"Unser Wasser- Kassel"
Initiative Bürgerbegehren gegen die Privatisierung von Wasser in der Region

HNA, Leserbriefe, 3.3.2004

Den Anfängen wehren

Zur anhaltenden Diskussion um die Privatisierung der Wasserversorgung

 

Wir als "bestimmte Kreise" lancieren keine "Falschmeldungen". Wir nehmen einfach nur zur Kenntnis, was in der Welt auf dem Wassersektor passiert. Und versuchen mit unserern bescheidenen Mitteln, Anfängen zu wehren. Ist etwa die EAM nicht zu über 80 Prozent in der Hand des eon-Konzerns? Ist der eon-Konzern nicht auf dem Weg von Vorbildern wie RWE, Vivendi und anderen, ins weltweite Wassergeschäft einzusteigen?

Herr Börner hat auf die Erfahrung mit Privatisierung in England hingewiesen. Frau Gütter in ihrem Leserbrief auf die Praxis in Ländern des Südens. Der Wasserkrieg von Cochabamba (Bolivien) liefert eine weitere Facette der Ereignisse: Nach Privatisierung dort trat Teuerung ein, Widerstand wurde niedergeknüppelt. Es gab Tote. Der beteiligte US-Konzern Bechtel musste raus auf Bolivien. Über eine Briefkastenfirma in den Niederlanden erhob er dann Klage gegen den bolivianischen Staat mit dem Ziel, Ersatz für entgangene Gewinne durchzusetzen. Dies auf der Grundlage eines bilateralen Vertrages zwischen den Niederlanden und Bolivien. Wenn das nicht parasitäres Wirtschaften ist! (...)

Gisela und Heinrich Triebstein, Kassel

 

 

Man kann Herrn Börner wohl nicht genug danken für die Veröffentlichung der ihm bekannt gewordenen Pläne zur Privatisierung der Wasserversorgung Kassels. Herrn Schönborns Dementi sehe ich eher als Eingeständnis. An vielen Orten, an denen eine vergleichbare Entwicklung lief, blieb den Bürgern meist nur die recht kurze Reaktionszeit von sechs Wochen nach Beschluss-Veröffentlichung (Bürgerbegehren) oder anschließende, langwierige juristische Auseinandersetzungen. Als einem der Träger einer starken, parteiübergreifenden Bürgerinitiative in Volkmarsen war es mir vergönnt, einen tieferen Einblick in diese Problematik zu nehmen. Es ist mir unfassbar, dass politische Verantwortliche für einen Judaslohn Konzerne über das elementarste Gut Wasser verfügen lassen. (...)

Die Lehren, die ich ziehe, sind die folgenden: Das in den Städten und Gemeinden vorhandene Vermögen reichen zu ihrer Entschuldung nicht aus, hierzu ist die große Politik gefragt. Im Verantwortungsbereich der Kommunen dagegen sehe ich die Verpflichtung zu eiserner Sparsamkeit und zum Durchhalten, bis Lösungen vorliegen. Denn wenn wir so weiterwirtschaften wie bisher, werden bald ausschließlich fremde Kapitalgeber die Politik diktieren.

Dr. Felix Lion, Volkmarsen