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Washington.
Das von RWE erst kurz nach den Terrorattacken vom 11. September
2001 gekaufte private
US-Wasserversorgungsunternehmen "American Water Works" soll
schon bald wieder verkauft werden. Ursprünglich hatte RWE
versprochen, durch den Kauf des in New Jersey ansässigen Unternehmens
den US-Bürgern zu helfen, ihre zumeist marode kommunale Wasserversorgung
wieder in Stand zu setzten. Schließlich handelte es sich
bei American Water mit 18 Millionen KundInnen in 29 Bundesstaaten
um das größte US-Wasserversorgungsunternehmen. RWE nannte
den US-Markt "den attraktivsten der Welt", zahlte 4,6
Milliarden Dollar und verkündete, dass man das vom Terror
traumatisierte Land unterstützen wolle. Wichtiger noch war,
dass RWE nicht länger hinter den Pariser Versorgungsgiganten
Veolia und Suez, Nummer 1 und 2 im weltweiten Ranking, zurückstehen
wollte.
Anfang
2006 entschied RWE plötzlich, dass Wasser doch ein sehr
lokales Geschäft sei. Hintergrund war die wachsende Unzufriedenheit
der Konsumenten. Proteste häuften sich wegen horrender Gebührenexplosionen
- in manchen Kommunen bis zu 2.000 Prozent. Hinzu kamen schlechter
Service, fehlerhafte Hydranten und das Unwohlsein darüber,
dass die lokale Wasserversorgung von einer privaten Firma organisiert
wurde.
Was
US-Konsumenten laut einem Bericht der Nichtregierungsorganisation "Food
and Water Watch" vom Dezember 2006 aber erst recht misstrauisch
macht, sind eine Reihe von juristischen Manövern, mit denen
American Water, seitdem es zu RWE gehört, Rückkaufversuche
einzelner Kommunen niedergeschlagen hat. So gelang es zum Beispiel
der Stadt Lexington (Kentucky) nicht, ihre Wasserversorgung von American
Water wieder in den kommunalen Besitz zurückzuführen. Andere
Städte haben sogar Kampagnen gestartet, um ihre Wasserversorgung
von American Water wieder zurückzubekommen. Dazu gehören
Atlanta (Georgia), Chattanooga (Tennessee) und Felton (Kalifornien).
In Felton hatte die Bürgerversammlung mehrheitlich dafür
gestimmt, die Wasserversorgung von American Water zurückzukaufen.
Doch die lehnte den von der Kommune gebotenen moderaten Preis
ab und verweigerte jede weitere Verhandlung. Felton zog nun gegen
das
Unternehmen vor Gericht.
RWE
will sich, nachdem die erwarteten Profite ausblieben, mit solchen
Problemen nicht länger herumschlagen. Nachdem der Essener Konzern
aufgab, einen Käufer zu suchen, kündigt er an, American
Water an der Wall Street per öffentliches Gebot verkaufen zu
wollen. American Water hat seinerseits wissen lassen, dass man nach
dem Verkauf auf Expansionskurs gehen wolle, um dann zu einem "Konsolidator" zu
werden.
US-Bürgerinitiativen wie die Food and Water Watcher warnen nun,
dass die schlechten Servicestrategien im Kundendienst auch schlecht
für die Anleger sein könnten. Dies der Öffentlichkeit
mitzuteilen, dazu werden heute US-Verbraucherschutzvertreter
zur Hauptversammlung nach Essen reisen.
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