Sehr geehrte Damen
und Herren,
bis Ende Oktober
2006 wollen SPD und Linkspartei.PDS einen Koalitionsvertrag
aushandeln, der Mitte November den Parteitagen zur Abstimmung
vorgelegt werden kann. Der Berliner Wassertisch möchte
aus diesem Anlass beide Parteien an ihre Wahlversprechen
bezüglich der Rekommunalisierung der Berliner Wasserbetriebe
erinnern. Die SPD schreibt in ihrem Programm zur Berliner
Abgeordnetenhauswahl, das Land dürfe die Daseinsvorsorge
nicht allein dem Markt überlassen. Ein Verkauf des landeseigenen
Anteils an den Berliner Wasserbetrieben komme deshalb nicht
in Frage. Weiter heißt es: "Vielmehr prüfen
wir Möglichkeiten, die Teilprivatisierung der Berliner
Wasserbetriebe rückgängig zu machen." Auch
die Linkspartei.PDS verspricht in ihrem Programm, sie setze
sich dafür ein, "die Berliner Wasserversorgung
unter vollständige öffentliche Kontrolle zu nehmen".
Ferner suche sie "nach strategischen Varianten für
eine Rekommunalisierung der Berliner Wasserbetriebe".
Der Berliner Wassertisch begrüßt, dass beide Parteien
damit das Scheitern der 1999 vollzogenen Teilprivatisierung
der Berliner Wasserbetriebe anerkennen und diesen schweren
Fehler der seinerzeitigen großen Koalition rückgängig
machen wollen.
Mit RWE und der
französischen Veolia (ehemals Vivendi) übertrug
die große Koalition die Geschäftsführung
der Berliner Wasserbetriebe an zwei der besonders berüchtigten
multinationalen Wasserkonzerne. Die bisherige Bilanz dieses
Schritts ist verheerend: Während den RWE- und Veolia-Aktionären
in einem geheim gehaltenen Vertrag eine unverschämte
Rendite von derzeit über 8 Prozent nicht etwa auf den
Kaufpreis der Investoren (1,68 Mrd.), sondern auf das "betriebsnotwendige
Kapital" zugestanden wird, sind die Wassergebühren
seit der Freigabe der Wasserpreise im Jahr 2003 bereits um über
28% Prozent gestiegen! Weitere Erhöhungen sind zu erwarten.
Hinzu kommt, dass das Land Berlin auf einen Teil des ihm
zustehenden Gewinns zugunsten der Aktionäre verzichtet.
Zusammen mit den explodierenden Strompreisen werden die steigenden
Wassergebühren die Mietnebenkosten drastisch erhöhen.
Für die ärmsten Bewohnerinnen und Bewohner dieser
Stadt – Niedrigverdiener, Erwerbslose und Rentner – bedeutet
dies ein steigendes Risiko von Mietschulden.
Zugleich schrumpfen
nicht nur die Investitionen der Wasserbetriebe, sondern auch
die Beschäftigtenzahlen (seit der Teilprivatisierung
von 6.300 auf 5100, weitere 1000 Stellen sollen abgebaut
werden). Zugleich schwinden die Mittel für die Erhaltung
der Trinkwasserschutzgebiete, den Schutz von Oberflächen-
und Grundwasser sowie die Klärung der Abwässer.
Mit SPD und Linkspartei.PDS
stimmen wir darin überein, dass dieser Zustand unhaltbar
ist und nicht fortgesetzt werden kann. Der Berliner Wassertisch
nimmt beide Parteien daher beim Wort und verlangt die Einlösung
ihrer Wahlversprechen:
Mit freundlichen
Grüßen
Der Berliner
Wassertisch
Für Nachfragen stehen wir gern zu Verfügung (unter anderen):
Matthias Behnis
(FU-Zukunftswerkstatt / Berliner Bündnis gegen Privatisierung)
Dorothea Härlin (Attac Berlin, www.attacberlin.de)
Alexis Passadakis (Attac, www.attac.de)