Kassel. Die
Stadt Kassel verfügt nur über "eine außerordentlich
knappe Eigenkapitaldecke". Das sagte Stadtkämmerer
Dr. Jürgen Barthel (SPD) gestern während einer Podiumsdiskussion
der SPD Kassel-West zum möglichen Verkauf städtischer
Betriebe.
Im Zuge der Umstellung von der kameralistischen auf die kaufmännische
Buchführung habe die Verwaltung ermittelt, dass das Eigenkapital
der Stadt zum Stichtag 31. Dezember 2006 lediglich 100 Millionen
Euro betrage.
Die Posten
in der Erhebung reichen laut Barthel von Schulen und städtischen Straßen bis zu den auf einen Wert von 30
Millionen Euro bezifferten Märchen-Handexemplaren der Brüder
Grimm, um deren Eigentumsrechte gegenwärtig ein heftiger Streit
tobt. Die Eigenkapitaldecke müsse verstärkt werden, forderte
der Kämmerer. Andernfalls werde die Kreditwürdigkeit
der Stadt massiv leiden. Die Debatte über einen Verkauf städtischer
Betriebe, allen voran der Städtischen Werke, sei allerdings "eine
Diskussion zum falschen Zeitpunkt". Laut Barthel hätte
man über die Verkäufe diskutieren müssen, als
man die Leistungen beschlossen habe, die heute den Haushalt
belasten.
Barthel bekannte
sich zu dem Bieterverfahren um einen eventuellen Verkauf der
Stadtwerke, das allerdings weiterhin auf Eis liegt.
Der Kämmerer wies Gerüchte zurück, wonach es Sondierungsgespräche
mit dem Energieversorgungsunternehmen E.on gibt. "Es gibt
keine separaten Gespräche." E.on sei allerdings "ein
ganz wichtiges Unternehmen", und die Stadt habe ein "hohes
Interesse" daran, dass E.on in Kassel bleibt.
In diesem
Zusammenhang kritisierte Barthel die Städtischen
Werke. Dort sehe man E.on immer als "bösen
Feind". Diese Sicht sei nicht die Sicht der Stadt. Die Energieversorgung
in den Umlandgemeinden, dem Geschäftsgebiet von E.on, das
räumten im Landkreis lebende Mitarbeiter der Städtischen
Werke ein, sei "so schlecht nicht".