Kassel/Vellmar.
Zahlen die etwa 217 000 Kasseler und Vellmarer Einwohner möglicherweise
zu viel fürs Wasser? Die Landeskartellbehörde jedenfalls
wirft den Städtischen Werken Kassel sowie sieben anderen Wasserversorgern
in Hessen zu hohe Wasserpreise vor. Die Behörde ist dem Umweltministerium
unterstellt. Die Sprecherin des Hessischen Ministeriums für
Umwelt, Landwirtschaft und Forsten, Manuela Scharfenberg, bestätigte,
dass die Kartellaufsicht ein Verfahren gegen acht Wasserbetriebe
eingeleitet hat. Der Vorwurf lautet auf Verdacht, eine marktbeherrschende
Stellung zu missbrauchen.
Trotz mehrmaliger
Anfragen unserer Zeitung war der Vorstand der Städtischen Werke
gestern nicht im Stande, zu dem Vorgang etwas zu sagen. Vorstandsmitglied
Andreas Helbig ließ durch seine Pressesprecherin Martina Kreuzkam
erklären: "Wir möchten zum gegenwärtigen Zeitpunkt
keine Stellungnahme abgeben."
Zurzeit zahlen
die Verbraucher 2,14 Euro pro Kubikmeter Wasser. Neben Kassel sind
die Stadtwerke Gelnhausen, Gießen und Herborn, die Kreiswerke
Hanau, die Enwag Wetzlar, der Wasserverband Oberer Rheingau sowie
die Mainova in Frankfurt in die Kritik geraten. Die Kartellbehörde
hat die betroffenen Unternehmen angeschrieben und sie um Stellungsnahme
gebeten, sagte Scharfenberg. Bis April rechnen die Kontrolleure
in Wiesbaden mit den Erklärungen der genannten Wasserversorger.
Sollten die angegebenen Gründe die Aufsichtsbehörde nicht
überzeugen, so kann die Behörde eine Senkung des Wasserpreises
anordnen. Nach Informationen der HNA stellte die Kartellbehörde
fest, dass die acht hessischen Wasserbetriebe das lebensnotwendige
Nass bis zu 243 Prozent teurer verkaufen als vergleichbare Unternehmen
in Deutschland.
Hessen gehöre
zu den Bundesländern mit den höchsten Wasserpreisen. Verglichen
wurden deutschlandweit mehr als 100 große und mittlere Wasserversorger.
Die staatlichen Preiskontrolleure legten dabei bestimmte Kriterien
zu Grunde. Beispielsweise die Frage, wie viel die Unternehmen in
den vergangenen drei Jahren in die Substanzerhaltung investiert
haben.
Der Kasseler
Versorger waren schon einmal bei seinen Gaspreisen in die Kritik
geraten. Im Jahr 2001 hatte die Kartellbehörde festgestellt,
dass die Werke um 20 Prozent über den günstigsten Konditionen
gelegen hätten. Hierfür kassierten die Städtischen
Werke eine Abmahnung.
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