KASSEL. Für
die einen ist es eine Katastrophe für den Lebensraum Werra
mit unabsehbaren Folgen für Natur und Anwohner, für
die anderen ein notwendiges Projekt, zu dem es keine Alternative
gibt und das die Umwelt nicht mehr als unbedingt nötig belastet.
Die
Pläne des Kasseler Bergbauriesen K + S, eine 63 Kilometer
lange Rohrleitung vom Kaliwerk Neuhof bei Fulda nach Phillipsthal
im Kreis Hersfeld-Rotenburg zu bauen und über diese bis zu 400
000 Kubikmeter Salzlauge pro Jahr in die Werra zu leiten, sorgen
für erregte Debatten in der ganzen Region.
K+S-Sprecher
Oliver Morgenthal versuchte in einem Redaktionsgespräch
unserer Zeitung, mit Zahlen die Gemüter zu beruhigen. Bereits
heute würden auf 100 Liter Wasser der Werra 0,7 Liter Liter
Salzwasser zugeführt. Werde die Pipeline verwirklicht, kämen
0,04 Liter aus dem Werk Neuhof hinzu. Der vom Regierungspräsidium
Kassel bis zum Jahr 2012 genehmigte Grenzwert von 2500 Milligramm
Salzlauge pro Liter am Pegel Gerstungen werde in jedem Fall eingehalten.
Morgenthal
wies Vorwürfe von Gegnern des Projektes zurück,
das Unternehmen habe keine anderen Möglichkeiten geprüft
und nehme die Sorge der Anwohner um die Werra und die Weser nicht
ernst. Zur Pipeline, deren Bau im Frühjahr beantragt werden
solle, gebe es keine wirkliche Alternative (siehe Hintergrund).
Bei
der Produktion in den K+S Werken entstehen riesige Halden mit
nicht verwertbarem Abraum. Über diese fließt dann Regenwasser,
das als Salzwasser entsorgt werden muss. Ein Teil dieses Wasser wird
unterirdisch verpresst, also in eine Tiefe von 400 bis 500 Meter
gepumpt und dort gelagert. Da aber, so Morgenthal, auch diese Lager
eines Tages voll seien, müsse das Salzwasser anders beseitigt
werden. Die Konzentration des Salzes in der Werra werde nicht verändert,
wenn die Pipeline in Betrieb gehe. Die Einleitungsmenge richte sich
auch nach dem Pegel des Flusses. Kalibergbau sei immer auch ein Eingriff
in die Natur. Es werde versucht, diesen zu beschränken.
Kritiker
halten den Grenzwert, den das Regierungspräsidium 2003
genehmigte und der bis 2012 befristet ist, für zu hoch. Nach
Ansicht von Ex-Umweltminister Jürgen Trittin (Grüne) könnte
das Land Hessen die Genehmigung kippen. Das wäre nach Angaben
Morgenthals theoretisch möglich, aber extrem unwahrscheinlich.
Genehmigt
ist bisher nur die Salzeinleitung. Für den Bau der
Pipeline will K+S im Frühjahr die Planfestellung beantragen.
Wann die Leitung fertig sein wird, richtet sich auch nach dem Termin
des Bauantrags und der Zahl der Einwände. Die reine Bauzeit
wird auf mindestens 15 Monate geschätzt. Wirklichkeit kann das
umstrittene Projekt damit frühestens in der ersten Jahreshälfte
2009 werden.
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