Wie das Kind
heißen soll, ist noch nicht entschieden. Bisher gab es nur
einen Arbeitstiitel "Wasserunion". Die Kasseler Städtische
Werke Aktiengesellschaft und die Energie-Aktiengesellschaft Mitteldeutschland
(EAM) wollen eine gemeinsame, neue Gesellschaft gründen. Es
geht dabei um die Versorgung mit einem der wichtigsten Lebensmittel:
Trinkwasser. Und auch die Entsorgung von Abwasser.
Die Stadtwerke
und der regionale Energieversorger wollen ihren jeweiligen Fach-
und Sachverstand vereinigen, um den Städten und Gemeinden in
der Region künftig attraktive und wettbewerbsfähige Angebote
für die Wasseerversorgung und Abwasserversorgung unterbreiten
zu können.
Die meisten
Kommunen stehen vor gewaltigen Aufgaben. Investitionen in Wasserleitungen
und Abwasserkanäle wurden über viele Jahre immer wieder
aufgeschoben. Vielerorts ist die Technik der Wassergewinnung und
-behandlung völlig veraltet, nicht selten fehlt qualifiziertes
Personal. Und vor allem fehlt den Städten und Gemeinden das
Geld für die dringend nötigen Investitionen.
Dazu kommt,
dass die strenge Trinkwasserverordnung gerade kleinen Gemeinden
den Umgang mit dem kostbaren Nass nicht gerade einfacher macht.
Die Qualitätsstandards zu garantieren, wird immer teurer und
zudem risikoreicher für die Veranstwortliche - haftbar ist
letztlich stets der Bürgermeister, wenn beim Trinkwasser etwas
schief geht.
Auf europäischer
Ebene ist absehbar, dass auch der Wassermarkt liberalisiert wird.
Dazu gehört, dass die Kommunen, die bisher hoheitlichen Aufgaben
künftig auch auf private Anbieter übertragen dürfen.
Für diesen Markt wollen sich die beiden lokalen Unternehmen
früheitig als Partner der Städte und Gemeinden profilieren.
Denn auch in
Deutschland steht nach den Vorstellungen der Wirtschaftsministerien
die Modernisierung der Wasserwirtschaft an. Derzeit gibt es hier
zu Lande rund 6700 Wasserversorgungs- Unternehmen und etwa 7000
Abwasserentsorgungs- Unternehmen.
Diese Kleinteiligkeit soll in absehbarer Zukunft aufgehobben werden.
In England und Wales wurde der Weg bereits beschritten. Aus einst
3500 Unternehmen sind heute zehn große Ver- und Entsorger
und 17 kleinere Versorger geworden.
Die Städtischen
Werke sind als Wasserlieferant qualifiziert, werden aber im Unland
mit Skepsis beobachtet. "Uns traut man das fachlich zu, aber wir
sind ungeliebt", sagt Werke-Vorstandschef Andreas Helbig. Die EAM,
die bisher nichts mit Trinkwasser zu tun hat, verfügt über
gute Kontakte in der Region und hat mit vielen zufriedenen Kunden
die Basis für Vertrieb und Kundenwerbund auch in neuen Geschäftsfeldern.
Den Kommunen,
die vor gewaltigen Investitionen stehen, "können wir eine gute
Hilfestellung leisten", sagt Wolf Hatje, EAM-Vorstandsmitglied.
Denn ein Wirtschaftsunternehmen habe andere Finanzierungs- und Abschreibungsmöglichkeiten
und die Geschäftsidee einer "Wasserunion" deshalb gute Aussichten
auf Erfolg. "Ich glaube", sagte Hatje zum Projekt, "dass das fliegen
wird".
Die Verträge
sind bereits in trockenen Tüchern. Jetzt soll das Vorhaben
auf den Weg gebracht werden - die notwendigen Entscheidungen haben
in den nächsten Wochen die Aufsichtsräte zu treffen.
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