"Unser Wasser- Kassel"
Initiative Bürgerbegehren gegen die Privatisierung von Wasser in der Region

HNA 20.3.2006

Gegen Verkauf der GWG
Mieterverein und Oberbürgermeister Bertram Hilgen einig

 

 

Kassel. Oberbürgermeister Bertram Hilgen (SPD) hat sich bei der Jahreshauptversammlung des Mietervereins Kassel und Umgebung am Samstag gegen den Verkauf der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft (GWG) der Stadt ausgesprochen. "Die Haltung der Stadt ist eindeutig", sagte er unter Beifall der 350 Mitglieder und Gäste im Saal des Philipp-Scheidemann-Hauses. "Wir werden Eigentümerin der GWG bleiben."

Ein Verkauf der städtischen Wohnungsbaugesellschaft nach dem Vorbild Dresdens komme nicht infrage. Wie berichtet, hat Dresden seine 48 000 Wohnungen für 1,7 Milliarden Euro verkauft. Die 9000 Wohnungen der Kasseler GWG könnten nach Schätzung von Experten etwa 300 Millionen Euro bringen.

Die Städte hielten nahezu geschlossen an ihren Wohnungsbaugesellschaften fest, sagte Hilgen. Dresden sei ein Einzelfall. Die GWG sei ein gesundes Unternehmen und arbeite wirtschaftlich. Mit ihren 9000 Wohnungen verwalte sie ein Stück Heimat. Zudem könne die Stadt über die GWG kommunale Wohnungsbaupolitik betreiben. Dies sei bei einem Verkauf nicht mehr möglich. In Kassel habe man damit auch schlechte Erfahrungen gemacht. Als Beispiel nannte er die Wöhler-Siedlung in der Nordstadt. Dort habe sich die Stadt viel Mühe gegeben und die Freiflächen ansprechend gestaltet. Doch die private Wohnungsgesellschaft ziehe nicht mit.

Hilgen sprach sich auch dafür aus, sachkundige Bürger in die Aufsichtsräte der kommunalen Unternehmen GWG, KVG, Städtische Werke und Klinikum zu entsenden. Damit stieß er beim Mieterverein auf offene Ohren. Vorsitzender Dr. Willi Hilfer sah in der Stellungnahme Hilgens eine gute Grundlage für eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Zuvor hatte er eindringlich davor gewarnt, der Verlockung nachzugeben und nach dem Vorbild Dresdens die GWG zu verkaufen. Die Stadt würde damit ein Unternehmen verlieren, so Hilfer, aus dem Jahr für Jahr Gewinne in Millionenhöhe dem städtischen Haushalt zugute kämen. Bei einem Verkauf fielen diese Einnahmen ersatzlos weg, ohne dass auch nur kurzfristig eine vollständige Entschuldung erreicht werden könne. Zudem gebe die Stadt damit ein wohnungspolitisches Instrument für die soziale Aufgabe aus der Hand, alle Bevölkerungsschichten mit angemessenem Wohnraum zu versorgen. Denn es gebe nach wie vor Engpässe. So fehlten preiswerte Wohnungen für Familien mit Kindern und Zimmer für Studenten. Die rund 1000 Studentenzimmer in den Wohnheimen seien alle belegt, dabei stünden noch 500 Bewerber auf der Warteliste.

In einer einmütig beschlossenen Resolution fordert der Mieterverein die Verantwortlichen in Stadt und Land auf, sich entschieden gegen den Verkauf öffentlicher Wohnungsunternehmen einzusetzen. Schon jetzt seien die größten Vermieter Deutschlands Fonds- und internationale Kapitalgesellschaften, für die Wohnungen reine Renditeobjekte seien. Die Zeche müssten die Mieter zahlen.
Der Mieterverein Kassel und Umgebung vertritt über 17 000 Mitglieder. (ELS)