Kassel (epd).
Den Einstieg in die Privatisierung der Wasserversorgung werfen
die Gegner
einer geplanten «Wasserunion» der
Stadt Kassel vor. Die Städtischen Werke Kassel und die Energie-Aktiengesellschaft
Mitteldeutschland (EAM) wollen durch Gründung einer GmbH,
an der beide zu je 50 Prozent beteiligt sind, den Umlandgemeinden
ihre Dienstleistungen bei der Wasserversorgung und Entwässerung
anbieten.
«Das ist ein Einstieg in die Privatisierung», warf
Veronika Baier von der Attac-Regionalgruppe Kassel am Mittwochabend
auf einer Podiumsdiskussion Stadtkämmerer Jürgen Barthel
und Andreas Helbig, dem Vorstandsvorsitzenden der Städtischen
Werke AG, vor. Eingeladen zur Diskussion hatte das Evangelische
Forum.
Barthel wies
den Vorwurf nachdrücklich zurück. Die
geplante Union sei keineswegs ein Einstieg in die Privatisierung.
Zwischen beiden Partner bestehe ein «Einigungszwang».
Durch die Union wolle man das Wassergeschäft in der Region
halten. Die EAM sei hierfür ein geeigneter Partner, da sie
bereits mit vielen Gemeinden «verbandelt» sei.
Stefan Weiß, Umweltbeauftragter der Evangelischen Kirche
von Kurhessen-Waldeck, äußerte die Befürchtung,
dass die ortsnahe Versorgung der Gemeinden mit Trinkwasser in Gefahr
geraten könne. Der Aufbau von Versorgungsnetzen sei eine Gefahr,
da es im Falle einer Verunreinigung schwerer sei, die Ursache zu
finden. «Die öffentliche Hand muss die Kontrolle über
die Wasserversorgung behalten», forderte er. Bei einer Stilllegung
von Quellen sei auch ein Nachlassen des Naturschutzes zu befürchten.
Ruth Gütter, Beauftragte für Entwicklungsdienst der
EKKW, wies auf gescheiterte Privatisierungsprojekte für die
Trinkwasserversorgung in Drittweltländern hin. Auch «Brot
für die Welt» setze sich vehement gegen eine Privatisierung
der Wasserversorgung ein. «Der Zugang zu Wasser ist ein Menschenrecht»,
wandte sich Gütter gegen eine kommerzielle Vermarktung. In
England habe es nach einer Privatisierung eine «dramatische
Verschlechterung der Trinkwasserqualität» gegeben.
«Die Entscheidung über die Art der Versorgung trifft
die jeweilige Gemeinde», versuchte Andreas Helbig in der
von häufigen Zwischenrufen unterbrochenen Diskussion zu beschwichtigen.
Mit der Wasserunion bleibe die Entscheidungsgewalt über das
Wasser in der Region.
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