HNA 11.5.2005
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Leserbriefe
zum Thema
Wasser-
einsparen oder mehr verbrauchen?
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Die
Behauptung des so genannten Experten Hans-Jürgen Leist,
es gebe genügend Grundwasser, ist eine unhaltbare Pauschalisierung.
Der Bachoberlauf der Nieste fällt im Sommer und Herbst
trocken, seit die Städtischen Werke dort große Mengen
Trinkwasser für Kassel fördern. Im Bereich des Reinhardwalds
und des Habichtswalds mehren sich die Hinweise, dass Quellen
und Bachoberläufe häufiger beziehungsweise länger
trocken fallen, seit dort verschiedene Gemeinden Trinkwasser
fördern und seitdem dort der Bau von Straßen und
Häusern dem Niederschlag die Versickerungsmöglichkeit
nehmen.
Das
Problem überdimensionierter Trinkwasserleitungen ist schon
lange bekannt. Die vorgeschlagene Lösung, den Verbrauch
von Trinkwasser zu steigern, verschwendet Ressourcen (z. B. erhöhter
Stromverbrauch von Wasserpumpen) und lässt die Wasserrechnung
sofort steigen. Wir haben vom Unterarbeitskreis Wasser in der
Lokalen Agenda 21 vor fast fünf Jahren Lösungen vorgeschlagen,
z. B. ein getrenntes Leitungsnetz für Brauch- und Trinkwasser
und Standleitungen für Löschwasser aus der Fulda. Antwort
des Magistrats (...): Sie sind doch für Ihre Forderungen überhaupt
nicht legitimiert.
Jochen
Wulfhorst, Kassel
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Als
wessen Aposteln treten die Damen und Herren Experten da auf,
die Wasser- sparen als Unsinn deklarieren? Soll den Bürgern
jetzt glauben gemacht werden, dass die Natur ihren Wasserkreislauf
gar nicht selbst regeln kann und ihr durch Abpumpen unter die
Arme gegriffen werden muß? Die Probleme im Hessischen Ried
sind doch keine naturgegebenen Wasserprobleme, sondern gerade
Folgen des Eingriffs des Menschen in den natürlichen Wasserhaushalt.
Wer sein Haus in ein Sumpfgebiet baut, nur weil es gerade mal
trocken war, braucht sich später nicht über nasse Füße
zu wundern. Wer angesichts solcher lokaler Probleme vorschlägt,
deutschlandweit gedankenlos viel Wasser zu verbrauchen, weil
es betriebswirtschaftlich eine günstige Lösung gegen
nasse Keller und vertrocknete Kanalisationen zu sein scheint,
ist ein Scharlatan. (...)
Wir haben nicht zu viel Wasser, sondern genau
die Menge die die Natur für unsere Breitengrade vorgesehen
hat. Auch wissen wir nicht, in welchen Zyklen sich tiefe Grundwasserschichten,
die zur Trinkwassergewinnung herangezogen werden, regenerieren.
(...) Es gibt keinen Grund für sinnlose Verschwendung des
Lebenselixiers Wasser.
Medard
Flinner, Kassel
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Klar gibt
es ein Problem, wenn etwa nach der Auflösung
der Kaserne in Fuldatal Einnahmen für Trinkwasser und Abwasser
entfallen und die Leitungsnetze sich als zu groß erweisen.
Dennoch zeugt die Schlagzeile auf Ihrer Titelseite von einem
Tunnelblick - denn Grundwasser ist zwar reichlich da, aber nicht
umsonst legen die Städtischen Werke teure Rohre bis in den
Reinhardswald und kämpfen mit Zähnen und Klauen für
das Recht, dort Trinkwasser zu gewinnen. In Kassel selbst ist
das Grundwasser längst nicht mehr als Trinkwasser nutzbar.
Sind die Schadstoffe von Industrie oder Landwirtschaft erst einmal
ins Grundwasser gelangt, bleiben sie ewig drin. Kassel kann ein
Lied davon singen, wie teuer die Sanierung von Altlasten ist.
Gutes Trinkwasser ist ein kostbares Gut, das auch nicht durch
Flaschenwasser mit dessen Anfälligkeit für Keimbildung
zu ersetzen ist. (...) Die indirekte Ermunterung zum verschwenderischen
Umgang von Wasser wird sehr leicht zur Latrinenparole. Gerade
wegen des engen Zusammenhangs zwischen Trinkwasserqualität
und Grundwasserschutz muss jeder vernünftige Mensch strikt
gegen jede Art der Privatisierung sein, denn dann fallen diese
beiden Dinge zwangsläufig auseinander.
Veronika
Baier, Kassel
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Zu
diesem Artikel kann ich nur sagen - selten so einen Unsinn gelesen.
Wenn es in Deutschland viel regnet, dann
werden doch auch die Kanäle
durchspült und gereinigt, also können hier kaum Kosten
auf Grund von Spülungen entstehen. Fakt ist, dass Abwasserrohre
und Kanäle wegen ihres Alters häufig saniert werden müssen.
Wasser ist ein viel zu kostbares Gut, als das wir es vergeuden sollten.
Wir wollen froh sein, dass wir in Deutschland zu den regenreichsten
Ländern der Erde gehören. Tatsache ist doch, dass unsere
Erde zu 72% von Wasser bedeckt ist, davon aber nur 2,5% Süßwasser
beziehungsweise Trinkwasser. Angesichts der fortschreitenden Bebauung
und Abholzung auf unserem Planeten bei gleichzeitiger Zunahme der
Weltbevölkerung kann sich jeder ausrechnen, wann Kriege nicht
nur wegen Öl-, sondern auch wegen Wassermangels geführt
werden. Außerdem muss jeder Verbraucher je nach Stadt und Gemeinden
den Wasserverbrauch auch entsprechend bezahlen, teilweise recht teuer,
da die Kommunen hiermit ihre defizitären Etats finanzieren.
Udo
Beckmann, Baunatal
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Aus meiner Sicht ist dieses
Problem hausgemacht, da viele Kommunen eine zwangsweise Trennung
von Schmutzwasser und
Oberflächenwasser
vorschreiben, um zu verhindern, dass die Kläranlagen bei starken
Regenfällen zu viel Wasser zu verkraften haben. Lieber scheint
man nun kostspielige Reinigungsmaßnahmen durchführen zu
wollen. Die bezahlt ja der einzelne Bürger - paradoxerweise
für seine Einsparbemühungen. Wäre es nicht sinnvoller,
wieder eine teilweise Einleitung von Oberflächenwasser in die
Kanalisation zuzulassen? Das zusätzliche Wasser der teuren Spülungen
landet ja schließlich auch in den Kläranlagen.
Jürgen
Baustert, Bad Lauterberg
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