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Kassel
/ Göttingen. Hessen zahlen fürs
Trinkwasser im Deutschlandschnitt mit die Spitzenpreise. Nur
drei Länder sind noch teurer. Günstiger als in Niedersachsen
kann man hingegen das kühle Nass nur in Schleswig-Holstein
zapfen: In einem Preisvergleich von "Spiegel Online" mit
Zahlen des Branchenverbandes BGW von 2005 lag der Kubikmeterpreis
im Hessenschnitt bei 2,06 Euro, in Niedersachsen bei 1,34 Euro.
Der Spitzenpreis war danach in Sachsen fällig: 2,34 Euro.
Kleiner Lichtblick: In Kassel und Göttingen ist die Lage
im Vergleich der Städte über 100 000 Einwohner ganz
günstig. Aktuell zahlt nach dieser Übersicht ein
Einpersonenhaushalt in der Nordhessen-Metropole, der 125 Liter
Wasser täglich verbraucht, 121 Euro im Jahr (Grundpreis:
1,96 Euro pro Monat, 2,14 Euro pro Kubikmeter). Das ist vergleichsweise
günstig - ein Viertel weniger als der Schnitt aller Großstädte.
In Göttingen landet derselbe Haushalt bei 131 Euro pro
Jahr (Grundpreis pro Monat: 3,85 Euro/Monat, 1,86 Euro pro
Kubikmeter). Das ist knapp ein Fünftel besser als der
Bundesschnitt.
Mehrpersonenhaushalte
(375 Liter Tagesverbrauch) kommen in Kassel auf 316 Euro Wasserkosten
pro Jahr - das ist Bundesschnitt.
Göttingen rangiert hier bei 300 Euro - fünf Prozent
besser als der Schnitt aller Großstädte.
Der
Gas- und Wasserverband BGW lässt kein gutes Haar an
dem "Spiegel"-Report: Tiefbohrungen oder Oberflächenwasser,
Stadt und Land, Berge oder Tiefebene - die Wassergewinnung
und -verteilung sei derart unterschiedlich, dass solche Tabellen "Äpfel
mit Birnen vergleichen".
Unterschiede
sieht auch Hessens Wirtschaftsminister Alois Rhiel, der Preise
von acht Versorgern, darunter Kassel
und Eschwege,
kartellrechtlich prüfen lässt. Nur: "Dies allein
reicht nicht, um die enormen Differenzen zu erklären",
sagte er dem "Spiegel". In Niedersachsen gibt es
bisher keine Hinweise auf überhöhte Wasserpreise.
Unterschiede gleichwohl: Bockenem im Harz verlangt 2,31 Euro
pro Kubikmeter, Hann. Münden liegt mit 2,22 Euro gleichauf
mit Braunschweig. Am günstigsten badet der Niedersachse
in Werlte/Emsland: für 59 Cent pro Kubikmeter.
(lab/wrk)
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Mit Statistik
läßt sich alles beweisen – und das Gegenteil
auch. Deshalb ist die Rangliste der Wasserpreise mit Vorsicht
zu lesen: Hessen gilt im Ländervergleich als teuer, aber
Kassel sieht im Kreis der Großstädte gar nicht schlecht
aus. Aufs Ganze gesehen ist Niedersachsen Schnäppchen-Land.
Das tröstet aber die Mündener nur wenig, weil sie mit
2,22 Euro pro Kubikmeter fast das Vierfache dessen zahlen, was
Werlte im Emsland will.
Äpfel
mit Birnen verglichen? Auch das ist nicht von der Hand zu weisen:
Einen Kilometer Wasserleitung auf die Zugspitze zu verlegen,
ist natürlich teurer, als die Rohre in sandigem Heideboden
zu vergraben.
Trotzdem:
Als Argument gegen peinliche Preisaufsicht taugen weder Statistikkniffe
noch Kostenunterschiede bei Leitungsbau oder
Beschaffung. Monopole, deren Kunden den Anbieter nicht wechseln
können,
neigen zur Selbstbedientung – ob beim Strom, beim Gas oder
beim Wasser. Kartellverfahren sind da geradezu Pflicht, wenn die
Preise zweifelhaft scheinen.
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