Kassel. Am
kommenden Montag sollte die Stadtverordnetenversammlung über
den ersten Schritt zu einem möglichen Verkauf weiterer Anteile
der Kasseler Stadtwerke entscheiden. Doch der Beschlussantrag
für ein strukturiertes Bieterverfahren hat es bisher nicht
mal in den Magistrat geschafft. Jetzt liegt das heikle Thema
erst mal auf Eis, was die Kritiker eines weiteren Verkaufs freut.
Der
Magistrat sollte eigentlich schon Ende Oktober über das
Papier entscheiden, das jetzt in der Schublade gelandet ist. Dabei
drängt die Zeit und die Stadt könnte viel Geld sparen.
Die Vattenfall Europe AG will sich zur Hälfte an den Kosten
der ersten Verfahrensstufe beteiligen, die 300 000 Euro nicht übersteigen
sollen. Doch das gilt nur, wenn das Verfahren bis Jahresende 2006
gestartet wird.
Vattenfall
hält eine Minderheitsbeteiligung von 24,9 Prozent
an der Städtische Werke AG und möchte diese Beteiligung
neu ordnen (siehe Hintergrund). Deshalb haben Oberbürgermeister
Bertram Hilgen (SPD) und Stadtkämmerer Dr. Jürgen Barthel
(SPD) im Frühjahr einen Verkauf weiterer Anteile ins Gespräch
gebracht. Bis zu 74,9 Prozent der Stadtwerke könnten verkauft
werden, um einen Beitrag zur Entschuldung der Stadt zu leisten, die
mit über einer Milliarde Euro in der Kreide steht. Die Wasserversorgung
soll auf jeden Fall in städtischer Hand bleiben.
Genau
diese beiden Festsetzungen der SPD sieht die CDU als Zumutung.
Mit diesen Eckpunkten habe die SPD das Thema praktisch versenkt,
kritisiert CDU--Fraktionschefin Eva Kühne-Hörmann: "So
können sie jedes Thema totmachen." Wer es ernst meine mit
der Entschuldung, müsse in einem Bieterverfahren zumindest prüfen,
ob es für einen Komplettverkauf Interessenten gebe und ob diese
bereit seien, deutlich mehr zu zahlen, als die bisher in einem Gutachten
errechneten 150 Millionen Euro Unternehmenswert. "Für uns
nicht zustimmungsfähig", sagt Kühne-Hörmann über
den Antragsentwurf für das Bieterverfahren. Die SPD stehe weiterhin
zu dem Verfahren, versichern Oberbürgermeister und Kämmerer.
Denn beschlossen werde damit nichts, der Ausstieg sei jederzeit möglich.
Aber es kämen endlich mal konkrete Zahlen auf den Tisch, um
das Thema abschließend diskutieren und entscheiden zu können.
Doch
ohne die CDU wird es schwer, eine Mehrheit für das Bieterverfahren
zu finden. Die Rathausfraktion Kasseler Linke.ASG ist strikt gegen
einen weiteren Verkauf der Stadtwerke. Auch die Bündnisgrünen
tun sich schwer und wollen allenfalls über 49,9 Prozent Anteileverkauf
diskutieren. Nur von der FDP kämen sichere Stimmen für
das Bieterverfahren.
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