"Unser Wasser- Kassel"
Initiative Bürgerbegehren gegen die Privatisierung von Wasser in der Region

HNA 10.7.2007


SPD will weiteres Wasserkraftwerk

Städtische Werke: Keine Unterstützung für Bieterverfahren in Sicht

Von Thomas Siemon

 

 

 

 

 

 

 

Kassel. Bertram Hilgen (SPD) muss Überzeugungsarbeit leisten. Am 3. September will der Oberbürgermeister den Stadtverordneten einen Antrag zur Zukunft der Städtischen Werke vorlegen. Das Ziel: Durch ein Bieterverfahren soll ermittelt werden, zu welchen Bedingungen welcher Verkaufspreis zu erzielen wäre. Angesichts der enormen Schulden der Stadt dürfe man diese Prüfung nicht von vornherein ablehnen, hatte zuletzt der Arbeitskreis der Wirtschaft für Kommunalfragen (AfK) gefordert. Doch genau für diese Ablehnung zeichnet sich eine Mehrheit ab. CDU und Grüne sind sich weit gehend einig und wollen die Verkaufsdebatte so schnell wie möglich beerdigen. Sie setzen sich dafür ein, die Position der Städtischen Werke durch Kooperation mit anderen kommunalen Versorgern zu stärken.

"Wir sind gegen einen Verkauf und deshalb auch gegen ein Bieterverfahren", sagt die CDU-Fraktionsvorsitzende Eva Kühne-Hörmann. Mehrfach habe sie Kämmerer Barthel und OB Hilgen (beide SPD) aufgefordert, darüber zu informieren, welches Ziel das Bieterverfahren haben soll. Bis heute sei das nicht geschehen. Deshalb gebe es auch keinen Grund, die bisherige Position zu überdenken.

Auch Karin Müller, die Fraktionsvorsitzende der Grünen, bleibt bei ihrer Ablehnung. "Die Werke machen Gewinn, wir sehen keinen Anlass für eine Verkaufsdebatte", sagt sie.

Unterstützung für das Bieterverfahren bekommen Hilgen und Barthel lediglich von der SPD. Trotz einer Reihe von kritischen Stimmen gab es eine deutliche Mehrheit auf dem Unterbezirksparteitag. der Genossen. Doch selbst wenn die SPD-Fraktion geschlossen hinter ihren Magistratsmitgliedern steht, reicht das nicht.

Welchen Sinn macht der Vorstoß des Oberbürgermeisters dann noch? "Ich vermute, dass die SPD nach einem Weg sucht, das Thema vom Tisch zu bekommen", sagt Eva Kühne-Hörmann. Bertram Hilgen will mit dem Bieterverfahren dafür sorgen, dass konkrete Zahlen auf den Tisch kommen. Anfang August will Hilgen das Thema konzentriert angehen. Das kann nur bedeuten, dass er erneut das Gespräch mit den Grünen und der CDU suchen wird. Sollten diese Gespräche scheitern, wird es kein Bieterverfahren geben. Die Verkaufsdebatte wäre beendet, bevor sie richtig begonnen hat.


Kommentar

Angst vor dem Wähler
von Jörg Steinbach

 

Ein Bieterverfahren für den diskutierten Verkauf der Stadtwerke würde Klarheit bringen. Gibt es Interessenten? Was würden sie zahlen und welche Arbeitsplatzgarantien geben? Wenn diese Zahlen auf dem Tisch liegen, kann verlässlich entschieden werden, ob ein Verkauf einen Batzen Geld zur Entschuldung der bankrotten Stadt bringen würde oder ob es besser ist, die Stadtwerke als kommunales Unternehmen weiterzuführen.

Doch die Mehrheit der Kasseler Kommunalpolitiker kann sich nicht mal mehr auf diese Sachermittlung verständigen. Aus Angst vor dem Wähler will keiner das heiße Eisen anfassen. Statt Zukunft zum Wohle der Stadt gestalte, soll alles so bleiben, wie es ist - ein hoffnungsloser Fall.