"Unser Wasser- Kassel"
Initiative Bürgerbegehren gegen die Privatisierung von Wasser in der Region

HNA 23.11..2006


E.ON Mitte will einen Sondervertrag mit den Stadtwerken Göttingen lösen
Spekulationen über Personalabbau


Von Martina Wewetzer

 

Kassel/Göttingen. Es brodelt hinter den Türen des Regionalversorgers E.ON Mitte in Kassel. Von schlechtem Betriebsklima ist die Rede, über Personalabbau wird getuschelt und über einen rauen Ton - und dies gut drei Wochen vor der Aufsichtsratssitzung, in der möglicherweise die Vertragsverlängerung von E.ON Mitte-Chef Christian Simon auf der Tagesordnung steht. Sein Vertrag würde im Sommer 2007 enden. Doch von E.ON-Seite heißt es nur knapp, dass man "zu Personalia grundsätzlich keine Auskunft gibt".

"Es gibt bei E.ON Mitte keine Pläne zum Personalabbau", widerspricht Simon vehement. Aufgrund der harten Auslegung des Energiewirtschaftsgesetzes durch die Bundesnetzagentur überprüfe man aber, welche neuen Ertrags- und Effizienzpotenziale erschlossen werden können.

Für die rund 1300 Beschäftigten kann dies vieles bedeuten: etwa Arbeitsabläufe auf den Prüfstand stellen, neue Aufgaben ins Haus holen. Hintergrund ist, laut Simon, dass bei der Regulierung allein bei E.ON Mitte Netzkosten in zweistelliger Millionenhöhe nicht anerkannt wurden.

So bleibt unter dem Strich: E.ON Mitte will die Kosten drücken. Dies gilt auch für eine Put-Option mit der Stadt Göttingen. Mit angeblich zehn Millionen Euro will sich der Regionalversorger aus einem Konsortialvertrag aus dem Jahr 2001 herauskaufen.

2002 hatte die damalige EAM eine Beteiligung von 29,9 Prozent an den Stadtwerken Göttingen erworben. 20 Prozent wurden von der Gelsenwasser AG übernommen. Diese Anteile haben sich nun verschoben. Mittlerweile hält E.ON-Mitte einen Anteil von 48,9 Prozent an den Stadtwerken. Rund ein Prozent liegt noch bei Gelsenwasser.

Nun sieht dieser Vertrag eine Put-Option vor. Das heißt: Will die Stadt weitere Anteile verkaufen, muss E.ON Mitte diese zu einem vereinbarten Preis übernehmen. Der Preis ist aber an den Kurs der E.ON-Aktie gekoppelt. Vor rund einem Jahr hätte der Verkauf eines 25prozentigen Anteils der Stadt Göttingen Einnahmen von über 40 Millionen Euro beschert - diese Summe hatte der Göttinger CDU-Fraktionsvorsitzende Fritz Güntzler 2005 genannt.

Ende 2005 notierte der Kurs bei 83,69 Euro, gestern stand er bei 97,10 Euro. Damit müsste E.ON Mitte - für welchen Anteil auch immer - mindestens 16 Prozent mehr zahlen - und dies obwohl sich die Margen der Stadtwerke allein im Gasgeschäft verschlechtert haben.

Kein weiterer Kommentar

Aus dieser Put-Option möchte sich E.ON Mitte herauskaufen, bestätigt Jörg Winter, Assistent des Göttinger Oberbürgermeisters. Über den Preis für den Verzicht wollte er sich nicht äußern. Simon bestätigt ebenfalls "erste Sondierungsgespräche zwischen der Stadt und E.ON", wie mit dieser Put-Option zu verfahren sei. "Angesichts der laufenden Gespräche ist eine weitere Kommentierung nicht möglich", sagt er.

Entschieden werden soll das Ganze noch im Dezember, denn die Pläne müsste der Aufsichtsrat genehmigen. Ob dieser Zeitplan eingehalten werde, hänge von den Beteiligten ab, gab Winter zu bedenken.

Geld für diesen Schritt dürfte bei E.ON Mitte durchaus vorhanden sein. Denn bereits im Geschäftsbericht 2005 hat E.ON darauf hingewiesen, dass für "Risiken aus einem Put-Options-Vertrag . . . ebenso Vorsorge getroffen wurde wie für eine Verpflichtung zur Übertragung des Stromvertriebes der E.ON Mitte auf die Stadtwerke Göttingen im Stadtgebiet Göttingen".