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Millionen
von Menschen haben in Westeuroa am Samstagabend eine neue Kollektiv-Erfahrung
gemacht: Stromausfall. Der Blackout von Emden bis Andalusien
verdeutlicht, dass der Strom aus der Steckdose eben doch nicht
die Selbstverständlichkeit ist, für die Strom aus der Steckdose
landläufig gehalten wird.
Deshalb
kam dieser Stromausfall zur richtigen Zeit. Erstens hat er ganz
praktisch illustriert, was "Versorgungssicherheit" bedeutet -
so kurz vor dem Winter. Zweitens hat Europa pünktlich zur diesjährigen
Klimakonferenz eine halbe Stunde lang exklusiven Klimaschutz
betrieben: Dort, wo sonst die Nachtbeleuchtung tonnenweise Klimagase
produziet, blieb es dunkel - also sauber. Beides zusammen illustriert
den schmalen Grat, auf dem wir wandeln - und wie hoch der Preis
des Absturzes wäre.
Zum
Glück aber hält uns ja Eon in der Spur - mit über 56 Milliarden
Euro Umsatz der weltweit größte private Energiedienstleister.
In welcher Spur? Einerseits steigen und steigen die Strompreise,
weil, wie der Konzern uns erklärt, die Kosten für intakte Stromnetze
so hoch sind. Andererseits steigen und steigen die Konzerngewinne,
weil, wie die Analysten uns erklären, die Strompreise so hoch
sind. Einerseits erklärt uns Eon, seine Netze bestens in Schwung
zu halten, just so, dass Blackouts eben nicht passieren. Andererseits
erklärt uns der Konzern, dass seine Atomkraftwerke absolut sicher
sind. Auf der einen Seite erklärt uns Eon, dass wirtschaftliche
Risiken des Klimawandels viel größer seien als aktiver Klimaschutz.
Und auf der anderen Seite verlangt der Konzern vom Staat kostenlose
Kohlenstoffdioxid-Zertifikate. Um die dann frech auf den Strompreis
draufzuschlagen.
Da
ist also etwas faul im Staate Eon: Netze vernachlässigen, Kunden
schröpfen, versprochene Sicherheiten nicht einhalten, Klimaschutz
verweigern und Dividenden erhöhen - wer all das gleichzeitig
macht, handelt nicht verantwortlich als Suchender auf einem schmalen
Grat. Deshalb muss die Politik Eon dringend an die Leine nehmen.
Oberste Pflicht des Staates ist schließlich, den Absturz zu vermeiden.
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