"Unser Wasser- Kassel"
Initiative Bürgerbegehren gegen die Privatisierung von Wasser in der Region

HNA 5.5.2005

Weniger Wasser im Netz

Verbraucher sparen – bei weiterem Rückgang drohen höhere Gebühren

Von Axel Welch


 

Kassel. Durch das 800 Kilometer lange Kanalnetz in Kassel fließt immer weniger Abwasser. Der Trend, Wasser einzusparen, macht sich auch in der Fuldastadt bemerkbar. Dabei ist es nach Expertenmeinung aus ökologischer Sicht nicht nötig, stehen uns doch ausreichend Wasserquellen zur Verfügung. 1992 registrierte der Kasseler Entwässerungsbetrieb (KEB) noch 13,2 Millionen Kubikmeter Schmutzwasser. Im Vorjahr seien es 10,1 Millionen Kubikmeter gewesen, sagt Uwe Neuschäfer, kommissarischer Leiter des KEB.

Logisch ist da auch der sinkende Verbrauch von Frischwasser, mit dem die Städtischen Werke Kassel und Vellmar versorgen. Die Kunden verbrauchten demnach 1999 noch 12,26 Millionen Kubikmeter Frischwasser, 2003 waren es nach Angaben von Werke-Mitarbeiter Andreas Schönborn nur noch 11,54 Millionen Kubikmeter. Wasser (Schönborn: "Mit absoluter Trinkwasserqualität"), das zu 35 Prozent aus Quellen und zu 65 Prozent aus Tiefbrunnen stammt. Der Trend nach unten verlaufe zwar nicht mehr so steil, aber Uwe Neuschäfer sagt klar: "Wir versuchen die Gebühren zu halten, weil wir im Betrieb laufend optimieren. Aber wir weisen darauf hin, dass bei einem weiteren deutlichen Rückgang die Abwassergebühren angepasst werden müssten." Derzeit kostet in Kassel der Kubikmeter Abwasser 2,27 Euro. Der Verbrauchspreis für Privatkunden bei Trinkwasser beträgt 2,14 Euro. Schönborn: "Innerhalb der Städtischen Werke gibt es aber derzeit keine Diskussion über eine Wasserpreiserhöhung."

Uwe Neuschäfer hofft, dass die "Schmerzgrenze erreicht ist" und man sich zumindest bei zehn Millionen Kubikmetern einpendele. Denn der KEB braucht die Einnahmen dringend, um das Kanalsystem in Schuss zu halten. Jährlich setze der KEB dafür ungefähr 18 Millionen Euro ein. Der Großteil dieser Summe fließt in Neubauprojekte, rund 3,5 Millionen werden für die Instandhaltung benötigt.

Für den ständig sinkenden Wasserverbrauch sieht Neuschäfer mehrere Gründe. Zum einen sparten die Bürger, aber nicht zu unterschätzen sei auch der Faktor Industrieunternehmen als Großverbraucher. "Es gibt weniger Firmen bei uns", sagt der Abwasserexperte, "nehmen wir etwa die Binding-Brauerei oder die Molkerei KMK." Der Rückgang im produzierenden Gewerbe spiele eine nicht unmaßgebliche Rolle beim Wasserverbrauch.

Dazu kommt eine gestiegene Zahl von Brauchwasseranlagen in Privatbesitz, in denen Regenwasser aufgefangen und etwa für die Toilettenspülung abgegeben wird. Für dieses Wasser fallen nach der gültigen Kasseler Entwässerungssatzung keine Gebühren an.

In diesem Zusammenhang weisen Neuschäfer und Schönborn Ideen als völlig unrealistisch zurück, ein getrenntes Leitungsnetz für Brauch- und Trinkwasser für die Kunden aufzubauen. Die einhellige Meinung: Das würde einige hundert Millionen Euro kosten.