"Unser Wasser- Kassel"
Initiative Bürgerbegehren gegen die Privatisierung von Wasser in der Region

HNA 17.12.2004

Druck für harten Sparkurs
Land überweist 4,5 Millionen Euro und fordert Einschnitte im Stadtetat

von Thomas Siemon


 

Kassel. Die freiwilligen Leistungen der Stadt Kassel müssen erneut auf den Prüfstand. Das fordert das Land Hessen. Die Stadt soll demnach noch mehr als bisher darauf achten, dass sie nur das absolut Notwendige ausgibt. Alles andere, so die deutliche Mahnung der Landesregierung, gehört auf den Prüfstand. Dazu zählen die Schwimmbäder, die öffentlichen Bibliotheken, die Bürgerhäuser, Kultureinrichtungen wie das Dock 4 und der immer wieder geforderte Bau neuer Sportstätten von der Turnhalle in Nordshausen bis zur Flutlichtanlage für einen Trainingsplatz auf der Marbachshöhe.

Selbst die Ausstellung zum 50-jährigen Bestehen der documenta müsste auf den Prüfstand, wenn die Kasseler Verwaltung die Vorgabe der Landesregierung eins zu eins umsetzen wollte.

Verbunden sind die mahnenden Worte allerdings mit einer guten Nachricht. Denn wer würde sich nicht freuen, wenn er pünktlich zum Weihnachtsfest ein Präsent im Wert von 4,5 Millionen Euro erhielte? Dies ist die Summe, die das Land überweisen will. Doch was für den Haushalt eines Privatmenschen ein enormer Betrag wäre, ist für den Etat einer hoch verschuldeten Stadt wie Kassel nur eine willkommene Finanzspritze. Das Geld kommt aus dem Landesausgleichsstock, einem sperrigen Begriff, der für ein kleines Stück aus dem Kuchen der hessenweiten Steuereinnahmen steht. Damit werden finanzschwache Kommunen wie Kassel oder Offenbach gefördert. Das Geld muss zum Abbau der Schulden eingesetzt werden.

Das waren in Kassel im vergangenen Jahr stolze 44,5 Millionen, die neu hinzu kamen. Deshalb wundert es auch kaum, dass die Zahlung der 4,5 Millionen Euro aus Wiesbaden mit einer deutlichen Mahnung verbunden ist. Dazu gehört eine intensivere Zusammenarbeit mit dem Landkreis Kassel. Ziel müsse es sein, die Kosten der Verwaltung zu senken. Stadtkämmerer Dr. Jürgen Barthel (SPD) verweist darauf, dass bereits erhebliche Anstrengungen zur Konsolidierung des Haushalts unternommen worden seien. Dies habe zuletzt der Landesrechnungshof bei einem Vergleich der hessischen Großstädte gelobt. Aus eigener Kraft könne Kassel das auf 332 Millionen angewachsene Altdefizit nicht abbauen.

Für einen Kahlschlag bei den Leistungen der Stadt für ihre Bürger gebe es keine politische Mehrheit. Gleichzeitig sei man in der Pflicht, die Infrastruktur weiter zu verbessern, um sich neben dem südhessischen Ballungsraum behaupten zu können. Ohne direkte Hilfen des Landes sei das nicht möglich.

er Streit um Einschränkungen für die Wirtschaftsbetriebe der Kommunen geht im neuen Jahr weiter. Im Wiesbadener Landtag erzwangen die Grünen eine dritte Lesung des Gesetzentwurfes, mit dem die CDU-Landesregierung Konkurrenz für den privaten Mittelstand durch öffentliche Unternehmen verhindern will.

Das Gesetz soll nun im Januar verabschiedet werden. Es verbietet Kommunen, Unternehmen zu eröffnen, wenn private Firmen die Aufgaben ebenso gut erfüllen können. Für die vor dem 1. April bestehenden Firmen gilt ein Bestandsschutz. Ausgenommen ist außerdem die so genannte Daseinsvorsorge, die von der Wasser-, Strom- und Gasversorgung über Personenverkehr und Müll bis zu Bildung und Kultur reicht.

SPD und Grüne kritisieren das Gesetz, weil es den Finanzen und der Selbständigkeit der Kommunen schade. (LHE)