Kassel. Von
Prinz Willem über Bill Gates bis hin zu Eva Luise
Köhler - auf dem Schreibtisch von Professor Franz-Bernd Frechen
türmen sich die Briefe prominenter Absender mit humanitären
Stiftungen. Ihr Inhalt ist immer der gleiche: "Alle sind von
unserer Idee begeistert - aber nur, wenn andere sie bezahlen",
sagt der Lehrstuhlinhaber für Siedlungswasserwirtschaft an der
Universität Kassel. Die Idee - das ist eine tragbare Wasseraufbereitungsanlage.
Sie könnte bei Naturkatastrophen hunderten von Menschen in den
entlegensten Krisengebieten das Leben retten. Sie könnte.
Prototyp
im Keller
Noch
steht im Keller der Universität Kassel nur ein Prototyp
der 40 Kilogramm schweren Anlage. Seit 2001 arbeitet Frechen gemeinsam
mit seinem wissenschaftlichen Mitarbeiter Axel Waldhoff an dem Projekt.
Herausgekommen ist rein äußerlich ein blauer Kunststoffquader
mit Schulterriemen und Polsterung zum Rückentransport. Der Clou
steckt allerdings im Inneren des Kastens: Dort sind dutzende Stäbchen
gebündelt - die Membranen. Sie machen aus einer schmutzigen
braunen Brühe klares, bakterienfreies Wasser.
"Sie
müssen sich so eine Membran wie eine Makkaroni vorstellen",
erklärt Frechen. Die aus organischen Folien bestehenden Membranen
sind innen hohl und haben feine Poren. Durch die gelangt zwar das
Wasser in das Innere der Membran, nicht aber die Bakterien. "Wir
bewegen uns hier in Größenordnungen von 20 bis 100 Nanometer",
erklärt der Professor. Für das menschliche Auge sind solche
Größen längst nicht mehr zu erkennen. Durch das Röhrchen
in der Membran fließt das saubere Wasser ab und wird über
einen Schlauch direkt zum Zapfhahn der Wasseraufbereitungsanlage
geleitet. "Am Anfang dachte ich, wir kriegen ein Problem mit
dem Druck", sagt Frechen. Doch die Anlage ist mit einem Meter
hoch genug: "Die Druckdifferenz reicht aus, damit das Wasser
zügig durchfließt." So ist kein Strom für den
Betrieb nötig. Damit das Gerät auch von Analphabeten bedient
werden kann, sind Piktogramme aufgeklebt. Rund 200 bis 300 Menschen
kann die Anlage pro Tag mit Trinkwasser versorgen. "Natürlich
entspricht die Wasserqualität nicht unserem Standard, aber es
ist Badewasserqualität." Die Ausbreitung von Cholera könne
so gestoppt werden.
Kosten:
bis zu 400 000 Euro
Rund
20 000 Euro Fördergeld haben die beiden Kasseler Ingenieure
von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt erhalten, um den
Prototypen zu erstellen. "Um in Serie zu gehen, müssten
wir die Anlage längere Zeit in Krisengebieten praktisch
erproben", sagt
Frechen. Danach könne der Feinschliff an den Bauplänen
erfolgen. Firmen aus der Region könnten schließlich
die Anlagen bauen. Aber eine Erprobung in Krisengebieten
kostet Geld.
Mit 300 000 bis 400 000 Euro rechnet Frechen. Geld, das
ihm im Moment weder Stiftungen, noch Unternehmen oder Ministerien
zur Verfügung
stellen.
Kontakt:
Tel. 05 61/804 27 95
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