"Unser Wasser- Kassel"
Initiative Bürgerbegehren gegen die Privatisierung von Wasser in der Region

HNA 6.7.2004

"Bärendienst für Gemeinden"
Kritik an geplanter Gesetzesänderung - Land will mehr Wettbewerb erreichen


 

Lohfelden / Niestetal / Kaufungen. Niestetals Bürgermeister Rudi Merwar spricht von einem Bärendienst , den die Landesregierung den Kommunen leiste. Merwars Kritik richtet sich gegen eine geplante Änderung der Gemeindeordnung, mit der Städten und Gemeinden bei der Gründung neuer Gesellschaften engere Grenzen gezogen werden. So sollen Privatunternehmen Vorrang genießen, wenn sie Aufgaben genauso gut erledigen können wie Kommunen.

Ausgenommen davon sind gesetzliche Aufgaben der Gemeinden in den Bereichen Bildung, Gesundheit, Soziales, Sport sowie Abfall- und Abwasserbeseitigung. Der Gesetzentwurf, der nächste Woche im Landtag beraten wird, gilt aber erst bei Neugründungen oder Erweiterungen. Für kommunale Betriebe, die bis 1. April 2004 gegründet wurden, gilt Bestandsschutz.

Wasserversorgung ist ein Aufgabenfeld, das künftig auf dem Prüfstand steht. Die Gemeinde Lohfelden betreibt diese in Eigenregie und will das auch weiterhin tun, da es sich für Bürgermeister Michael Reuter um einen "hochsensiblen Bereich" handelt. Sich wirtschaftlich zu betätigen halte er für legitim, schließlich könne die Kommune daraus freiwillige Leistungen für die Bürger finanzieren, beispielsweise zusätzliche Kindergartenplätze. Sein Kollege Merwar ist der ansicht, die Rechnung mit der Privatisierung kommunaler Aufgaben gehe nicht auf. Niestetal habe geprüft, ob Arbeiten auf den Friedhöfen an Private vergeben werden sollten. Im Ergebnis hätten die Anbieter sich die "Rosinen herauspicken" wollen.

Kaufungens Bürgermeister Peter Klein meint, das Land tue sich mit der Gesetzesänderung keinen Gefallen. Kommunen stünden im Wettbewerb, seien gefordert, sich wirtschaftlich zu behaupten. Diese Chance müsse ihnen bleiben.

Der Sprecher des Innenministeriums, Michael Bußer, betont, es gehe nicht darum, den Kommunen Fesseln anzulegen. Entscheidend seien vielmehr zwei Aspekte, so Bußer. Zum einen gehe es um mehr Transparenz. Kommunalpolitiker sollen in den Parlamenten regelmäßig informiert werden, was in den kommunalen Gesellschaften vor sich geht. Das zweite Ziel sei, einen fairen Wettbewerb zwischen Kommunen und heimischem Handwerk zu ermöglichen. Deshalb wolle die Landesregierung, dass vor Gründung eines kommunalen Betriebes genau geprüft wird, ob damit eine Konkurrenz für Handel und Handwerk erzeugt wird. Der Handwerkskammer Kassel geht der Gesetzentwurf nicht weit genug. Die Kammer beklagt ungleiche Wettbewerbsvoraussetzungen. Anders als Handwerksbetriebe unterlägen die Kommunen nämlich nicht dem Risiko, pleite zu gehen. (KRI)

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Trinkwasser Unternehmen: Eigenbetrieb Wasserversorgung der Gemeinde Lohfelden
  Aufgabe: Trinkwasser bereitstellen
  Mitarbeiter: 9
  Umsatz: Summe der Erträge und Aufwendungen in 2004:
1,2 Millionen Euro, davon reiner Wasserverkauf in Höhe von 950 000 Euro.
Der Eigenbetrieb wird dieses Jahr 700 000 Euro investieren.
  Aufsicht: Betriebskommission, bestehend aus Mitgliedern der gemeindlichen Gremien
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