"Unser Wasser- Kassel"
Initiative Bürgerbegehren gegen die Privatisierung von Wasser in der Region

HNA 11.2.2004

"Der Preis wird nicht steigen"
Jürgen Helduser über den Sinn einer Wasserunion,
die derzeit diskutiert wird

Von Florian Hagemann

 

Kassel. Die Wasserunion ist schon seit langem ein Thema - und stand als solches auch schon auf der Tagesordnung politischer Ausschüsse. Auch heute geht es im Ausschuss für Sicherheit, Recht, Integration und Gleichstellung der Stadt Kassel um die Wasserunion. Doch worum geht es da wirklich? Wir sprachen mit Jürgen Helduser von den Städtischen Werken.

Herr Helduser, was steckte genau hinter der Wasserunion?

Helduser: Die Europäische Union diskutiert eine Liberalisierung des Wassermarktes und damit eine Marktöffnung auch für internationale Großunternehmen. Zugleich gibt es seit 2003 eine sehr strenge Trinkwasserverordnung. Um die Auflagen zu erfüllen, bedarf es einer umfangreichen technischen Ausstattung. Die kann nicht jede Kommune aufweisen. Die Städtischen Werke Kassel können dies sehr wohl, die Umlandgemeinden jedoch nicht in vollem Umfang. Deshalb ist die Idee der Wasserunion entstanden.

Wie sieht die konkret aus?

Helduser: Wir schließen uns mit der EAM, der Energie-Aktiengesellschaft Mitteldeutschland, zusammen und bieten für die Umlandgemeinden die Wasserversorgung an. Die EAM ist in den Umlandgemeinden sehr präsent, sie dient daher als Partner, um unser Angebot auf dem Markt zu platzieren.

Das bedeutet: Die Wasserunion tritt nur in den Umlandgemeinden, nicht jedoch in der Stadt Kassel selbst auf?

Helduser: Das ist richtig, für Kassel selbst bleiben die Städtischen Werke allein verantwortlich für die Wasserversorgung der Menschen. Für sie wird sich nichts ändern.

Wohl aber für die Menschen in den Umlandgemeinden. Viele befürchten, dass der Wasserpreis steigt und es zu einer technischen Verwahrlosung kommt.

Helduser: Dem kann ich widersprechen. Der Wasserpreis wird nicht steigen, das zeigt die Erfahrung. Außerdem wird eine optimale Versorgung gewährleistet sein. Schließlich sind die Städtischen Werke weiterhin mit im Boot. Eine öffentliche Bindung wird somit stets vorhanden sein. Anders wäre es, wenn die Wasserversorgung allein private Anbieter übernähmen.

In den politischen Gremien wird das Thema nun diskutiert. Es gibt große Bedenken - erst gestern hat sich die SPD dementsprechend geäußert. Was wäre die Alternative zu der Wasserunion?

Helduser: Die Alternative wäre, dass alles beim Alten bleibt - mit der Folge, dass die kleineren Gemeinden die Auflagen der Trinkwasserverordnung nur schwerlich erfüllen können. Hier wäre es dann möglich, dass privte Anbieter die Verantwortung übernehmen. Dann könnten allerdings längst nicht so viele Synergieeffekte erzielt werden wie bei der Wasserunion. Es wird kein attraktiveres Angebot für die Kommunen geben als die Wasserunion.



Zur Person
 

Jürgen Helduser (64) ist Diplomvolkswirt und seit 1988 bei den Städtischen Werken in Kassel als Prokurist tätig. Helduser wäre der Kandidat für die Geschäftsführung einer möglichen Wasserunion.