prozent
reduziert werden können, so Winkels-Herding. Der Bundesdurchschnitt
liege wesentlich höher.
Die Kasseleer
müssten sich nach dem heißen Sommer auch keine Gedanken
über die Wasservorräte machen. Da das Wasser aus Tiefbrunnen
kommt, habe die Hitze keinen Einfluss auf die Vorräte, so Winkels-Herding.
Da müse es schon über Jahre wirklich heiß sein.
"Wir haben Wasser ohne Ende".
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