"Unser Wasser- Kassel"
Initiative Bürgerbegehren gegen die Privatisierung von Wasser in der Region

HNA 23.3.2007


"Irreparable Schäden"

Werra-Konferenz: RP und Experten sehen
geplante Salz-Pipeline skeptisch

 

Von Frank Thonicke

 

Witzenhausen. Schon vor der Werra-Konferenz war der Eklat perfekt. Das Unternehmen K+S, über dessen Vorhaben, Salzlauge in die Werra zu leiten, diskutiert wurde, hatte seine Teilnahme abgesagt. Begründung: Die Referentenliste sei einseitig. Eine Initiative von Witzenhausens Bürgermeisterin Angela Fischer nutzte nichts: K+S kam nicht.

Es wurden Fakten aufgetischt, die dem Unternehmen nicht gefallen dürften. Die EU würde den Bau einer Pipeline von Neuhof bei Fulda bis Philippsthal mit Blick auf die EU-Wasserrahmenrichtlinie nicht erlauben, sagte der emeritierte Jura-Professor an der Universität Bonn, Rüdiger Breuer. Mit den Grenzwerten für die Werra würde Deutschland in Brüssel Kopfschütteln ernten.

Dem Regierungspräsidium Kassel liegt nach eigenen Angaben noch kein Bauantrag von K+S für die Pipeline vor. Zudem wäre dem RP eine Einleitung des Salzwassers in Main und Rhein lieber. Die Einleitung wird durch ein internationales Schutzabkommen für den Rhein allerdings verhindert, fügte der zuständige Dezernatsleiter beim Regierungspräsidium Kassel, Udo Selle, an.

Fakt ist: K+S hat Probleme mit dem Abwasser aus der Halde des Bergbaus in Neuhof. Jährlich fließen 500 000 bis 700 000 Kubikmeter salzhaltiges Abwasser von der riesigen Halde. Der größte Teil wird bisher in unterirdische Hohlräume gepresst. Das wird künftig nicht mehr möglich sein, weil diese Lagerstätten bald voll sein werden. Darum möchte K+S jährlich 700 000 Kubikmeter Salzlauge in die Werra leiten. Das Abwasser würde zuvor in der Produktion verwendet, sagt das Unternehmen. Daher müsse man jährlich rund 200 000 Kubikmeter Wasser weniger aus der Werra entnehmen als bisher.

Genehmigung bis 2012

K+S hat eine Genehmigung vom RP, Salzwasser in die Werra zu leiten. Sie ist bis 2012 befristet und legt fest, dass bei Gerstungen ein Wert von 2500 Milligramm Salz pro Liter nicht überschritten werden darf. Umweltschützer halten diesen Wert für viel zu hoch. Er sei 25-mal höher als der Wert eines normalen Süßwasserflusses, so der BUND. Die Umweltschützer fürchten, dass durch die weitere Einleitung von Salzlauge an Werra und Weser irreparable Schäden entstehen könnten. Auch die Ministerpräsidenten von Hessen und Thüringen, Roland Koch (CDU) und Dieter Althaus (CDU), haben sich dafür ausgesprochen, dass weniger Salz in die Werra eingeleitet wird. Der BUND begrüßte gestern diese Äußerungen. Stephan Gunkel vom BUND Thüringen und Koordinator des Projekts "Lebendige Werra": "Damit ist auch die Genehmigungsbehörde RP in der Pflicht."

Für den Bau einer Pipeline von Neuhof bei Fulda bis Philippsthal müsste es ein Planfeststellungsverfahren geben, das eine Umweltverträglichkeitsprüfung beinhaltet. Gegen einen Planfeststellungsbeschluss kann geklagt werden. Der BUND, Vertreter von Bürgerinitiativen und die Stadt Witzenhausen ließen gestern keinen Zweifel daran, dass sie dies tun werden.