"Unser Wasser- Kassel"
Initiative Bürgerbegehren gegen die Privatisierung von Wasser in der Region

HNA 9.6.2006

Regierungspräsident Lutz Klein genehmigt
Kassels Haushalt für das Jahr 2006 mit Auflagen

Von Uli Hagemeier

 


Kassel.
Durchatmen im Kasseler Rathaus: Regierungspräsident Lutz Klein (CDU) hat gestern den städtischen Haushalt für das Jahr 2006 genehmigt - allerdings unter Auflagen. Die Presseerklärung Kleins trägt als Überschrift den Leitsatz, den er der Verwaltung ins Stammbuch geschrieben hat: "Unbedingt weiter sparen!"

Es sind gewaltige Summen, die im Haushaltsansatz der Stadt stehen: Die Aufwendungen sind mit 557 Millionen Euro veranschlagt, die Erträge mit 541 Millionen Euro. Bleibt unter dem Strich ein Fehlbetrag von circa 16 Millionen Euro - Stadtkämmerer Dr. Jürgen Barthel (SPD) hofft jedoch, diese Summe durch Einsparungen und eine leichte Erhöhung des Gewerbesteueraufkommens (veranschlagt sind 112 Millionen Euro) noch senken zu können.

Lutz Klein hat als Aufseher über die städtischen Finanzen allerdings weitere Anstrengungen verlangt. "Eine Nettoneuverschuldung ist grundsätzlich zu vermeiden", heißt es beispielsweise im Amtsdeutsch - das bedeutet, dass die Summe der Investitionen nicht höher sein darf als die Summe der jährlichen Schuldentilgung (geplant sind 19 Millionen Euro).

Streng genommen sind danach kaum Investitionen drin, Ausnahmen gibt es jedoch für Projekte, die für die Stadt von großer Bedeutung sind. Klein zählt dazu den Flughafenausbau Kassel-Calden und Infrastrukturmaßnahmen rund um die geplante Multifunktionsarena.

Außerdem gilt weiter eine Haushaltssperre von 20 Prozent für alle Ausgaben, die nicht aufgrund einer vertraglichen Verpflichtung entstehen. Kämmereileiter Rolf Hedderich nennt ein Beispiel: In seinem Amt war vorgesehen, für 1300 Euro Fachliteratur zu kaufen. Durch die Haushaltssperre darf er jetzt nur 1040 Euro ausgeben. Wie hoch die Summe ist, die die Verwaltung insgesamt weniger ausgibt, konnte Hedderich gestern noch nicht sagen.

Da ab August über sechsjährige Kinder von der Kindergartengebühr befreit sind, werden der Stadt 130 000 Euro fehlen. Der Regierungspräsident fordert deshalb einen "nachhaltigen Kompensationsplan zur anderweitigen Finanzierung der ausgefallenen Mittel".

Eine weitere Auflage könnte Einrichtungen treffen, die von der Stadt bezuschusst werden: "Der Gesamtbetrag der freiwilligen disponiblen Leistungen muss um mindestens zehn Prozent gesenkt werden", fordert Klein. Heißt: Wenn Verträge über Zuschüsse auslaufen, müssen die Summen gekürzt werden.

Der Regierungspräsident hat aber nicht nur Auflagen erteilt, sondern auch Lob verteilt: Die geforderte Einsparsumme im Haushalt 2005 sei übertroffen worden. Und auch die Diskussion um einen möglichen Verkauf weiterer Anteile an den Städtischen Werken lobte Klein: Er erwarte, dass zur Tilgung von Krediten auch außerordentliche Erträge aus dem Verkauf von städtischem Vermögen geprüft werden.

Kommentar
Der Zwang bleibt
von Uli Hagemeier

 

Auch wenn die Worte des Regierungspräsidenten zum Kasseler Haushalt weniger drastisch klingen als im vergangenen Jahr: Lutz Klein hält an seinem Kurs fest und zwingt die Stadt, ihre Ausgaben zu minimieren. Recht so bei einem Schuldenstand von 440 Millionen Euro. Allein an Zinsaufwendungen müssen wir in dieser Stadt in diesem Jahr 30 Millionen Euro zahlen.

Wie weit Klein geht, zeigt seine Forderung, den Verkauf städtischen Eigentums zu prüfen. Allen Volksvertretern, die jetzt wieder klagen, der CDU-Mann mache Politik, sei gesagt: Klein holt nur das nach, was Ihr jahrelang versäumt habt - er liefert Vorschläge, wie Kassel aus der Schuldenfalle kommt.