"Unser Wasser- Kassel"
Initiative Bürgerbegehren gegen die Privatisierung von Wasser in der Region

HNA 8.9..2006


Höhere Gebühren für alle
Sanierung von Kanal- und Wasserleitungen in Söhrewald - 15 Mio. Euro Gesamtkosten

Von Holger Schindler

 


Söhrewald. Es ist ein großer Batzen Geld: Insgesamt 15 Millionen Euro wird die Sanierung der Leitungssysteme für Trinkwasser und Abwasser in den drei Söhrewalder Ortsteilen verschlingen. Nicht sofort, sondern in den nächsten 50 Jahren.

Was hat das dann mit uns zu tun, wird sich mancher Söhrewalder Einwohner fragen. Einiges, ist die Antwort von Bürgermeister Michael Steisel. Denn das Geld muss von der Gemeinde aufgebracht werden. Und die Gemeinde, das sind in diesem Fall die 5300 Einwohner.

Zwei Alternativen stehen zur Auswahl: Die Finanzierung über Beiträge - so war es bisher - oder das Umlegen der Investition auf den Wasserpreis. Steisel macht sich für die zweite Möglichkeit stark. Denn die Erfahrung zeige, dass viele Grundstückseigner eine hohe Einmalzahlung heute nur noch schlecht verkraften können.

Bei der Beitragsvariante werden die Gesamtkosten durch die Zahl aller Hausbesitzer in Söhrewald geteilt. Zahlen müssen dann jeweils nur die unmittelbaren Anlieger einer Sanierungsmaßnahme an Kanal oder Wasserleitung. Je nach Größe des Grundstücks kommen dabei jedoch leicht vierstellige Euro-Beträge zusammen. Im Laufe vieler Jahre werden nach und nach alle Grundstückseigner zur Kasse gebeten, nämlich immer die, bei denen gerade eine Versorgungsleitung in der Straße saniert wird.

Auch bei der anderen Variante werden die Kosten auf viele Schultern verteilt. Gekoppelt werden die Kosten hier allerdings an den Wasserverbrauch. Konkret bedeutet das: Die Kanalnutzungsgebühr steigt von derzeit 2,80 Euro um 50 Cent auf dann 3,30 Euro pro Kubikmeter, der Wasserpreis von 1,80 Euro um 50 Cent auf dann 2,30 Euro. "Dieser zusätzliche Euro ist keine Verteuerung des Wasserpreises", sagt der Bürgermeister, "sondern er löst die Erneuerungsbeträge ab." Will heißen: Das Geld wird ausschließlich für die notwendige Sanierung des Leitungssystems verwendet, die Anlieger werden dann nicht mehr dafür zur Kasse gebeten.

Im Oktober werden sich die Gemeindevertreter erstmals mit dem Thema befassen, im November sollen sie dann über die angestrebte Satzungsänderung mit den höheren Gebühren beschließen.

Die Kalkulation der Gemeindeverwaltung geht von einem Erneuerungsaufwand im örtlichen Versorgungsnetz von 10 Mio. Euro beim Trinkwasser plus 5 Mio. Euro beim Abwasser aus. Die Lebensdauer der Leitungen ist auf 25 bis 30 Jahre ausgelegt, doch bis alle Leitungen saniert sind, vergehen 50 Jahre. Ein Erneuerungszyklus dauere also 50 Jahre, so Steisel, auf diesen Zeitraum werde die Finanzierung daher umgelegt.

Eiterhagen und Wattenbach

Die Einwohner müssten beim Wasser allerdings statt der 10 Mio. nur 5 Mio. Euro tragen, der Rest werde über den Brandschutz abgerechnet. Die Gemeinde ist bei den Sanierungsarbeiten bereits aktiv, zurzeit werden am Rodebach in Eiterhagen die Leitungen erneuert. Im kommenden Jahr soll die gesamte Gartenstraße in Wattenbach folgen.



Kommentar

Respekt für Offenheit

von Holger Schindler

 

Mutig, mutig. Der Vorstoß von Bürgermeister Michael Steisel verdient Respekt. Söhrewald muss seine Versorgungsleitungen für Wasser und Abwasser sanieren. 15 Millionen Euro werden fällig. Nicht für eine Luxussanierung, sondern dafür, dass die Leitungen auf Dauer von 50 Jahren funktionsfähig bleiben. Eine ganz normale Unterhaltungsmaßnahme also wie in jeder anderen Kommune auch.

Nicht ganz so normal ist allerdings der Umgang des Gemeindeoberhaupts mit dieser bitteren Wahrheit. Statt die Riesenlast wie andernorts üblich in kleine, verdauliche Pakete zu packen - ein kleiner Teil für diese Legislaturperiode, den großen Rest für die Nachkommen - schenkt er seinen 5300 Mitbürgern reinen Wein ein.

Die müssen die Nachricht nun erst mal verdauen. Unmut wird sich breitmachen, Ärger wird sich regen. Doch es hilft nichts. Verhandelbar ist nur die Frage, auf welche Weise das Geld zusammenkommen soll.

hol@hna.de