Kassel/Göttingen.
Es brodelt hinter den Türen des Regionalversorgers E.ON
Mitte in Kassel. Von schlechtem Betriebsklima ist die Rede, über
Personalabbau wird getuschelt und über einen rauen Ton
- und dies gut drei Wochen vor der Aufsichtsratssitzung, in
der möglicherweise die Vertragsverlängerung von E.ON
Mitte-Chef Christian Simon auf der Tagesordnung steht. Sein
Vertrag würde im Sommer 2007 enden. Doch von E.ON-Seite
heißt es nur knapp, dass man "zu Personalia grundsätzlich
keine Auskunft gibt".
"Es
gibt bei E.ON Mitte keine Pläne zum Personalabbau",
widerspricht Simon vehement. Aufgrund der harten Auslegung des Energiewirtschaftsgesetzes
durch die Bundesnetzagentur überprüfe man aber, welche
neuen Ertrags- und Effizienzpotenziale erschlossen werden können.
Für die rund 1300 Beschäftigten kann dies vieles bedeuten:
etwa Arbeitsabläufe auf den Prüfstand stellen, neue Aufgaben
ins Haus holen. Hintergrund ist, laut Simon, dass bei der Regulierung
allein bei E.ON Mitte Netzkosten in zweistelliger Millionenhöhe
nicht anerkannt wurden.
So
bleibt unter dem Strich: E.ON Mitte will die Kosten drücken.
Dies gilt auch für eine Put-Option mit der Stadt Göttingen.
Mit angeblich zehn Millionen Euro will sich der Regionalversorger
aus einem Konsortialvertrag aus dem Jahr 2001 herauskaufen.
2002
hatte die damalige EAM eine Beteiligung von 29,9 Prozent an den
Stadtwerken Göttingen erworben. 20 Prozent wurden von der
Gelsenwasser AG übernommen. Diese Anteile haben sich nun verschoben.
Mittlerweile hält E.ON-Mitte einen Anteil von 48,9 Prozent
an den Stadtwerken. Rund ein Prozent liegt noch bei Gelsenwasser.
Nun
sieht dieser Vertrag eine Put-Option vor. Das heißt: Will
die Stadt weitere Anteile verkaufen, muss E.ON Mitte diese zu einem
vereinbarten Preis übernehmen. Der Preis ist aber an den Kurs
der E.ON-Aktie gekoppelt. Vor rund einem Jahr hätte der Verkauf
eines 25prozentigen Anteils der Stadt Göttingen Einnahmen von über
40 Millionen Euro beschert - diese Summe hatte der Göttinger
CDU-Fraktionsvorsitzende Fritz Güntzler 2005 genannt.
Ende
2005 notierte der Kurs bei 83,69 Euro, gestern stand er bei 97,10
Euro. Damit müsste E.ON Mitte - für welchen Anteil
auch immer - mindestens 16 Prozent mehr zahlen - und dies obwohl
sich die Margen der Stadtwerke allein im Gasgeschäft
verschlechtert haben.
Kein
weiterer Kommentar
Aus
dieser Put-Option möchte sich E.ON Mitte herauskaufen, bestätigt
Jörg Winter, Assistent des Göttinger Oberbürgermeisters. Über
den Preis für den Verzicht wollte er sich nicht äußern.
Simon bestätigt ebenfalls "erste Sondierungsgespräche
zwischen der Stadt und E.ON", wie mit dieser Put-Option zu verfahren
sei. "Angesichts der laufenden Gespräche ist eine weitere
Kommentierung nicht möglich", sagt er.
Entschieden
werden soll das Ganze noch im Dezember, denn die Pläne
müsste der Aufsichtsrat genehmigen. Ob dieser Zeitplan eingehalten
werde, hänge von den Beteiligten ab, gab Winter
zu bedenken.
Geld
für diesen Schritt dürfte bei E.ON Mitte durchaus
vorhanden sein. Denn bereits im Geschäftsbericht 2005 hat E.ON
darauf hingewiesen, dass für "Risiken aus einem Put-Options-Vertrag
. . . ebenso Vorsorge getroffen wurde wie für eine Verpflichtung
zur Übertragung des Stromvertriebes der E.ON Mitte auf die Stadtwerke
Göttingen im Stadtgebiet Göttingen".
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