Preise
für öffentlich organisierte Abwasserentsorgung berechnen
sich ausschließlich aus den Kosten und heißen deshalb "Gebühren". Überschüsse
müssen zwingend zu einer Gebührensenkung führen;
denn Gewinne dürfen keine gemacht werden – eigentlich!
Als
1996 die Entwässerung aus der Stadtverwaltung ausgegliedert
und als Eigenbetrieb der Stadt organisiert wurde, war der Kämmerer
so schlau, den Wert mit 440 Millionen DM zu veranschlagen (Göttingen
mit vergleichbarer Leitungsnetzlänge: 40 Millionen DM). Der
neugegründete Kasseler Entwässerungsbetrieb hatte also
von Anfang an 440 Millionen "Schulden" bei der Stadt,
und die Bürgerinnen und Bürger, die die Anlagen und das
Leitungsnetz ja seit vielen Jahrzehnten durch ihre Gebühren
finanziert hatten, bezahlen so ihre Abwasserentsorgung zum zweiten
Mal!
Konkret
vereinbart wurde eine jährliche "Rück"zahlung
von 40 Millionen DM an die Stadt. Nun kommen also noch zusätzlich
Zinsen dazu, über Gebühren und Gebührenerhöhung
aus den Taschen der Kasselerinnen und Kasseler. Denn bei einem
Anteil von 17 Prozent Personalkosten gibt es da nichts groß zu
holen, und niemand kann ernsthaft wollen, dass bei der Instandhaltung
des Leitungsnetzes und bei der Kläranlage gespart wird, die
den Hauptanteil der Kosten ausmachen.
Ein
Trost: private Betreiber würden noch unverschämter
zuschlagen.
Veronika
Baier, Kassel
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