"Unser Wasser- Kassel"
Initiative Bürgerbegehren gegen die Privatisierung von Wasser in der Region

HNA 23.5.2007


Einbußen bei E.ON Mitte

Regionalversorger muss Abstriche beim Gewinn machen und kündigt Umbau an

 

Von Martina Wewetzer

 

 

 

 

 

 

 

Kassel. . "In einem Jahr wird E.ON Mitte nicht mehr so sein wie heute", sagt Henrich Wilckens. Seit April führt er als Vorstandsvorsitzender den Regionalversorger in Kassel und kündigt damit größere Umstrukturierungen an. Am Regionalversorger hält E.ON gut 73 Prozent, zwölf Kreise und die Stadt Göttingen sind mit knapp 26 Prozent beteiligt.

Seit Wochen werden Umbaupläne für die sieben E.ON-Regionalversorger und eine Bündelung des Massekundengeschäfts diskutiert (wir berichteten). Eine Entscheidung soll in "sechs bis acht Wochen fallen". Wie auch immer die Entscheidung ausfällt, die "kommunalen Eigentümer haben eine Sperrminorität", heißt es.

Was dies für die 1238 Beschäftigten bedeutet, vermag niemand zu sagen. Zwar versichert Wilckens, dass "es keine betriebsbedingten Kündigungen geben wird". Aber: "Versetzungen an andere Standorte sind denkbar." Am Ziel effizienterer Prozesse und einer schlankeren Konzernstruktur hält er fest. Denn E.ON Mitte hat 2006 weniger verdient: nicht genehmigte Strompreiserhöhungen, ein schärferer Wettbewerb sind die Gründe.

Aber auch sinkende Netzentgelte durch die Bundesnetzagentur. "Der Druck des Regulierers macht sich sowohl in einem höheren bürokratischen Aufwand als auch in Form von deutlichen Ergebniseinbußen bemerkbar", sagt er.

Derzeit kostet eine Kilowattstunde Strom im Schnitt 19,77 Cent, davon entfallen 40 Prozent auf Steuern und Abgaben, 32 Prozent sind von der Netzagentur geregelte Entgelte, auf die übrigen 28 Prozent, die auf Beschaffung und Vertrieb entfallen, kann das Unternehmen Einfluss nehmen.

Seit 2006 ist die Bundesnetzagentur für die Versorger aktiv, welche Spuren sie im Geschäftsbericht hinterlassen hat, lässt sich an den Zahlen ablesen. Zwar blieb der Umsatz mit 1,028 Milliarden Euro nahezu konstant, doch das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit sackte von 127 auf 88 Millionen Euro. Dass es nicht tiefer fiel, lag an Sondereffekten wie dem Auflösen von Rückstellungen über 68 Mio. Euro. "Die Regulierung bei Strom und Gas hat zu einem Einbruch von 78 Mio. Euro geführt", rechnet Wilckens vor.

Zudem hält sich die Bundesnetzagentur im Entgeltbescheid weiterhin die Abschöpfung der Mehrerlöse im Zeitraum von der Antragstellung bis zum Erlass des Bescheides offen. Für mögliche Rückzahlungen musste das Unternehmen "deutlich unter 100 Mio. Euro in Rückstellungen stecken", so Wolf Hatje, Vorstand Technik und Betrieb.

Ob diese gezahlt werden, entscheiden die Gerichte. "Die Netzagentur hat angekündigt bis zum Bundesgerichtshof zu gehen", sagte Georg von Meibom, Vorstand Vertrieb. Fällt die Entscheidung zu Gunsten der Versorger aus, wird die Rückstellung aufgelöst. Dies würde sich später positiv auf das Ergebnis auswirken.

Die Einbußen machen sich auch bei der Dividende bemerkbar. Sie fiel um zehn Prozent auf 44,8 Mio. Euro. Allzu zuversichtlich ist Wilckens nicht: "An der Tendenz der künftigen Geschäftsentwicklung wird sich wenig ändern, auch wenn es durch Sondereffekte immer wieder gute Jahre geben wird."

Trotzdem will das Unternehmen rund 64 (59) Mio. Euro für den Erhalt und den Ausbau des Netzes investieren.


Wettbewerb in Gefahr

Kommentar von Martina Wewetzer

 

Schlankere Prozesse, mehr Effizienz - bei Mitarbeitern dürften solche Begriffe negativ klingen. Denn sie verkünden meist Unangenehmes. Dies dürfte auch beim Regionalversorger E.ON Mitte so kommen.

Die geplante Unternehmensstruktur, die bislang nur schemenhaft bekannt ist, ist keine Idee des Vorstandes in Kassel, sondern Vorgabe der Konzernspitze in Düsseldorf. Die Bundesnetzagentur hat den Versorgern in die Suppe gespuckt, doch die Erträge müssen stimmen, denn die Aktionäre wollen Gewinne.

Nun mag man bei Konzernen wie E.ON über Umstrukturierungen einiges bewirken können, für manches Stadtwerk, das auch von den Vorgaben der Bundesnetzagentur gebeutelt wird, ist dies nicht möglich. Es wird Fusionen geben, Stadtwerke werden verschwinden oder von Konzernen geschluckt. Das heißt: Diejenigen, die für Wettbewerb am Energiemarkt sorgen könnten, verschwinden. Dabei wollte die Bundesnetzagentur nur Wettbewerb.

Deshalb ist der Umbau bei E.On Mitte nicht nur ein Umbau, sondern eine Weichenstellung. Dieser Verwantwortung sollten sich die kommunalen Anteilseigner bewusst sein, auch wenn sie nur wenige Prozente halten.