Kassel. Wird
hinter den Kulissen der Energieversorger um eine Beteiliigung der
Energie-Aktiengesellschaft Mitteldeutschland (EAM) an den Städtischen
Werken Kassel verhandelt? In beiden Konzernzentralen wird abgewunken
- es gebe keine Gespräche und schon gar keine konkreten Verhandlungen
über eine Beteiligung
Gerüchte
um einen Einstieg der hochprofitablen EAM bei den Kasseler Stadtwerken
hatten neue Nahrung bekommen, nachdem der neue EAM-Chef Christian
Simon im Dezember 2002 öffentlich darüber nachgedacht
hatte, dass sich die EAM bereits 1999 beim Verkauf von Stadtwerke-Anteilen
trotz überzogener Forderungen zur Beschäftigungssicherung
hätte beteiligen sollen.
1999 war ein
Verkauf der Städtischen Werke an den EAM-Konzern gescheitert,
weil die Arbeitsnehmervertreter ihre Zustimmung verweigerten. Im
Jahr 2000 stiegen dann die Hamburgischen Electrizitäts-Werke
(HEW) und ihre Mehrheitsaktionärin, die staatliche schwedische
Vattenfall-Gruppe, bei den Kasseler Stadtwerken ein. Simon stellte
die Frage, was die Hamburger und der dahinter stehende Energieriese
Vasa Energy wohl mit dem 24,9-Prozent-Anteil in Kassel, fernab ihren
Zentralen möchten. Und bekundete das Interesse der EAM an einer
Beteiligung. Daran hat sich auch nichts geändert. "Klar wären
wir interessiert", sagt EAM-Kommunikationschefin Birgit Lohuis auf
HNA-Anfrage.
Doch daraus
wird wohl vorerst nichts. - Denn erstens würden sich die Hamburger
gerne das zweite große Stück vom Kasseler Stadtwerke-Kuchen
einverleiben. Und zweitens will die Stadt derzeit gar nicht verkaufen.
"Es gibt keine Verhandlungen", sagt im Rathaus Beteiligungsdezernent
und Kämmerer Dr.Jürgen Barthel. Den ersten Anteil hatten
die HEW zur Freude des Kämmerers und zum Wohle der leeren Stadtkasse
mit 110 Millionen Mark bezahlt. Für weitere 24,9 Prozent wurde
mit dem Segen des Stadtparlaments eine Option ausgehandelt.
Nach einem
Kniefall der Parteien vor der Gewerkschaft ÖTV im Jahre 1996
wurde nämlich ein Vertrag geschlossen, der bis 2006 lediglich
eine Beteiligung von 24,9 Prozent zuließ. Darüber wurde
inzwischen politisch anders entschieden. Doch im Rathaus will Dr.
Barthel "die Option im Augenblick nicht ausüben; aber sich
für die Zukunft "Entscheidungsmöglichkeiten offen halten".
Das Pokern
hat einen achtstelligen Hintergrund. Für das zweite Kuchenstück
würde deutlich weniger Geld in die Stadtkasse fließen,
weil der Preis an das Gesamtergebnis der Städtischen Werke
gekoppelt ist. Doch dieses Ergebnis leidet unter den miesen Zahlen
bei der Fernwärme. Schätzungsweise 35 Millionen Euro könnten
fällig werden. Die Hamburger könnten durch diesen günstigen
Preis die Gesamt-Rentabilität ihrer Kasseler Beteiligung deutlich
steigern. Aber die Stadt würde mit einem solch niedrigen Erlös
ein schlechtes Geschäft machen.
Weil die HEW-Option
aber bis Ende 2003 gilt, ist kaum vorstellbar, dass bis dahin ein
anderer Interessent zum Zuge kommen könnte ? auch wenn er mehr
Geld mitbrächte. Denkbar ist allenfalls, dass die beiden Energiekonzerne
hinter den lokalen Akteuren - Eon bei der EAM und Vasa Energy bei
HEW - auf die Idee kommen, ihre Beteiligungen zu arrondieren. Sollten
die Claims der Energieriesen neu abgesteckt werden, ruft dies sicher
die Kartellwächter auf den Plan. Wohl auch deshalb ist über
solche Gespräche in Kassel oder Hamburg nichts bekannt.
|