Die Deutschen verbrauchen weniger Trinkwasser als andere Europäer,
bezahlen dafür aber mehr - zu viel, bemängelte unlängst
die honorige Unesco. Das wollte die deutsche Wasserwirtschaft nicht
auf sich sitzen lassen und holte wissenschaftliche Rückendeckung
ein: "Die Preise sind angesichts des ausgezeichneten Qualitätsniveaus
angemessen", stellte die Berliner Unternehmensberatung Metropolitan
Consulting fest, die im Auftrag des Bundesverbandes der deutschen
Gas- und Wasserwirtschaft (BGW) Kosten, Preise und Subventionen
aufdröselte.
Was
ist der wahre Preis?
Im Vierländervergleich mit England/Wales, Frankreich und Italien
zahlt der deutsche Verbraucher 82 Euro pro Kopf und Jahr für
die Trinkwasserversorgung. Nimmt man staatliche Zuschüsse
und Subventionen hinzu, die über Steuern finanziert werden
und letztlich auch aus des Bürgers Tasche stammen, kostet
das heimische Nass in Wirklichkeit zwei Euro mehr. Wollten England
und Frankreich jedoch deutschen Standard bieten, müssten sie
ihre Bürger aber mit 106 Euro jährlich zur Kasse
bitten. Stattdessen zahlten diese nur 95 und 85 Euro, rechnete
die Studie
aus.
Beim
Abwasser sind die Deutschen mit 111 Euro pro Kopf und Jahr teure
Spitzenreiter - obwohl der Staat mit acht Euro Zuschuss
dabei ist. Auf dasselbe Niveau bezogen müssten die Engländer
jedoch 138 statt 93 Euro bezahlen, die Franzosen 122 statt 90 Euro.
Ein sauberer Trost bleibt dafür Deutschen wie Briten: 93 Prozent
von ihnen sind an Kläranlagen angeschlossen. In Italien
und Frankreich sind es knapp unter 80 Prozent.
Von
der Kaffeemaschine bis zur Dusche verbraucht der Durchschnittsbürger
täglich 127 Liter Trinkwasser am Tag. Sparsamer sind nur noch
die Belgier. Dass der Verbrauch außerdem über die Jahre
zurückging, senkt die Kosten jedoch nicht, denn der Unterhalt
des weiten Versorgungsnetzes geht ins Geld: "85 Prozent unserer
Kosten sind Fixkosten", sagt Ingo Pijanka, Sprecher der Städtischen
Werke in Kassel. Und die kleine EGF Frankenberg kümmert sich
um ein Abwassernetz, das mit 230 Kilometern ein Drittel so groß ist
wie das der Stadt Kassel - die gut zehnmal so viele Einwohner hat.
Ergebnis ist ein überdurchschnittlich hoher Abwasserpreis.
Höhere
Investitionen
Die
Kosten zahlt der Verbraucher. Dass Wasserversorger kostendeckend
arbeiten müssen, steht in den Kommunalabgabengesetzen. Ausnahmen
gibt es nur, wenn Preis und Leistung in einem krassen Missverhältnis
stehen.
Hinzu kommt: Die Investitionen sind hier zu Lande weitaus
höher
als in England oder Frankreich. Dafür versickern
auch nur sieben Prozent auf dem Weg zum Wasserhahn
im Boden, in
Frankreich
sind es 26 Prozent.
Auch
in England ist nicht alles dicht. 19,2 Prozent des Wassers gehen
dort verloren. Fast 900 Millionen
Liter
täglich versickern
allein im Großraum London. Vor kurzem verdonnerte die Regulierungsbehörde
deshalb den größten britischen Versorger Thames Water
dazu, 216 Millionen Euro in die Infrastruktur zu stecken. Unpassend
für dessen deutsche Mutter RWE, plant doch der
Energiekonzern, den profitablen englischen Ableger
zu verkaufen. |