"Unser Wasser- Kassel"
Initiative Bürgerbegehren gegen die Privatisierung von Wasser in der Region

HNA 21.2.2007


"Keine Alternative"
K+S verteidigt Pläne zur Salzeinleitung in die Werra


Von Peter Klebe

 

KASSEL. Für die einen ist es eine Katastrophe für den Lebensraum Werra mit unabsehbaren Folgen für Natur und Anwohner, für die anderen ein notwendiges Projekt, zu dem es keine Alternative gibt und das die Umwelt nicht mehr als unbedingt nötig belastet.

Die Pläne des Kasseler Bergbauriesen K + S, eine 63 Kilometer lange Rohrleitung vom Kaliwerk Neuhof bei Fulda nach Phillipsthal im Kreis Hersfeld-Rotenburg zu bauen und über diese bis zu 400 000 Kubikmeter Salzlauge pro Jahr in die Werra zu leiten, sorgen für erregte Debatten in der ganzen Region.

K+S-Sprecher Oliver Morgenthal versuchte in einem Redaktionsgespräch unserer Zeitung, mit Zahlen die Gemüter zu beruhigen. Bereits heute würden auf 100 Liter Wasser der Werra 0,7 Liter Liter Salzwasser zugeführt. Werde die Pipeline verwirklicht, kämen 0,04 Liter aus dem Werk Neuhof hinzu. Der vom Regierungspräsidium Kassel bis zum Jahr 2012 genehmigte Grenzwert von 2500 Milligramm Salzlauge pro Liter am Pegel Gerstungen werde in jedem Fall eingehalten.

Morgenthal wies Vorwürfe von Gegnern des Projektes zurück, das Unternehmen habe keine anderen Möglichkeiten geprüft und nehme die Sorge der Anwohner um die Werra und die Weser nicht ernst. Zur Pipeline, deren Bau im Frühjahr beantragt werden solle, gebe es keine wirkliche Alternative (siehe Hintergrund).

Bei der Produktion in den K+S Werken entstehen riesige Halden mit nicht verwertbarem Abraum. Über diese fließt dann Regenwasser, das als Salzwasser entsorgt werden muss. Ein Teil dieses Wasser wird unterirdisch verpresst, also in eine Tiefe von 400 bis 500 Meter gepumpt und dort gelagert. Da aber, so Morgenthal, auch diese Lager eines Tages voll seien, müsse das Salzwasser anders beseitigt werden. Die Konzentration des Salzes in der Werra werde nicht verändert, wenn die Pipeline in Betrieb gehe. Die Einleitungsmenge richte sich auch nach dem Pegel des Flusses. Kalibergbau sei immer auch ein Eingriff in die Natur. Es werde versucht, diesen zu beschränken.

Kritiker halten den Grenzwert, den das Regierungspräsidium 2003 genehmigte und der bis 2012 befristet ist, für zu hoch. Nach Ansicht von Ex-Umweltminister Jürgen Trittin (Grüne) könnte das Land Hessen die Genehmigung kippen. Das wäre nach Angaben Morgenthals theoretisch möglich, aber extrem unwahrscheinlich.

Genehmigt ist bisher nur die Salzeinleitung. Für den Bau der Pipeline will K+S im Frühjahr die Planfestellung beantragen. Wann die Leitung fertig sein wird, richtet sich auch nach dem Termin des Bauantrags und der Zahl der Einwände. Die reine Bauzeit wird auf mindestens 15 Monate geschätzt. Wirklichkeit kann das umstrittene Projekt damit frühestens in der ersten Jahreshälfte 2009 werden.


K+S: Werra soll nicht salziger werden
Geplante Lauge-Einleitungen richten sich auch nach Pegelstand

Von Peter Klebe

 

Kassel/Hann.Münden. Die Konzentration des Salzes in der Werra soll auch dann nicht steigen, wenn der Kasseler Bergbauriese K + S seine umstrittene Leitung vom Werk Neuhof bei Fulda nach Philippsthal im Kreis Hersfeld-Rotenburg baut und darüber Salzlauge in den Fluss einleitet. Das Unternehmen richtet die Menge der Abwassers, das in die Werra gepumpt werden soll, nach dem Pegelstand. Führt der Fluss im Sommer wenig Wasser, wird nur wenig oder keine Salzlauge eingeleitet, bei hohen Wasserständen in anderen Monaten entsprechend mehr. Die genehmigten Grenzwerte von 2500 Milligramm Salzlauge pro Liter würden in jedem Fall streng eingehalten. Das betonte Unternehmenssprecher Oliver Morgenthal in einem Redaktionsgespräch unserer Zeitung.

Die Salzlauge wird in Zeiten, in denen sie nicht in die Werra fließen kann, in Rückhaltebecken geleitet oder versenkt. Da aber auch der Versenkraum geschont werden müsse, müsse die Lauge später in den Fluss geleitet werden.

K + S darf zunächst bis zum Jahr 2012 Salzlauge in die Werra pumpen. Danach muss das Kasseler Regierungspräsidium neu genehmigen. Das Land Hessen könnte die Genehmigung verändern oder ganz kippen. Morgenthal hält das aber für eine "sehr theoretische Diskussion". Da Unternehmen Planungssicherheit haben müssten, würde in einem solchen Fall eine Klage auf Schadensersatz nicht ausgeschlossen. Die Landesregierung befürwortet das Projekt.

K+S will den Bauantrag für die 63 Kilometer lange Pipeline im Frühjahr stellen. Umweltschützer laufen Sturm gegen die Pläne.


Hintergrund

Nordsee-Pipeline wäre sehr teuer

 


K+S hat mehrere andere Möglichkeiten zur Salzentsorgung geprüft.

  • Einleiten in die Fulda: Der Zustand der Fulda ist ökologisch besser, die Grenzwerte sind hier niedriger angesetzt. Eine Einleitung würde hier nicht genehmigt.
  • Pipeline zur Nordsee: Diese Leitung wäre hunderte Kilometer lang und sehr teuer. Das Genehmigungsverfahren würde rund 20 Jahre dauern.
  • Transport per Lkw oder Bahn: Dafür ist die Menge des Salzwassers zu groß.
  • Abdecken der Halde: Die Halde ist 1200 Meter lang, 200 Meter hoch und 900 Meter breit. Es wären mehr als 100 Millionen Tonnen Abdeckmaterial nötig. An kleineren K+S-Halden gibt es jedoch Pilotprojekte. (kle)