"Unser Wasser- Kassel"
Initiative Bürgerbegehren gegen die Privatisierung von Wasser in der Region

HNA 31.8.2006


Geheimsache Werke-Verkauf

Die Rathausfraktion Linke.ASG kritisiert die Informationspolitik des Kasseler Magistrats

Von Damai D. Dewert

Demonstration und Kundgebung am 12. Juni 2006
eigenes Foto

 

 

Kassel. Im Rathaus regt sich Unmut über die Informationspolitik von Oberbürgermeister und Magistrat. Die Rathausfraktion Linke.ASG kritisiert, die Diskussion über einen möglichen weiteren Verkauf von Anteilen der Städtische Werke AG werde zur Geheimsache gemacht. Bereits im April hatte der schwedische Energiekonzern Vattenfall Oberbürgermeister Bertram Hilgen (SPD) und Stadtkämmerer Dr. Jürgen Barthel (SPD) zu Sondierungsgesprächen eingeladen.

Der Konzern, der 24,9 Prozent an den Stadtwerken hält, will strategische Optionen zur Weiterentwicklung seiner Minderheitsbeteiligung prüfen. Ohne Abstimmung mit den Stadtverordneten hätten Hilgen und Barthel das Bankhaus Sal. Oppenheim mit einer Beratung der Stadt beauftragt, so die Kritik. Wie der konkrete Beratungsauftrag lautet, sei bisher noch nicht öffentlich bekannt gegeben worden. Auch die Höhe des Beratungshonorars nicht. Die Beantwortung dieser und weiterer Fragen wurde in einen nicht öffentlichen Unterausschuss des Ausschusses für Finanzen, Wirtschaft und Grundsatzfragen der Stadtverordnetenversammlung verwiesen. Dieser Unterausschuss wurde von den Stadtverordneten im Juli gegründet. Und das, obwohl die Hessische Gemeindeordnung (HGO) Unterausschüsse nicht vorsieht. Im Einladungsschreiben wird der Unterausschuss nun Arbeitsgruppe Städtische Werke genannt. Die Mitglieder wurden aber mit Verweis auf die HGO zur absoluten Vertraulichkeit der Beratungen verpflichtet.

Die Arbeitsgruppe tagt unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Allerdings ohne einen entsprechenden Beschluss oder Auftrag. Nicht nur gegen das formale Vorgehen, die Öffentlichkeit auszusperren, sondern auch gegen die Wahl des Beraters formiert sich Widerstand in der Opposition.

"Wie kann bei einer so wichtigen Entscheidung, Anteile der Städtischen Werke zu verkaufen, mehr oder weniger im Alleingang vom Oberbürgermeister eine Auswahl des Beratungsunternehmens getroffen werden", empört sich Kai Boeddinghaus von der Fraktionsgemeinschaft Linke.ASG. Zumal die Geschäftspraktiken des größten Europäischen Bankhauses bereits in Köln für negative Schlagzeilen sorgten. So begründet die Fraktion auch den Antrag, einen weiteren Berater zu den Gesprächen hinzuzuziehen, so Boeddinghaus. "Wir müssen uns dafür einsetzen, dass eine breite Öffentlichkeit hergestellt wird", sagt der Stadtverordnete.

Es sei zudem bezeichnend, dass die CDU-Rathausfraktion vom Magistrat fordere, die Verkaufsgespräche in Sachen Stadtwerke ergebnisoffen zu führen.

Die Fraktion Linke.ASG fordert, die weiteren Beratungen zur Zukunft der Städtischen Werke weit gehend öffentlich zu führen. "Natürlich muss im Einzelfall, also wenn schutzwürdige Interessen tangiert werden, eine nicht öffentliche Diskussion erfolgen", sagt Boeddinghaus.



Hintergrund

Arbeitsgruppe Städtische Werke

 

Mitglieder der Arbeitsgruppe Städtische Werke sind:

Stadtverordnetenvorsteher Jürgen Kaiser (SPD)
Gernot Rönz (Bündnis 90/Die Grünen)
Frank Oberbrunner (FDP)
Georg Lewandowski (CDU)
Eva Kühne-Hörmann (CDU)
Kai Boeddinghaus (Linke.ASG)
Stadtkämmerer Dr. Jürgen Barthel (SPD)
Manfred Merz (SPD)
Christian Geselle (SPD)

Außerdem waren bei den bisherigen Sitzungen der Arbeitsgruppe Martin Kiok (Technik-Vorstandsmitglied der Städtischen Werke AG) und Kämmereileiter Rolf Hedderich dabei. (ddd)