"Unser Wasser- Kassel"
Initiative Bürgerbegehren gegen die Privatisierung von Wasser in der Region

HNA 19.2.2004

"Trinkwasser ist kein Wirtschaftsgut"

Ex-Ministerpräsident Holger Börner
warnt vor geplanter Privatisierung der Wasserversorgung in Kassel

 

 

Kassel. Die geplante Privatisierung von Wasserversorgung und Abwasserentsorgung in Kassel und Umgebung durch die Städtischen Werke und die Energie-Aktiengesellschaft Mitteldeutschland (EAM) sorgt seit Monaten für heftige Diskussionen.

Die sogenannte Wasserunion hat Holger Börner, Ex-Ministerpräsident und früherer Vorsitzender der SPD-Stadtverordnetenfraktion in Kassel, veranlasst, sich seit langen Jahren wieder zu einem kommunalpolitischen Thema zu äußern.

Herr Börner, die Kasseler Kommunalpolitik war lange für Sie tabu. Angesichts der geplanten Wasserunion geben Sie jetzt Ihre Zurückhaltung auf. Warum?

Holger Börner: Wenn ich heute davon abweiche, dann deshalb, weil ich erfahren habe, dass die Städtischen Werke Kassel die Kasseler Wasserversorgung an den Eon-Konzern, den Mehrheitseigner der EAM verkaufen wollen.

Woher stammt diese Information?

Holger Börner: Sie stammt aus Kreisen des Kasseler Rathauses.

Was spricht gegen eine Privatisierung der Wasserversorgung?

Holger Börner: Trinkwasser ist kein Wirtschaftsgut. Mit einem Verkauf wird die Entscheidung über die Wasserversorgung von den gewählten Stadtverordneten auf einen Konzern übertragen, der für sein Monopoldenken und seine verbraucherfeindliche Preispolitik bekannt ist.

Ein Konzern, auf den die Stadt keinen Einfluss hätte.

Holger Börner: Genau. Eon ist nicht den Verbrauchern, sondern seinen Aktionären verpflichtet. Eine verantwortungsvolle Kommunalpolitik muss das berücksichtigen.

Was lässt Sie so pessimistisch sein?

Holger Börner: Die Erfahrungen mit der Privatisierung in England unter der Regierung Thatcher. Sie ist ein warnendes Beispiel für den Weg von einer den Bürgern verpflichteten Politik zu privatem Gewinnstreben.


Zur Person
 

HOLGER BÖRNER (73) war von 1976 bis 1987 hessischer Ministerpräsident. Der Kasseler Stadtverordnetenversammlung gehörte der Sozialdemokrat von 1956 bis 1972 an. Von 1960 an führte Börner, der auch Bundesgeschäftsführer seiner Partei war, neun Jahre lang die SPD-Fraktion im Kasseler Rathaus. Holger Börner ist Ehrenvorsitzender der Friedrich-Ebert-Stiftung.