Wiesbaden. Bankdarlehen
zu günstigen Konditionen und Unterstützung aus dem Kommunalen Finanzausgleich
bei der Rückzahlung - damit will das Land all jene Gemeinden
ermuntern, endlich ihre Abwassereinrichtungen auf Vordermann
zu bringen, die bislang die strengen EU-Anforderungen noch nicht
erfüllen. Denn andernfalls, so Finanzminister Karlheinz Weimar
(CDU), könnten Bürgermeister persönlich strafrechtlich für ihre
Versäumnisse verantwortlich gemacht werden.
Konkret
geht es um Kläranlagen und vor allem das Kanalnetz, das in vielen
Kommunen streckenweise so marode ist, dass Reparaturen nichts
mehr helfen. Das gestern von Wilhelm Dietzel (CDU) vorgestellte
Programm hat einen Investitionsumfang von 500 Millionen Euro.
Während
das Gros der größeren Gemeinden seinen Verpflichtungen bereits
nachgekommen ist und dafür Landeszuschüsse aus der Abwasserabgabe
erhalten hat, haben gerade ländliche Kommunen in Nord- und Osthessen
oder dem Odenwald Nachholbedarf. Sie hätten häufig wenige Einwohner,
aber viele Ortsteile und demzufolge lange Kanäle, so Weimar.
Nach einer ersten Umfrage haben über 200 Kommunen Interesse an
dem Programm geäußert.
Während
Dietzel gestern meinte, manche hätten halt lieber Dorfgemeinschafts-
oder Feuerwehrhäuser gebaut, als das Geld in der Erde zu verbuddeln,
nimmt Weimar die Bürgermeister eher in Schutz. Viele hätten einfach
kein Geld und könnten auch die Gebühren nicht ohne weiteres erhähen:
"Die Leute müssen das doch auch bezahlen können."
Damit
der Staatsanwalt nicht im Rathaus auftaucht, können Kommunen
jetzt ein verbilligtes Darlehen bei der Landestreuhandstelle
Hessen aufnehmen - "zu einer Zeit sagenhafter Zinssätze", wie
Weimar betont. In den ersten vier Jahren werden nur Zinsen fällig,
sobald die Tilgung einsetzt, gibt's Mittel aus dem Kommunalen
Finanzausgleich und der Abwasserabgabe dazu, insgesamt 212,5
der 500 Millionen Euro. Weimar setzt den Bürgermeistern allerdings
auch die Pistole auf die Brust: "Wer sich bis 1. November nicht
angemeldet hat, geht leer aus und wird auch in den Folgejahren
keine Zuschüsse für diese Aufgaben bekommen."
Während
Ursula Hammann (Grüne) meinte, es sei auch höchste Zeit, dass
das Land etwas tue, sieht die FDP das Programm nur als Beitrag
zum Kommunalwahlkampf. Es handele sich letztlich nur um umgeschichtete
Mittel. Die FDP will wissen, warum die Kommunen trotz gesetzlicher
Verpflichtung bislang nichts getan haben.
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