"Unser Wasser- Kassel"
Initiative Bürgerbegehren gegen die Privatisierung von Wasser in der Region

HNA 12.12.2007


Rhiel macht Druck beim Wasser

Minister will Städtische Werke zu Preissenkung zwingen
- Widerspruch beim Versorger

Von Thomas Siemon

 

 

 

 

 

 

 

Kassel. Wenn es nach dem hessischen Wirtschaftsminister Alois Rhiel (CDU) geht, müssen die Städtischen Werke in Kassel bald ihren Wasserpreis senken. Rhiel fordert eine Reduzierung um 35 Prozent. Einen vierköpfigen Haushalt würde dies um jährlich 119 Euro entlasten.

Noch haben die Städtischen Werke Zeit, das Ministerium hat ihnen bislang lediglich ein Anhörungsschreiben geschickt, das sie in den nächsten Wochen beantworten müssen. "Wir fordern die Städtischen Werke ein allerletztes Mal auf, freiwillig die Preise zu senken oder den hohen Preisabstand endlich durch stichhaltige Gründe zu rechtfertigen", so Rhiel. Er verweist auf frühere Vorstöße seines Ministeriums, die bislang keine Resonanz gefunden hätten. Die Drohung: Die letzte Stufe des Verfahrens ist laut Ministerium eine Preissenkungsverfügung.

Kassel ist kein Einzelfall. Auch der Frankfurter Wasserversorger Mainova wurde aufgefordert, die Preise zu senken. Hier will das Ministerium sogar eine Reduzierung um 37 Prozent. In Hessen laufen sieben Kartellverfahren gegen Unternehmen wegen des Verdachts überhöhter Preise. Neben Kassel und Frankfurt sind das Betriebe in Oberursel, Eschwege, Herborn, Wetzlar und Gießen. Mit 2,63 Euro pro Kubikmeter ist das Wasser in Eschwege am teuersten, in Kassel sind es 2,30 und in Frankfurt 2,29 Euro (jeweils auf einen Jahresverbrauch bis 150 Kubikmeter berechnet).

Bei den Städtischen Werken sorgt der erneute Vorstoß des Ministers für Kopfschütteln. "Wir machen mit der Wasserversorgung keinen Gewinn und haben die Preise seit zwölf Jahren nicht erhöht", so Werke-Sprecher Ingo Pijanka. Wiederholt habe man dem Ministerium die Besonderheiten für das Versorgungsgebiet in Kassel und Vellmar dargelegt. Stichworte sind der steinige Boden und die Höhenunterschiede. Zudem sei der Wasserverbrauch in den vergangenen Jahren ständig zurückgegangen, das Versorgungsnetz müsse aber unverändert aufrecht erhalten werden. Wenn das Ministerium bei seinem Kurs bleibe, sei das ein Frontalangriff auf die Stadtwerke. "Das werden wir nicht hinnehmen", so Pijanka. Er kündigte an, dass die Städtischen Werke notfalls vor Gericht gehen wollen.

 


KOMMENTAR

Preise vor Gericht
von Thomas Simon

 

Als Robin Hood im Kampf gegen die Macht der Stromkonzerne kennen wir ihn schon, jetzt legt sich Alois Thiel auch mit den Wasserversorgern an. Natürlich hat das auch etwas mit der Landtagswahl im Januar zu tun. Das heißt aber nicht, dass die Wasserpreise auch in jedem Fall gerechtfertigt sind.

Die Städtischen Werke sind fest davon überzeugt, dass eine Preissenktung um 35 Prozent völlig unangemessen ist. Das Ministerium will dies trotzdem durchsetzen. Eine Annäherung ist nicht in Sicht. Deshalb könnte eine Auseinandersetzung vor Gericht durchaus zur Klärung beitragen. Hier müssten die Werke ihre Kalkulation offenlegen und das Ministerium seine Vergleichszahlen. Unabhängige Richter entscheiden dann darüber, was Wahlkampfgetöse und was berechtiger Anspruch an den Versorger ist. Gut so, denn der Verbraucher hat ein Recht darauf zu erfahren, ob er jahrelang zu viel gezahlt hat, oder ob der Kasseler Wasserpreis in Ordnung ist.