"Unser Wasser- Kassel"
Initiative Bürgerbegehren gegen die Privatisierung von Wasser in der Region

HNA 14.12..2006


Mit Makkaroni gegen Cholera
Neuartige Wasseraufbereitungsanlage für Krisengebiete
Uni Kassel sucht noch Investoren

Von Annekathrin Prinz

 

Kassel. Von Prinz Willem über Bill Gates bis hin zu Eva Luise Köhler - auf dem Schreibtisch von Professor Franz-Bernd Frechen türmen sich die Briefe prominenter Absender mit humanitären Stiftungen. Ihr Inhalt ist immer der gleiche: "Alle sind von unserer Idee begeistert - aber nur, wenn andere sie bezahlen", sagt der Lehrstuhlinhaber für Siedlungswasserwirtschaft an der Universität Kassel. Die Idee - das ist eine tragbare Wasseraufbereitungsanlage. Sie könnte bei Naturkatastrophen hunderten von Menschen in den entlegensten Krisengebieten das Leben retten. Sie könnte.

Prototyp im Keller

Noch steht im Keller der Universität Kassel nur ein Prototyp der 40 Kilogramm schweren Anlage. Seit 2001 arbeitet Frechen gemeinsam mit seinem wissenschaftlichen Mitarbeiter Axel Waldhoff an dem Projekt. Herausgekommen ist rein äußerlich ein blauer Kunststoffquader mit Schulterriemen und Polsterung zum Rückentransport. Der Clou steckt allerdings im Inneren des Kastens: Dort sind dutzende Stäbchen gebündelt - die Membranen. Sie machen aus einer schmutzigen braunen Brühe klares, bakterienfreies Wasser.

"Sie müssen sich so eine Membran wie eine Makkaroni vorstellen", erklärt Frechen. Die aus organischen Folien bestehenden Membranen sind innen hohl und haben feine Poren. Durch die gelangt zwar das Wasser in das Innere der Membran, nicht aber die Bakterien. "Wir bewegen uns hier in Größenordnungen von 20 bis 100 Nanometer", erklärt der Professor. Für das menschliche Auge sind solche Größen längst nicht mehr zu erkennen. Durch das Röhrchen in der Membran fließt das saubere Wasser ab und wird über einen Schlauch direkt zum Zapfhahn der Wasseraufbereitungsanlage geleitet. "Am Anfang dachte ich, wir kriegen ein Problem mit dem Druck", sagt Frechen. Doch die Anlage ist mit einem Meter hoch genug: "Die Druckdifferenz reicht aus, damit das Wasser zügig durchfließt." So ist kein Strom für den Betrieb nötig. Damit das Gerät auch von Analphabeten bedient werden kann, sind Piktogramme aufgeklebt. Rund 200 bis 300 Menschen kann die Anlage pro Tag mit Trinkwasser versorgen. "Natürlich entspricht die Wasserqualität nicht unserem Standard, aber es ist Badewasserqualität." Die Ausbreitung von Cholera könne so gestoppt werden.

Kosten: bis zu 400 000 Euro

Rund 20 000 Euro Fördergeld haben die beiden Kasseler Ingenieure von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt erhalten, um den Prototypen zu erstellen. "Um in Serie zu gehen, müssten wir die Anlage längere Zeit in Krisengebieten praktisch erproben", sagt Frechen. Danach könne der Feinschliff an den Bauplänen erfolgen. Firmen aus der Region könnten schließlich die Anlagen bauen. Aber eine Erprobung in Krisengebieten kostet Geld. Mit 300 000 bis 400 000 Euro rechnet Frechen. Geld, das ihm im Moment weder Stiftungen, noch Unternehmen oder Ministerien zur Verfügung stellen.

Kontakt: Tel. 05 61/804 27 95