"Unser Wasser- Kassel"
Initiative Bürgerbegehren gegen die Privatisierung von Wasser in der Region

HNA 21.11..2006


Plötzlich ist Geld übrig
Positive Finanzentwicklung - OB und Kämmerer setzen auf Abbau von Schulden

Von Thomas Siemon

 

Kassel. So weit hat sich Kassels Kämmerer Dr. Jürgen Barthel (SPD) selten aus dem Fenster gelehnt. "Wir werden im nächsten Jahr Schulden abbauen", so seine optimistische Prognose. Die ist umso erstaunlicher, wenn man sich die bisherige Entwicklung ansieht. Da war es schon ein Erfolg, wenn der Schuldenberg nicht dramatisch höher wurde.

Jetzt liegt ein aktualisierter Haushaltsplan vor, der unter dem Strich Mehreinnahmen von 17,6 Millionen Euro im Vergleich zum bisherigen Zahlenwerk ausweist. Geld, das in erster Linie nach Kassel fließt, weil in Frankfurt die Steuereinnahmen nur so sprudeln. Die Main-Metropole wird deshalb im kommenden Jahr weit gehend aus eigener Kraft wirtschaften können. Alle anderen kreisfreien Städte in Hessen profitieren davon. Deshalb darf sich auch Kassel auf eine kräftige Spritze aus dem kommunalen Finanzausgleich freuen. Mit diesem Instrument sollen die Unterschiede in der Finanzkraft verringert werden.

Für den Kasseler Haushalt bedeutet das, dass das geplante Minus von 26,6 Millionen Euro auf neun Millionen Euro gedrückt werden kann. Eine schöne Entwicklung, doch immer noch ein Minus. Wie sollen da Schulden abgebaut werden? Hier sorgt die neue kaufmännische Haushaltsführung auf den ersten Blick für Verwirrung. Die sieht durch Abschreibungen zum Beispiel für städtische Gebäude ein Minus von 22 Millionen Euro vor. Wenn es um neue Kredite oder die Rückzahlung von Schulden geht, kann man diesen Posten aber laut Kämmerei getrost ausklammern.

"Wir können jetzt schon einen zweistelligen Millionenbetrag für die Schuldentilgung einplanen", sagt Oberbürgermeister Bertram Hilgen (SPD). Die Eckdaten sind angesichts hoher Gewerbesteuereinnahmen und dem warmen Regen aus dem Finanzausgleich so gut wie schon lange nicht mehr. "Beim Schuldenabbau gilt für uns: jetzt oder nie", sagt Kämmerer Barthel. Da ist er sich mit dem Oberbürgermeister einig. Hilgen appelliert deshalb noch einmal an die Fraktionen in der Stadtverordnetenversammlung. Über Änderungen im Haushalt könne man diskutieren. Wichtig sei aber, dass er noch im Dezember beschlossen werde. Nur so könnten im documenta-Jahr wichtige neue Projekte rechtzeitig auf den Weg gebracht werden. Trotz möglicher Änderungen werde man das Ziel der Schuldenreduzierung nicht aus den Augen verlieren. Im Klartext: Für teure Prestigeprojekte ist nach wie vor kein Geld da.