"Unser Wasser- Kassel"
Initiative Bürgerbegehren gegen die Privatisierung von Wasser in der Region

HNA 18.8.2005

Wasserpreise in Nordhessen
Niestes Nass ist billig

Frank Thonicke


 

Kassel. Wasser ist ein kostbares Gut, heißt es. Für die Einwohner von Waldkappel (Werra-Meißner-Kreis) ist es besonders teuer. Waldkappel liegt bei den Wasserpreisen mit 7,30 Euro für den Kubikmeter Frisch- und Abwasser in Nordhessen an der Spitze. Besonders billig ist es in Niestetal (3,12 Euro) und Baunatal (3,36 Euro, beide Landkreis Kassel). Die Stadt Kassel liegt mit einem Preis von 4,41 Euro für den Kubikmeter im guten Mittelfeld. Das geht aus einer Umfrage der Industrie- und Handelskammer Kassel unter allen nordhessischen Kommunen hervor, die gestern vorgestellt wurde. Zum ersten Mal wurde damit ermittelt, wo wie viel fürs Wasser bezahlt werden muss.

Beim Frischwasser sind die teuersten Kommunen Waldkappel, Wahlsburg und Hessisch Lichtenau (alle Werra-Meißner-Kreis). Am günstigsten sind hier Battenberg (Waldeck-Frankenberg), Münchhausen (Marburg-Biedenkopf) und Körle (Schwalm-Eder-Kreis).
Beim Abwasser müssen die Einwohner von Trendelburg (Landkreis Kassel), Amöneburg (Marburg-Biedenkopf) und Berkatal (Werra-Meißner) am tiefsten in die Tasche greifen. Am wenigsten muss man fürs Abwasser in Vellmar (Landkreis Kassel) Baunatal (Landkeis Kassel) und Kirchhain (Marburg-Biedenkopf) zahlen.

Insgesamt ist das Wasser in Hessen sehr teuer. Hessen liegt beim Frischwasser um fast 15 Prozent und beim Abwasser um fast 50 Prozent über dem Bundesdurchschnit - und der ist schon hoch. In Deutschland ist das Wasser fast vier Mal so teuer wie etwa in den USA.
Zwischen den Kommunen gibt es in Nordhessen Preisunterschiede von bis zu 300 Prozent. Als Ursache für das teure Wasser gelten topografische Gründe (schwierige Wassergewinnung), das EU-Recht (Kläranlagen dürfen nicht in Naturschutzgebieten liegen, teilweise muss das Wasser zu ihnen hoch gepumpt werden) und die kostspielige Aufbereitung zum Trinkwasser.

Vor allem aber wollen manche Kommunen mit dem Wasser Geld verdienen, ihren Haushalt sanieren. IHK-Hauptgeschäftsführer Walter Lohmeier kritisiert denn auch, dass die gewaltigen Preisunterschiede nicht mit der Topografie zu erkären sind. Es sei "absolut nicht in Ordnung", dass ein Bundesland wie Hessen, in dem es genug Wasser gebe, bei den Preisen weit über dem Bundesschnitt liege. Lohmeier: "Man wird mit den Kommunen, die so teuer sind, reden müssen."

Wie kann es für den Verbraucher billiger werden? Die Industrie- und Handelskammer sieht die Lösung einfach in mehr Wettbewerb. Der Betrieb des Leitungsnetzes könnte beispielsweise ausgeschrieb en werden. Wettbewerb könnte die Preise zum Purzeln bringen, ohne dass die Qualität des Wassers leide. Bisher kann der Verbraucher allerdings anders als beim Strom beim Wasser nicht zwischen verschiedenen Anbietern wählen.


Quelle: HNA, 18.8.2005 (nach einer Umfrage der IHK-Kassel)