Kassel. In
die Kritik an der vom Kasseler Düngemittelriesen K+S geplanten
Salzlaugenleitung von Neuhof bei Fulda nach Philippsthal im Kreis
Hersfeld-Rotenburg hat sich auch die hessische CDU eingeschaltet.
Die umweltpolitische Sprecherin der Fraktion, Elisabeth Apel,
erklärte gegenüber unserer Zeitung, die Pipeline würde
das Entsorgungsproblem nicht lösen, sondern lediglich um
60 Kilometer verlagern. In der Werraregion würde es sogar
noch verschärft.
In
einem Ergänzungsantrag an den Landtag, über den der
Umweltausschuss am 21. Juni abstimmen wird, fordert die Union, die
Salzleitung nur unter der Auflage zu genehmigen, dass spätestens
ab dem Jahr 2012 eine Wasserentsalzungsanlage in Betrieb genommen
wird. Sie solle die Abwässer aus Neuhof filtern. Bis zum Jahr
2020 soll sie alle weiteren Salzabwässer auch aus der Produktion
und den Halden der Werke Philippsthal, Heringen und Unterbreizbach
aufarbeiten.
Die
Einleitung der Salzlauge ist bis zum Jahr 2012 bereits genehmigt.
Am Pegel Gerstungen darf dabei ein Grenzwert von 2500 Milligramm
Salz pro Liter nicht überschritten werden. Für die Pipeline
will K+S vermutlich im Juli einen Bauantrag beim Regierungspräsidium
Kassel stellen.
Eine Entsalzungsanlage, so Apel, trenne das Salz in der Lauge
vom Wasser. Das dann unbelastete Wasser könne problemlos in die
Flüsse eingeleitet werden. Mit den gewonnenen Salzprodukten
ließe sich sogar noch Geld verdienen. Eine solche Anlage ließe
sich, so meint Apel, unproblematisch realisieren.
Das
sieht K+S völlig anders. Pressesprecher Ulrich Göbel
verwies auf die hohe Salzkonzentration in der Lauge. Es sei nicht
möglich, diese so zu filtern, dass verkaufsfähige Salzprodukte
daraus würden. Außerdem sei der Energiebedarf einer Entsalzungsanlage
immens hoch. Sollte sie die Abwässer aus den Kaliwerken filtern,
wäre dafür eine Strommenge von 400 Megawatt notwendig,
das entspreche der Leistung eines halben Atomkraftwerkes. Schließlich
gebe es eine erhebliche Belastung durch CO2-Ausstoß, was aus
Umweltschutzgründen abzulehnen sei.
Dass
die Genehmigungsbehörden eine Entsalzungsanlage wie von
Apel gefordert zur Auflage mache, hält Göbel für unrealistisch,
da sich solche Auflagen an den technischen Gegebenheiten orientieren
müssten.
K+S
wies Vorwürfe entschieden zurück, das Unternehmen gefährde
mit fehlenden Entsorgungsstrategien die Kaliarbeitsplätze
im Werra-Fulda-Revier und setze die wirtschaftliche Entwicklung
einer
ganzen Region aufs Spiel.
Außerdem beantragt die CDU-Fraktion im Landtag, dass das Regierungspräsidium
Kassel als Genehmigungsbehörde den Grenzwert für die Salzeinleitung
ab 2012 in Zweijahresschritten reduzieren soll. Der ökologische
Zustand der Werra solle damit verbessert werden.
Apel
wies weiter darauf hin, dass in den hessischen Kaliwerken von
K+S jährlich rund 15 Millionen Kubikmeter salzhaltige Abwässer
anfielen. Bereits jetzt würden davon 7,5 Millionen Kubikmeter
in die Werra eingeleitet. Die andere Hälfte werde in unterirdische
Gesteinsschichten verpresst. Die Aufnahmekapazität liege dort
jedoch bei noch rund 120 Millionen Kubikmetern. In spätestens
15 Jahren sei das Versenkvolumen der kompletten Werraregion erschöpft.
Dann müsse eine technische Lösung geschaffen
werden.
Mehrere
Umweltschutzverbände wollen am Dienstag, 19. Juni, am
Weserstein in Hann. Münden protestieren. Ein Forderungskatalog
unter dem Motto "für eine lebendige Werra, Fulda und Weser" soll
um 11 Uhr symbolisch auf einem Floß auf die Reise geschickt
werden.
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