"Unser Wasser- Kassel"
Initiative Bürgerbegehren gegen die Privatisierung von Wasser in der Region

HNA 24.2.2004

Entscheidung ist gefragt
Städtische Werke und EAM halten an Gründung Wasserunion fest

Von Jörg Steinbach

 

KASSEL. Viel Feind, viel Ehr': Trotz der geharnischten Proteste gegen eine Wasserunion wollen die beiden beteiligten Unternehmen die Idee nicht aufgeben. Die Kasseler Städtische Werke Aktiengesellschaft und die Energie-Aktiengesellschaft Mitteldeutschland (EAM) halten an dem Vorhaben fest, künftig gemeinsam Dienstleistungen in den Bereichen Trinkwasserversorgung und Entsorgung von Abwasser anzubieten.

In Kassel will eine Initiative jetzt mit einem Bürgerbegehren verhindern, dass es zu einer Privatisierung der Trinkwasserversorgung kommt. Davor hatte jüngst auch Hessens Ex-Ministerpräsident Holger Börner gewarnt. Und dabei kein Blatt vor den Mund genommen. Der Eon-Konzern, der Mehrheitseigner der EAM ist, sei für "sein Monopoldenken und seine verbraucherfeindliche Preispolitik bekannt", sagte Börner. Eon sei nicht den Verbrauchern, sondern den Aktionären verpflichtet, so die Mahnung des erfahrenen Politikers vor "privatem Gewinnstreben".

Stadtwerke und EAM warten jetzt auf die Entscheidung der Stadt. Doch mehrere Ausschüsse des Stadtparlaments schieben das brisante Thema seit Monaten unerledigt immer wieder auf die nächste Tagesordnung - die Wasserunion liegt auf Eis.

"Die Gründung der Wasserunion GmbH befindet sich in der Abstimmungsphase der städtischen Gremien", sagt dazu EAM-Sprecher Günther-Michael Birmes. Und stellt klar: Die Arbeit der Wasserunion habe keinerlei Auswirkungen auf die Wasserversorgung und die Abwasserentsorgung der Stadt Kassel - beides sei nicht Gegenstand der vorgesehenen Geschäftstätigkeit.

Die Aufgaben der gleichgestellten Gesellschafter Stadtwerke und EAM seien klar definiert. Im Rahmen der Kooperation würden die Städtischen Werke für die Technik zuständig sein. Der vorgesehene Arbeitsbereich der EAM Energie AG umfasse die Kundengewinnung und die kaufmännischen Themen. Seit Jahren sei die EAM bereits im Bereich Hersfeld-Rotenburg und in Gelnhausen erfolgreich für die Wasserversorgung verantwortlich.

"Wir wollen die Wasserunion", bekräftigt auch die Sprecherin der Städtischen Werke, Sabine Herms. Und deshalb wolle man eine politische Entscheidung des Stadtparlaments. Sollte sich die Stadtverordnetenversammlung dagegen aussprechen, müßten beide Unternehmen ihre eigenen Wege gehen, "was wir sehr bedauern würden", so Herms.

Die Stabilisierung der Wasserpreise, die Sicherung und Verbesserung der Wasserqualität und der Erhalt von Arbeitsplätzen würden im Mittelpunkt der Bemühungen stehen, betonen beide Unternehmen. Und: "Die Übernahme von Dienstleistungen und die Einbringung von fachlichem Know-how wird langfristig bei den Kommunen zu Kostenreduzierungen führen, die den Bürgern zugute kommen", ist EAM-Sprecher Birmes sicher.