Vor
nunmehr sechs Jahren wurde der Markt für die Elektrizität liberalisiert.
Anfangs sanken die Strompreise drastisch, doch inzwischen sind
sie wieder auf altem Niveau. Das ist den Stromkonzernen nicht
genug. Vattenfall will die Gebühren für die Nutzung seines Stromnetzes
ab 2005 um satte 28 Prozent erhöhen - die anderen drei Großkonzerne,
Eon, RWE und EnBW, werden ziemlich sicher folgen. Seit Jahren
nutzen die Konzerne, die die Verbundnetze kontrollieren, eiskalt
ihre Marktmacht aus. Das ist nur verständlich.
Völlig
unverständlich ist, warum die Regierung sie gewähren lässt. Deutschland
ist das einzige EU-Land, das noch immer nicht über eine Regulierungsbehörde
für den Strommarkt verfügt. Zwar soll so eine Aufsicht nun entstehen,
doch der Gesetzentwurf von Wolfgang Clement lässt nicht Gutes
ahnen. Denn darin werden der Aufsicht kaum Möglichkeiten gelassen,
den Machtmissbrauch zu stoppen. Clements eigene Monopolkommission
kann "in dem Entwurf keine substantielle Verbesserung erkennen".
Ein vernichtendes Urteil
Inzwischen
haben die vier Oligarchen sich den Markt gut aufgeteilt. Durch
Beteiligung an Stadtwerken festigen sie Marktmacht fast wie zu
Zeiten der Gebietsmonopole. Und wenn das Kartellamt eine Übenahme
verbieten will, wie im Fall des kaufs von Ruhrgas durch Eon,
dann erteilt Clement eben selbst die Erlaubnis.
Dahinter
steckt das Kalkül der SPD, dass Deutschlands Wirtschaft "nationale
Champions" brauche, die auf dem Weltmarkt expansionsfähig sind.
In dieser Logik steht Deutschlands ganze Volkswirtschaft im Wettbewerb
der Nationen. Eine sicht, die "einer militärischen Politiktradition
entstammt", wie die Monopolkommission treffend bemerkt. Die Zeche
zahlen die Kunden sowie kleine Konkurrenten. Überdies fördert
die Pflege satter Konzerne kaum Innovationen. Da kann es sich
die SPD noch so groß auf die Fahnen schreiben.
Die
Grünen haben dem wenig entgegenzusetzen. Kommt es hart auf hart,
ziehen sie sich auf die Umweltaspekte der Stromversorgung zurück.
Eine ärgerliche Arbeitsteilung.
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