"Unser Wasser- Kassel"
Initiative Bürgerbegehren gegen die Privatisierung von Wasser in der Region

HNA 15.6.2007


Werke-Verkauf vor Aus

Keine Mehrheit in Sicht - Das Bieterverfahren steht vor dem Ende

Von Jörg Steinbach

 

 

 

 

 

 

 

Kassel. Eine Mehrheit für das Bieterverfahren ist nicht in Sicht. Ein weiterer Verkauf der Stadtwerke gilt den Kasseler Kommunalpolitikern als so heißes Eisen, dass man sich nicht einmal an der Aufklärung die Finger verbrennen möchte. Jetzt scheint absehbar, dass die Idee für ein Bieterverfahren bald beerdigt werden dürfte.

Seit Monaten liegt das brisante Papier bei Stadtkämmerer und Beteiligungsdezernent Dr. Jürgen Barthel (SPD) in der Schublade. Mit dem strukturierten Bieterverfahren zu einem eventuellen Verkauf weiterer Anteile der Stadtwerke soll erkundet werden, ob es Interessenten für eine weitere Privatisierung gibt, wie hoch die Gebote sind, und ob die Bereitschaft zum Beispiel für Arbeitsplatzgarantien besteht.

Doch nicht mal diese Sachaufklärung als Entscheidungsgrundlage wird eine Mehrheit in der Stadtverordnetenversammlung finden. Klaren Kurs zeigt nur die FDP. Bei der eigenen SPD können sich die Genossen Barthel und Oberbürgermeister Bertram Hilgen einer breiten Zustimmung nicht sicher sein. Beide hatten gemeinsam das Bieterverfahren vorgeschlagen und immer wieder darauf hingewiesen, dass dies keine Vorentscheidung für einen weiteren Verkauf bedeutet. Doch in der SPD-Rathausfraktion gibt es viele Stimmen, die schon das bloße Nachdenken über eine weitere Privatisierung rundweg ablehnen.

Die CDU will zurzeit keinen weiteren Verkauf von Anteilen der Städtischen Werke oder gar die komplette Privatisierung befürworten. Die Fraktion will vom Magistrat belastbare Zahlen sehen, die den Verkauf weiterer Anteile rechtfertigen würden. Doch diese Zahlen wurden bisher nicht vorgelegt. Also: Keine Zustimmung für das Bieterverfahren.

Bei den weiteren Fraktionen finden die Spitzengenossen auch keine Zustimmung. Bündnisgrüne, Kasseler Linke.ASG und AUF Kassel haben mehrfach bekräftigt, dass es mit ihnen keinen weiteren Verkauf geben wird. Im Gegenzug wird die Forderung erhoben, den bereits verkauften 24,9-prozentigen Anteil, den der Energieriese Vattenfall hält, zurückzukaufen.

Das Bieterverfahren steckt fest. Da hilft auch nicht mehr, dass Vattenfall sich weiterhin mit maximal 150 000 Euro an den Verfahrenskosten beteiligen will. Mit den Daten aus dem Verfahren könnte verlässlich entschieden werden, ob ein Verkauf tatsächlich einen Batzen Geld zur Entschuldung bringen würde, oder ob es besser wäre, die Stadtwerke als kommunales Unternehmen weiterzuführen.

"Wir haben die Absicht, das Vorhaben zu einer Entscheidung zu bringen", sagt Barthel. Mehr möchte er dazu nicht erklären. Was bedeuten könnte: Nach den Sommerferien kommt endlich die Vorlage, die der Magistrat eigentlich schon im Oktober 2006 beschließen wollte. Und dann sind die Stadtverordneten gefragt. Fällt die Vorlage mangels Mehrheit durch, ist das Thema damit beerdigt.