"Unser Wasser- Kassel"
Initiative Bürgerbegehren gegen die Privatisierung von Wasser in der Region

HNA 26.5.2007


Preisrüffel für Stadtwerke

Netzagentur schreibt Kostensenkung vor:
Aber Strom wird für Kunden nicht billiger

Von Peter Ketteritzsch

 

 

 

 

 

 

 

Kassel. Rüffel für die Städtischen Werke: Die Bundesnetzagentur hat das Kasseler Versorgungsunternehmen angewiesen, die Netzentgelte für Strom zu reduzieren. Gegenüber dem Antrag der Werke müssen die Netzkosten für das Jahr 2007 um 12,3 Prozent gesenkt werden. Das teilten die Werke gestern mit.

Die Stromkunden werden von der Anweisung der Netzagentur allerdings nicht profitieren. Die Städtischen Werke werden die verlangte Senkung der Netzentgelte nicht an die Kunden weitergeben. Die für das laufende Jahr genehmigten Strompreise bleiben konstant, heißt es in einer Erklärung des Unternehmens. Für 2007 habe man bereits niedrigere Netzentgelte angerechnet bekommen, so Vorstandschef Andreas Helbig. Er spricht von einem Abschlag von 15 Prozent. Nach der Lesart Helbigs können die Kunden sogar froh sein, dass die Strompreise nicht steigen. "Die Differenz zu der jetzt veranschlagten Senkung müssten wir eigentlich dem Preis wieder zuschlagen", betont der Vorstandsvorsitzende.

Als Erklärung dafür, dass die Kunden auf eine Preissenkung verzichten müssen, führt Helbig zwei weitere Gründe an. Zum einen machten die Netzentgelte lediglich 31 Prozent des gesamten Strompreises aus, zum anderen seien "die Beschaffungskosten für Strom deutlich gestiegen".

Die Städtischen Werke erzeugen zwar selbst Strom, zum Beispiel im Kraftwerk an der Dennhäuser Straße in Niederzwehren; den größten Teil der Energie kauft das Unternehmen allerdings zu.

Helbig lässt keinen Zweifel daran, dass sich die angeordnete Preissenkung negativ auf das Gesamtergebnis des Versorgungsunternehmens auswirken wird. Genaue Zahlen konnte man gestern allerdings nicht nennen.

Obwohl die Städtischen Werke rechtlich nicht gegen die Anordnung vorgehen werden, übte Vorstandschef Helbig gestern deutliche Kritik an der Bundesnetzagentur. Deren Bescheid sei "spürbar entfernt" von den im Jahre 2005 gesetzlich festgelegten Grundlagen für die Kalkulation.

 


Zu früh gefreut

Kommentar von Peter Ketteritzsch

 

Kunden der Städtischen Werke, die zum Ende des Jahres eine niedrigere Stromrechnung erwarteten, haben sich zu früh gefreut. Zwar hat die Bundesnetzagentur dem Versorgungsunternehmen ins Stammbuch geschrieben, dass seine Netzentgeltet deutlich zu hoch sind; die Senkung kommt bei den Kunden allerdings nicht an. Weil die Städtischen Werke ihrerseits mehr für den Strom zahlen müssen, bleibt der Vorteil für den Verbraucher Theorie.

In der Praxis bedeutet die Anordnung der Netzagentur, dass die Luft für die Städtischen Werke dünner wird. Sie haben bei den Netzentgelten mit Erlösen kalkuliert, die unrealistisch sind. Die jetzt entstehenden Mindereinnahmen werden das Gesamtergebnis des Unternehmens weiter belasten. Mit möglicherweise weit reichenden Folgen: Die Städtischen Werke werden womöglich schon bald als Melkkuh für die defizitäre KVG ausgedient haben. Außerdem werden der Rüffel und seine Folgen für die Bilanz die seit Monaten schwelende Debatte über einen Verkauf weiterer Anteile erneut anheizen.