Kassel. Ein
Konzern schweigt. Die Kasseler Verkehrs- und Versorgungs GmbH
(KVV), ansonsten kommunikationsfreudig und großzügig
mit Pressemitteilungen, hat über einen wichtigen Beschluss
des Aufsichtsrats zum Dienstvertrag des Chefs nicht informiert.
Mit großer Mehrheit hat der Aufsichtsrat jüngst beschlossen,
die erfolgsgebundene Gratifikation des Vorstandsvorsitzenden
Andreas Helbig und dessen Abfindung bei Ausscheiden zu erhöhen.
Während die Kasseler Verkehrs-Gesellschaft (KVG) nach der ersten verlorenen
Ausschreibung für die Buslinien ins Niestetal (HNA berichtete) mit dem Rücken
zur Wand steht, wird Helbig künftig 13 000 Euro jährlich mehr verdienen
können und nach 15 Jahren Dienst zwei Jahresgehälter als Abfindung
bekommen. Und dies, obwohl es bei dem Nahverkehrsunternehmen um Arbeitsplatzabbau
gehen wird, sollte im Herbst eine weitere wichtige Ausschreibung an ein anderes
Unternehmen gehen.
Auch
auf Nachfrage der HNA möchte der Konzern dazu nichts sagen. "Keine öffentliche
Stellungnahme", lässt KVV-Unternehmenssprecher Andreas Schönborn
ausrichten. Das sei eine rein unternehmensinterne Angelegenheit.
Helbig,
seit zehn Jahren an der Spitze des Konzerns, war kürzlich vom Aufsichtsrat
einmütig für weitere fünf Jahre zum Vorsitzenden der Geschäftsführung
bestellt worden. Jetzt wollte der Chef mehr Geld: 180 000 Euro statt bisher 163
000 Euro jährliches Grundgehalt, dazu eine Gratifikation von mindestens
30 000 Euro (bisher 21 000) und maximal 90 000 Euro (bisher 77 000) sowie eine
Abfindung von 2,5 Jahresgehältern nach 15 Dienstjahren (bisher 1,5).
Daraus
wurde im Aufsichtsrat ein Kompromiss. Kein höheres Grundgehalt, aber
eine höhere Gratifikation und zwei Jahresgehälter nach 15 Dienstjahren.
Dafür stimmten dem Vernehmen nach auf der Arbeitgeberbank auch die Mandatsträger
von CDU und Bündnisgrünen - und die Arbeitnehmervertreter. Die SPD-Vertreter
lehnten das Ansinnen ab. Dass angesichts drohender Entlassungen bei der KVG ausgerechnet
die Arbeitnehmervertreter die Erhöhung der Chefbezüge mittragen, kann
auch Ver.di-Gewerkschaftssekretär und Aufsichtsratsmitglied Manfred Eckhardt
nur schwer erklären: "Es passt eigentlich nicht in die Zeit." Aber
in der Vergangenheit sei gerade bei der KVG vieles zum Nutzen der Beschäftigten
geregelt worden - im Einvernehmen zwischen Betriebsrat und Unternehmensleitung. "Das
ist ein Geben und Nehmen", sagt Eckhardt.
Für andere Aufsichtsräte war der Kompromiss beim Chefgehalt auch deshalb
tragbar, weil Helbig gute Arbeit geleistet habe und man die Angelegenheit im
Interesse des Konzerns schnell lösen wollte. Am Dienstag, 19. Juli, will
die KVG die Bilanz 2004 präsentieren.
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