"Unser Wasser- Kassel"
Initiative Bürgerbegehren gegen die Privatisierung von Wasser in der Region

HNA 15.7.2006

Städtische Werke AG machte 2005 fast 12 Millionen Euro Gewinn
Netzkosten als Wendepunkt

Von Martina Wewetzer

 


Kassel.
Mehr Umsatz, weniger Gewinn - so lässt sich das Ergebnis der Städtischen Werke AG in Kassel zusammenfassen. Denn obwohl die Bezugspreise für Gas und Strom im Geschäftsjahr 2005 kräftig anzogen, konnten diese Preise nicht eins zu eins an den Kunden weitergegeben werden, sagt Vorstandsvorsitzender Andreas Helbig. Dennoch werden an den Kasseler Verkehrs- und Versorgungskonzern (KVV) zur Deckung der Millionenverluste der KVG fast zwölf Millionen Euro Gewinn weitergereicht.

Ob es weitere Preisanhebungen gibt, vermochte Helbig nicht zu sagen. Zum einen ruhe ein Antrag auf Strompreiserhöhung vom Oktober 2005 beim hessischen Wirtschaftsministerium. "Bislang gibt es keinen offiziellen Bescheid seitens des Wirtschaftsministeriums zum Strom-Antrag", sagt Helbig. Gegen den fehlenden Bescheid klagen die Stadtwerke vor dem Verwaltungsgericht. Doch: "Billiger wird es nicht." Für 2007 rechnet Helbig mit weiter steigenden Beschaffungskosten.

Mit einer Wechselquote von rund einem Prozent, einem nur leichten Rückgang beim Absatz von Strom (899,6 auf nun 896,4 Gigawattstunden), Gas (5523,1 auf 5455,4 GWh) und Wasser (11,37 auf 11,12 Mio. Kubikmeter) verfügt die Gesellschaft über eine treue Stammkundschaft. Insgesamt beziehen rund 96 000 Kunden ihre Energie von den Städtischen Werken.

Grundlegende Entscheidungen für den Energiehandel erwartet Helbig bereits in diesem Jahr bei den Netzentgelten. Im Herbst will die Bundesnetzagentur eine grundlegende Entscheidung über die Höhe der Netzentgelte fällen. Derzeit macht der Preis für das Netz knapp ein Drittel der Kosten für eine Kilowattstunde aus. Von den rund 18,38 Cent, die der Kasseler Kunde zahlt, sind das 5,7 Cent. Geht es nach dem Willen der Netzagentur, soll dieser Preis um zehn bis 20 Prozent gesenkt werden. Bei zehn Prozent kämen beim Kunden drei Prozent an.

Für die Stadtwerke hätte dies massive Auswirkungen. Um die Preisvorgabe der Netzagentur umzusetzen, haben Stadtwerke nur wenige Möglichkeiten, die Kosten zu senken. Würde man aus Bonn eine Preisminderung von 20 Prozent vorgeben, müssten rund zehn Millionen Euro im Strom- und Gasnetz eingespart werden, rechnet Thorsten Ebert, Leiter des Bereichs Finanzen und Controlling, vor. "Das entspricht rund 200 Mitarbeitern weniger oder - nach heutigem Stand - fast keine Dividende mehr für die Stadt", so Helbig.

Keine Verkaufsentscheidung

Die Stadt spielt mit dem Gedanken, weitere Anteile der Städtischen Werke zu verkaufen. "Bislang ist nichts entschieden, da es noch keine politische Entscheidung in Kassel gibt", sagt Helbig.


 
2005
2004

Bilanzsumme

368,9 Mio Euro
359,5 Mio Euro
Umsatz
308,5 Mio Euro
290,4 Mio Euro
Ergebnis *
11,96 Mio Euro
13,51 Mio Euro
Investitionen
22,9 Mio Euro
25,2 Mio Euro
Mitarbeiter
919
939

* Ergebnis nach Abzug der Steuern und Ausgleichszahlung an den Mitgesellschafter Vattenfall Europe (24.9%)


Kommentar
von Martina Wewetzer

Falscher Zeitpunkt

 
 

Wenn die Bundesnetzagentur die Netzentgelte im Herbst drücken wird, dann sinken die Gewinne der Städtischen Werke. Denn eine ihrer Einnahmequellen wird beschnitten. Zwar wird sich der Kunde über ein paar Cent weniger auf der Rechnung des Energieversorgers freuen, aber durch die höhere Mehrwertsteuer werden diese Vorteile aufgezehrt.

Wenn aber der Gewinn schwindet, sinkt der Wert des Unternehmens und dies dürfte der Stadt Kassel nicht egal sein, da sie mit dem Gedanken spielt, Anteile zu verkaufen. Einen üppigen Preis für ein Stück Stadtwerke wird sie angesichts der Netz-Debatte nicht erzielen. Zwar könnte sie damit Kredite tilgen, aber die strukturellen Schulden - etwa im Nahverkehr - wird sie behalten. Denn mit dem Verkauf des Goldesels beraubt sie sich der Möglichkeit, Geld in den Nahverkehr zu stecken.

Interessanter ist die Kooperation mit anderen Stadtwerken. Denn dadurch stiegen die Einkaufsvolumina bei Strom und Gas, was wiederum die Bezugspreise drückt. Damit ließe sich ein attraktives Paket für die Kunden und die Stadt schnüren.

mwe@hna.de