"Unser Wasser- Kassel"
Initiative Bürgerbegehren gegen die Privatisierung von Wasser in der Region

HNA 14.3.2003

Konflikt um teures Wasser
Kartellbehörde schickt Städtischen Werken einen blauen Brief

von Helmut Krischmann und Beate Eder

 

Kassel/Vellmar. Zahlen die etwa 217 000 Kasseler und Vellmarer Einwohner möglicherweise zu viel fürs Wasser? Die Landeskartellbehörde jedenfalls wirft den Städtischen Werken Kassel sowie sieben anderen Wasserversorgern in Hessen zu hohe Wasserpreise vor. Die Behörde ist dem Umweltministerium unterstellt. Die Sprecherin des Hessischen Ministeriums für Umwelt, Landwirtschaft und Forsten, Manuela Scharfenberg, bestätigte, dass die Kartellaufsicht ein Verfahren gegen acht Wasserbetriebe eingeleitet hat. Der Vorwurf lautet auf Verdacht, eine marktbeherrschende Stellung zu missbrauchen.

Trotz mehrmaliger Anfragen unserer Zeitung war der Vorstand der Städtischen Werke gestern nicht im Stande, zu dem Vorgang etwas zu sagen. Vorstandsmitglied Andreas Helbig ließ durch seine Pressesprecherin Martina Kreuzkam erklären: "Wir möchten zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine Stellungnahme abgeben."

Zurzeit zahlen die Verbraucher 2,14 Euro pro Kubikmeter Wasser. Neben Kassel sind die Stadtwerke Gelnhausen, Gießen und Herborn, die Kreiswerke Hanau, die Enwag Wetzlar, der Wasserverband Oberer Rheingau sowie die Mainova in Frankfurt in die Kritik geraten. Die Kartellbehörde hat die betroffenen Unternehmen angeschrieben und sie um Stellungsnahme gebeten, sagte Scharfenberg. Bis April rechnen die Kontrolleure in Wiesbaden mit den Erklärungen der genannten Wasserversorger. Sollten die angegebenen Gründe die Aufsichtsbehörde nicht überzeugen, so kann die Behörde eine Senkung des Wasserpreises anordnen. Nach Informationen der HNA stellte die Kartellbehörde fest, dass die acht hessischen Wasserbetriebe das lebensnotwendige Nass bis zu 243 Prozent teurer verkaufen als vergleichbare Unternehmen in Deutschland.

Hessen gehöre zu den Bundesländern mit den höchsten Wasserpreisen. Verglichen wurden deutschlandweit mehr als 100 große und mittlere Wasserversorger. Die staatlichen Preiskontrolleure legten dabei bestimmte Kriterien zu Grunde. Beispielsweise die Frage, wie viel die Unternehmen in den vergangenen drei Jahren in die Substanzerhaltung investiert haben.

Der Kasseler Versorger waren schon einmal bei seinen Gaspreisen in die Kritik geraten. Im Jahr 2001 hatte die Kartellbehörde festgestellt, dass die Werke um 20 Prozent über den günstigsten Konditionen gelegen hätten. Hierfür kassierten die Städtischen Werke eine Abmahnung.

 

Kommentar
Helmut Krischmann

Auf die Finger geklopft
 

Haben die Städtischen Werke nichts dazugelernt? Schon 2001 hatte die Kartellaufsicht des hessischen Ministeriums dem Energieversorger auf die Finger geklopft.

Damals ging es ums zu teure Gas, jetzt ist es das Wasser. In beiden Fällen ist der Kunde vermutlich der Gelackmeierte. Dieser hat nicht nur ein Anrecht auf faire Preise, sondern auch auf eine öffentliche Begründung. Das Unternehmen müsste im gegenwärtigen Fall seine Preispolitik offen legen. Warum schweigt der Vorstand?

Es ist wichtig, dass es eine Behörde wie die Kartellaufsicht gibt. So können Auswüchse in puncto Preisentwicklung gestoppt werden.