"Unser Wasser- Kassel"
Initiative Bürgerbegehren gegen die Privatisierung von Wasser in der Region

HNA 15.6.2007


CDU will Entsalzungsanlage an Werra

Apel: K+S-Rohrleitung löst Entsorgungsproblem nicht -
Unternehmen: Energiebedarf wäre zu hoch

 

Von Peter Klebe

 

 

 

 

 

 

 

Kassel. In die Kritik an der vom Kasseler Düngemittelriesen K+S geplanten Salzlaugenleitung von Neuhof bei Fulda nach Philippsthal im Kreis Hersfeld-Rotenburg hat sich auch die hessische CDU eingeschaltet. Die umweltpolitische Sprecherin der Fraktion, Elisabeth Apel, erklärte gegenüber unserer Zeitung, die Pipeline würde das Entsorgungsproblem nicht lösen, sondern lediglich um 60 Kilometer verlagern. In der Werraregion würde es sogar noch verschärft.

In einem Ergänzungsantrag an den Landtag, über den der Umweltausschuss am 21. Juni abstimmen wird, fordert die Union, die Salzleitung nur unter der Auflage zu genehmigen, dass spätestens ab dem Jahr 2012 eine Wasserentsalzungsanlage in Betrieb genommen wird. Sie solle die Abwässer aus Neuhof filtern. Bis zum Jahr 2020 soll sie alle weiteren Salzabwässer auch aus der Produktion und den Halden der Werke Philippsthal, Heringen und Unterbreizbach aufarbeiten.

Die Einleitung der Salzlauge ist bis zum Jahr 2012 bereits genehmigt. Am Pegel Gerstungen darf dabei ein Grenzwert von 2500 Milligramm Salz pro Liter nicht überschritten werden. Für die Pipeline will K+S vermutlich im Juli einen Bauantrag beim Regierungspräsidium Kassel stellen.
Eine Entsalzungsanlage, so Apel, trenne das Salz in der Lauge vom Wasser. Das dann unbelastete Wasser könne problemlos in die Flüsse eingeleitet werden. Mit den gewonnenen Salzprodukten ließe sich sogar noch Geld verdienen. Eine solche Anlage ließe sich, so meint Apel, unproblematisch realisieren.

Das sieht K+S völlig anders. Pressesprecher Ulrich Göbel verwies auf die hohe Salzkonzentration in der Lauge. Es sei nicht möglich, diese so zu filtern, dass verkaufsfähige Salzprodukte daraus würden. Außerdem sei der Energiebedarf einer Entsalzungsanlage immens hoch. Sollte sie die Abwässer aus den Kaliwerken filtern, wäre dafür eine Strommenge von 400 Megawatt notwendig, das entspreche der Leistung eines halben Atomkraftwerkes. Schließlich gebe es eine erhebliche Belastung durch CO2-Ausstoß, was aus Umweltschutzgründen abzulehnen sei.

Dass die Genehmigungsbehörden eine Entsalzungsanlage wie von Apel gefordert zur Auflage mache, hält Göbel für unrealistisch, da sich solche Auflagen an den technischen Gegebenheiten orientieren müssten.

K+S wies Vorwürfe entschieden zurück, das Unternehmen gefährde mit fehlenden Entsorgungsstrategien die Kaliarbeitsplätze im Werra-Fulda-Revier und setze die wirtschaftliche Entwicklung einer ganzen Region aufs Spiel.

Außerdem beantragt die CDU-Fraktion im Landtag, dass das Regierungspräsidium Kassel als Genehmigungsbehörde den Grenzwert für die Salzeinleitung ab 2012 in Zweijahresschritten reduzieren soll. Der ökologische Zustand der Werra solle damit verbessert werden.

Apel wies weiter darauf hin, dass in den hessischen Kaliwerken von K+S jährlich rund 15 Millionen Kubikmeter salzhaltige Abwässer anfielen. Bereits jetzt würden davon 7,5 Millionen Kubikmeter in die Werra eingeleitet. Die andere Hälfte werde in unterirdische Gesteinsschichten verpresst. Die Aufnahmekapazität liege dort jedoch bei noch rund 120 Millionen Kubikmetern. In spätestens 15 Jahren sei das Versenkvolumen der kompletten Werraregion erschöpft. Dann müsse eine technische Lösung geschaffen werden.

Mehrere Umweltschutzverbände wollen am Dienstag, 19. Juni, am Weserstein in Hann. Münden protestieren. Ein Forderungskatalog unter dem Motto "für eine lebendige Werra, Fulda und Weser" soll um 11 Uhr symbolisch auf einem Floß auf die Reise geschickt werden.