"Unser Wasser- Kassel"
Initiative Bürgerbegehren gegen die Privatisierung von Wasser in der Region

HNA 20.4.2005

Soldaten weg, Wasser teurer?

Bundeswehrabzug bringt Gemeinde Fuldatal Minus bei Wasser und Abwasser

von Peter Ketteritzsch


 

Fuldatal. Wenn im März 2008 die letzten Soldaten die Fritz-Erler-Kaserne in Rothwesten verlassen, werden nicht nur die Zeiten für die Wirtschaft in Fuldatal härter. Auch die Gemeinde selbst wird das Ende des Bundeswehrstandortes finanziell zu spüren bekommen.

45 000 Euro stellten die Gemeindewerke der Bundeswehr im Jahr 2003 für die Lieferung von Trinkwasser in Rechnung, hinzu kamen 82 000 Euro für die Beseitigung des Abwassers. Macht 127 000 Euro an Einnahmen für die Gemeinde.

Dieses Geld wird spätestens ab 2008 fehlen. Der Wasserverbrauch in einer verlassenen Kaserne tendiert gegen Null. Und Abwasser ist dann auch kaum noch zu beseitigen. Auf die Gemeinde kommt bei den Einnahmen aus Wasser- und Abwassergebühren also ein deutlicher Verlust zu.

Da die Gebühren jedoch kostendeckend sein müssen, werden die Fuldataler nach dem Abzug möglicherweise mehr zahlen. Zurzeit berechnet die Gemeinde für den Kubikmeter Wasser 1, 86 Euro. Für die Beseitigung des Abwassers werden pro Kubikmeter 3,37 Euro fällig.

Bürgermeisterin Anne Werderisch (FDP) will im Gespräch mit unserer Zeitung von Gebührenerhöhungen zurzeit noch nichts wissen. Sie geht davon aus, dass die Kaserne auch in Zukunft genutzt wird. Von wem und wann, ist allerdings offen. Dass die Gemeinde wieder einmal so viel Wasser liefern und Abwasser beseitigen wird wie jetzt, ist allerdings sehr unwahrscheinlich.

Als Problem wird sich ab 2008 zudem die Kläranlage in Wilhelmshausen erweisen. Bei ihrem Bau hat man sich ganz an den Bedürfnissen der Bundeswehr orientiert. Nach der Schließung des Standortes in drei Jahren wird die Kläranlage, die sämtliche Abwässer der Fritz-Erler-Kaserne aufnimmt, viel zu groß sein.

Ein Blick auf die Zahlen macht dies deutlich. Zurzeit werden in Wilhelmshausen die Abwässer von gut 2600 Menschen geklärt: die von 1425 Soldaten und zivilen Beschäftigten der Bundeswehr sowie die der Einwohner von Wilhelmshausen (920) und Knickhagen (280).

Übrig bleiben nach dem Abzug lediglich die Hinterlassenschaften der 1200 Bewohner beider Ortsteile. Man müsse klären, ob die Anlage unverändert auch mit geringerer Auslastung betrieben werden kann oder eine Nachrüstung fällig werde, so Werderisch. Generell bemühe man sich bei der Abwasserbeseitigung um die Zusammenarbeit mit anderen Gemeinden. Die ist im Fall der Kläranlage Wilhelmhausen allerdings nicht möglich.

Weit und breit gibt es keinen Ort, für den es sich lohnte, seine Abwässer in der Fuldataler Anlage klären zu lassen. Die ersten Auswirkungen des Bundeswehr-Abzuges auf die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung werden wahrscheinlich schon bald spürbar werden. Noch in diesem Jahr verlassen, wie berichtet, 700 Soldaten des Panzerflugabwehrraketenbataillons 300 den Standort.

 

Kommentar

Vor Ort wird gezahlt Peter Ketteritzsch über die Folgen des Abzuges

 

 

Stück für Stück tritt nun zu Tage, welche negativen Folgen der Abzug der Bundeswehr für die Gemeinde in Fuldatal haben wird.

Es ist eben nicht nur der Bäcker oder der Maler, den die Berliner Entscheidung wirtschaftlich ins Mark trifft. Auch die Gemeinde selbst macht einen Draufleger. Und damit mittelfristig alle Menschen, die in Fuldatal leben. Auch wenn Bürgermeisterin Werderin noch nichts davon hören will: An einer Erhöhung der Gebühren für Wasser und Abwasser wird man wohl kaum vorbeikommen.

Sollte es wirklich so weit kommen, dann dürfen die Bürger ihren Frust allerdings nicht bei der Gemeinde und ihren Repräsentatnen abladen. Sie sind das letzte Glied in der Kette. Sie müssen den Kopf für Entscheidungen hinhalten, für die sie nicht verantwortlich sind. Doch das ist man in allen Rathäusern ja leider gewohnt. In Berlin wird entschieden, und vor Ort wird gezahlt.