"Unser Wasser- Kassel"
Initiative Bürgerbegehren gegen die Privatisierung von Wasser in der Region

BBU-Wasserrundbrief Nr. 792 vom 1.4.2005

Geteiltes Echo auf den Antiprivatisierungskurs der GRÜNEN


 

Der GRÜNE Gesetzesantrag ist allseits mit Erstaunen aufgenommen worden. Über Jahre hinweg haben DIE GRÜNEN zwar eine Liberalisierung von Wasserdienstleistungen abgelehnt, gegen eine Privatisierung aber kaum etwas einzuwenden gehabt (s. RUNDBR. 791/2, 714/1, 573/3-4). Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) zeigte sich bereits „entsetzt“: „Der grüne Zickzack-Kurs in der Wasserwirtschaft“ sei „typisch für das derzeitige rot-grüne Chaos“ und gefährde massiv die Investitionssicherheit und damit die angestrebte Modernisierung der Wasserwirtschaft in Deutschland, tönte der BDI erwartungsgemäß. Aber auch der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) und der Bundesverband der Deutschen Gas- und Wasserwirtschaft äußerten sich alles andere als erfreut. Da eine weitere Privatisierung der Stadtwerke nicht zu verhindern sei, müssten bei einem Verbot weiterer Privatisierungen im Wassersektor die Wasserwerke aus dem Stadtwerkeverbund herausgelöst werden, „was zu Synergieverlusten führen“ werde, zeigten sich VKU und BGW überzeugt. Die Folge seien drohende Wasserpreiserhöhungen und eine Verschlechterung der Wettbewerbsposition der deutschen Wasserwirtschaft. Demgegenüber erhielten DIE GRÜNEN für ihren unerwarteten Vorstoß seitens der Dienstleistungsgewerkschaft verdi und der Umweltverbände ungeteilten Beifall:

„Endlich machen die Grünen Nägel mit Köpfen und beenden ihren unsäglichen Wankelkurs gegenüber der Selbstverwirklichung des großen Kapitals in der deutschen Wasserwirtschaft!“,

begrüßte beispielsweise SEBASTIAN SCHÖNAUER, Sprecher des Bundesarbeitskreises Wasser des BUND die jetzt erfolgte eindeutige Positionierung der GRÜNEN. Einzig das Städtebündnis „Wasser in Bürgerhand“, das ebenfalls die Privatisierung und Kommerzialisierung der kommunalen Wasserwirtschaft kategorisch ablehnt (s. 792/1, 765/1, 757/1), zeigte sich gegenüber den GRÜNEN weiterhin misstrauisch. Die Vorlage des GRÜNEN Gesetzesentwurfs sei „nur ein wahltaktisches Manöver“ im Hinblick darauf, dass nach einer im letzten Jahr veröffentlichten VKU-Umfrage 61 Prozent der Deutschen einer „Wasserprivatisierung“ skeptisch gegenüber stehen.

„Die blass-grüne Führungsriege weiß genau, dass sie mit ihrem Vorhaben in der rosa-oliven Koalition keine Chancen hat. Das Städtebündnis Wasser in Bürgerhand ist nicht bereit, die wasserpolitischen Taschenspielertricks der NATO-oliven Wahlkampfstrategen mitzutragen“,

bekräftigte ein Sprecher des Städtebündnisses sein Misstrauen gegenüber dem neuen Kurs der Bundestags-GRÜNEN in der Wasserwirtschaft. Angesichts der hitzigen Debatten reagierten die großen Wasserkonzerne bemerkenswert cool. In einer uns vorliegenden Stellungnahme zu einem demnächst anstehenden Hearing der GRÜNEN Bundestagsfraktion zu ihrem Gesetzesentwurf zeigt sich beispielsweise RWE AQUA/THAMES WATER davon „überzeugt, dass eine Privatisierung der Wasserwirtschaft nicht mehr aufzuhalten ist“. Rückenwind erhalte man aus Brüssel. Auf EU-Ebene hätten die Privatisierungsbefürworter die Mehrheit. Die derzeit mit Spannung erwartete Entscheidung von Parlament und Kommission zur Zukunft der kommunalen Daseinsvorsorge in Europa werde für Klarheit sorgen. „Der rückwärtsgewandte Gesetzesentwurf“ der GRÜNEN würde sich dann erübrigen.