"Unser Wasser- Kassel"
Initiative Bürgerbegehren gegen die Privatisierung von Wasser in der Region

HNA 7.6..2007


In Hessen ist Wasser teuer

Niedersachsen zahlen weniger für Trinkwasser – Kassel im Großstadvergleich günstig

 

 

 

 

 

 

 

Kassel / Göttingen. Hessen zahlen fürs Trinkwasser im Deutschlandschnitt mit die Spitzenpreise. Nur drei Länder sind noch teurer. Günstiger als in Niedersachsen kann man hingegen das kühle Nass nur in Schleswig-Holstein zapfen: In einem Preisvergleich von "Spiegel Online" mit Zahlen des Branchenverbandes BGW von 2005 lag der Kubikmeterpreis im Hessenschnitt bei 2,06 Euro, in Niedersachsen bei 1,34 Euro. Der Spitzenpreis war danach in Sachsen fällig: 2,34 Euro.

Kleiner Lichtblick: In Kassel und Göttingen ist die Lage im Vergleich der Städte über 100 000 Einwohner ganz günstig. Aktuell zahlt nach dieser Übersicht ein Einpersonenhaushalt in der Nordhessen-Metropole, der 125 Liter Wasser täglich verbraucht, 121 Euro im Jahr (Grundpreis: 1,96 Euro pro Monat, 2,14 Euro pro Kubikmeter). Das ist vergleichsweise günstig - ein Viertel weniger als der Schnitt aller Großstädte. In Göttingen landet derselbe Haushalt bei 131 Euro pro Jahr (Grundpreis pro Monat: 3,85 Euro/Monat, 1,86 Euro pro Kubikmeter). Das ist knapp ein Fünftel besser als der Bundesschnitt.

Mehrpersonenhaushalte (375 Liter Tagesverbrauch) kommen in Kassel auf 316 Euro Wasserkosten pro Jahr - das ist Bundesschnitt. Göttingen rangiert hier bei 300 Euro - fünf Prozent besser als der Schnitt aller Großstädte.

Der Gas- und Wasserverband BGW lässt kein gutes Haar an dem "Spiegel"-Report: Tiefbohrungen oder Oberflächenwasser, Stadt und Land, Berge oder Tiefebene - die Wassergewinnung und -verteilung sei derart unterschiedlich, dass solche Tabellen "Äpfel mit Birnen vergleichen".

Unterschiede sieht auch Hessens Wirtschaftsminister Alois Rhiel, der Preise von acht Versorgern, darunter Kassel und Eschwege, kartellrechtlich prüfen lässt. Nur: "Dies allein reicht nicht, um die enormen Differenzen zu erklären", sagte er dem "Spiegel". In Niedersachsen gibt es bisher keine Hinweise auf überhöhte Wasserpreise. Unterschiede gleichwohl: Bockenem im Harz verlangt 2,31 Euro pro Kubikmeter, Hann. Münden liegt mit 2,22 Euro gleichauf mit Braunschweig. Am günstigsten badet der Niedersachse in Werlte/Emsland: für 59 Cent pro Kubikmeter. (lab/wrk)


Kommentar
Monopole im Visier

von Wolfgang Riek

 

Mit Statistik läßt sich alles beweisen – und das Gegenteil auch. Deshalb ist die Rangliste der Wasserpreise mit Vorsicht zu lesen: Hessen gilt im Ländervergleich als teuer, aber Kassel sieht im Kreis der Großstädte gar nicht schlecht aus. Aufs Ganze gesehen ist Niedersachsen Schnäppchen-Land. Das tröstet aber die Mündener nur wenig, weil sie mit 2,22 Euro pro Kubikmeter fast das Vierfache dessen zahlen, was Werlte im Emsland will.

Äpfel mit Birnen verglichen? Auch das ist nicht von der Hand zu weisen: Einen Kilometer Wasserleitung auf die Zugspitze zu verlegen, ist natürlich teurer, als die Rohre in sandigem Heideboden zu vergraben.

Trotzdem: Als Argument gegen peinliche Preisaufsicht taugen weder Statistikkniffe noch Kostenunterschiede bei Leitungsbau oder Beschaffung. Monopole, deren Kunden den Anbieter nicht wechseln können, neigen zur Selbstbedientung – ob beim Strom, beim Gas oder beim Wasser. Kartellverfahren sind da geradezu Pflicht, wenn die Preise zweifelhaft scheinen.