"Unser Wasser- Kassel"
Initiative Bürgerbegehren gegen die Privatisierung von Wasser in der Region

(epd, 10.7.2003)

Geplante «Wasserunion» sorgt für Streit in Kassel

 

 

Kassel (epd). Den Einstieg in die Privatisierung der Wasserversorgung werfen die Gegner einer geplanten «Wasserunion» der Stadt Kassel vor. Die Städtischen Werke Kassel und die Energie-Aktiengesellschaft Mitteldeutschland (EAM) wollen durch Gründung einer GmbH, an der beide zu je 50 Prozent beteiligt sind, den Umlandgemeinden ihre Dienstleistungen bei der Wasserversorgung und Entwässerung anbieten.

«Das ist ein Einstieg in die Privatisierung», warf Veronika Baier von der Attac-Regionalgruppe Kassel am Mittwochabend auf einer Podiumsdiskussion Stadtkämmerer Jürgen Barthel und Andreas Helbig, dem Vorstandsvorsitzenden der Städtischen Werke AG, vor. Eingeladen zur Diskussion hatte das Evangelische Forum.

Barthel wies den Vorwurf nachdrücklich zurück. Die geplante Union sei keineswegs ein Einstieg in die Privatisierung. Zwischen beiden Partner bestehe ein «Einigungszwang». Durch die Union wolle man das Wassergeschäft in der Region halten. Die EAM sei hierfür ein geeigneter Partner, da sie bereits mit vielen Gemeinden «verbandelt» sei.

Stefan Weiß, Umweltbeauftragter der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, äußerte die Befürchtung, dass die ortsnahe Versorgung der Gemeinden mit Trinkwasser in Gefahr geraten könne. Der Aufbau von Versorgungsnetzen sei eine Gefahr, da es im Falle einer Verunreinigung schwerer sei, die Ursache zu finden. «Die öffentliche Hand muss die Kontrolle über die Wasserversorgung behalten», forderte er. Bei einer Stilllegung von Quellen sei auch ein Nachlassen des Naturschutzes zu befürchten.

Ruth Gütter, Beauftragte für Entwicklungsdienst der EKKW, wies auf gescheiterte Privatisierungsprojekte für die Trinkwasserversorgung in Drittweltländern hin. Auch «Brot für die Welt» setze sich vehement gegen eine Privatisierung der Wasserversorgung ein. «Der Zugang zu Wasser ist ein Menschenrecht», wandte sich Gütter gegen eine kommerzielle Vermarktung. In England habe es nach einer Privatisierung eine «dramatische Verschlechterung der Trinkwasserqualität» gegeben.

«Die Entscheidung über die Art der Versorgung trifft die jeweilige Gemeinde», versuchte Andreas Helbig in der von häufigen Zwischenrufen unterbrochenen Diskussion zu beschwichtigen. Mit der Wasserunion bleibe die Entscheidungsgewalt über das Wasser in der Region.