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Kassel. Durch das 800 Kilometer lange Kanalnetz in Kassel fließt
immer weniger Abwasser. Der Trend, Wasser einzusparen, macht sich
auch in der Fuldastadt bemerkbar. Dabei ist es nach Expertenmeinung
aus ökologischer Sicht nicht nötig, stehen uns doch ausreichend
Wasserquellen zur Verfügung. 1992 registrierte der Kasseler
Entwässerungsbetrieb (KEB) noch 13,2 Millionen Kubikmeter
Schmutzwasser. Im Vorjahr seien es 10,1 Millionen Kubikmeter gewesen,
sagt Uwe Neuschäfer, kommissarischer Leiter des KEB.
Logisch ist
da auch der sinkende Verbrauch von Frischwasser, mit dem die
Städtischen Werke Kassel und Vellmar versorgen. Die
Kunden verbrauchten demnach 1999 noch 12,26 Millionen Kubikmeter
Frischwasser, 2003 waren es nach Angaben von Werke-Mitarbeiter
Andreas Schönborn nur noch 11,54 Millionen Kubikmeter. Wasser
(Schönborn: "Mit absoluter Trinkwasserqualität"),
das zu 35 Prozent aus Quellen und zu 65 Prozent aus Tiefbrunnen
stammt. Der Trend nach unten verlaufe zwar nicht mehr so steil,
aber Uwe Neuschäfer sagt klar: "Wir versuchen die Gebühren
zu halten, weil wir im Betrieb laufend optimieren. Aber wir weisen
darauf hin, dass bei einem weiteren deutlichen Rückgang die
Abwassergebühren angepasst werden müssten." Derzeit
kostet in Kassel der Kubikmeter Abwasser 2,27 Euro. Der Verbrauchspreis
für Privatkunden bei Trinkwasser beträgt 2,14 Euro. Schönborn: "Innerhalb
der Städtischen Werke gibt es aber derzeit keine Diskussion über
eine Wasserpreiserhöhung."
Uwe Neuschäfer hofft, dass die "Schmerzgrenze erreicht
ist" und man sich zumindest bei zehn Millionen Kubikmetern
einpendele. Denn der KEB braucht die Einnahmen dringend, um das
Kanalsystem in Schuss zu halten. Jährlich setze der KEB dafür
ungefähr 18 Millionen Euro ein. Der Großteil dieser
Summe fließt in Neubauprojekte, rund 3,5 Millionen werden
für die Instandhaltung benötigt.
Für den ständig sinkenden Wasserverbrauch sieht Neuschäfer
mehrere Gründe. Zum einen sparten die Bürger, aber nicht
zu unterschätzen sei auch der Faktor Industrieunternehmen
als Großverbraucher. "Es gibt weniger Firmen bei uns",
sagt der Abwasserexperte, "nehmen wir etwa die Binding-Brauerei
oder die Molkerei KMK." Der Rückgang im produzierenden
Gewerbe spiele eine nicht unmaßgebliche Rolle beim Wasserverbrauch.
Dazu kommt
eine gestiegene Zahl von Brauchwasseranlagen in Privatbesitz,
in denen Regenwasser
aufgefangen und etwa für die Toilettenspülung
abgegeben wird. Für dieses Wasser fallen nach der gültigen
Kasseler Entwässerungssatzung keine Gebühren an.
In diesem
Zusammenhang weisen Neuschäfer und Schönborn
Ideen als völlig unrealistisch zurück, ein getrenntes
Leitungsnetz für Brauch- und Trinkwasser für die Kunden
aufzubauen. Die einhellige Meinung: Das würde einige hundert
Millionen Euro kosten.
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