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Nieste
/ KASSEL. Martin Kiok, Vorstandsmitglied der Städtischen
Werke AG in Kassel, nahm einen Bohrschrauber des Niester Gemeindebauhofs
zur Hand und entfernte die Schrauben des Protestschildes am
Ortsausgang von Nieste. "Kein Wasserraubbau im Niestetal",
so stand darauf zu lesen. Seit vorigen Freitag steht die Tafel
nicht mehr.
Die Städtischen
Werke und die Gemeinde Nieste zogen damit einen Schlusstrich
unter einen 30 Jahren dauernden Konflikt ums
Niestewasser. Die Gemeinde erkennt die Rechte der Werke an, die
Werke wiederum verzichten darauf, Wasser aus zwei Tiefbrunnen
zu gewinnen.
Zugleich
unterschrieben Werke-Vorstand Kiok und Niestes Bürgermeister
Edgar Paul einen Vertrag, der die Notwasserversorgung Niestes garantiert.
Der Kontrakt sieht vor, dass die Niester Einwohner Trinkwasser
aus dem Netz der Städtischen Werke erhalten, sollte der gemeindliche
Brunnen gestört sein. Im Gegenzug wird die Gemeinde sich laut
Beschluss des Parlaments an den Betriebskosten beteiligen, die
den Werken für ihre Dienstleistung entstehen. Um die Notwasserversorgung
zu ermöglichen, werden die Kasseler Wasserversorger nämlich
in Nieste ein kleines Wasserwerk bauen, wie Dr. Achim Richter,
Leiter Wassergewinnung bei den Städtischen Werken, erläuterte.
Kommunen, so Richter, seien nach der Trinkwasserverordnung verpflichtet,
für den Notfall ein zweites Standbein aufzubauen.
Zentrales
Argument für die Gemeinde Nieste, die Streitaxt
zu begraben, sei die Entscheidung der Werke gewesen, die Tiefbrunnen
3 und 6 im Oberen Niestetal stillzulegen, betonte Bürgermeister
Paul. Die Diskussion habe sich immer auf die oberflächennahe
Wassergewinnung konzentriert. Dass die Werke aber noch die Möglichkeit
gehabt hätten, zusätzlich zur Quellförderung Wasser
aus der Tiefe zu gewinnen, habe wie ein Damoklesschwert über
dem Oberen Niestetal geschwebt.
Mit
der Stilllegung der beiden Brunnen werde sich der Grundwasserspiegel
im Niestetal anheben, meinte Richter.
Die Frage, ob der Niestebach nun künftig das ganze Jahr über
Wasser führt, könne er nicht beantworten, so der Wasserexperte
der Werke. Richter: "Das wird die Natur regeln." (KRI)
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Bis auf das
Jahr 1974 geht der Streit zurück. Zankapfel war die Menge Wasser,
die die Werke aus dem Niestetal abzapfen dürfen. Um den Schutz
des Wasserhaushalts und des Ökosystms besorgte Niester Bürger sahen
in übermäßiger Wasserförderung durch die Werke den Grund dafür,
dass der Bach bei niederschlagsarmen Zeiten auf weiten Abschnitten
austrocknete.
1997 schlossen
Werke und Regierungspräsidium einen Vergleich, der den Umgang
der Wassergewinnung im Niestetal regelt. Die Gemeinde hat den
Vergleich anerkannt, die Werke beantragen ihrerseits kein Wasserrecht
für die Tiefbrunnen 3 und 6. (KRI) |