Kassel. Der
Verein VSR-Gewässerschutz schlägt Alarm: Bei ihrer
allerersten Untersuchung von privaten Brunnen im Raum Kassel
haben die Fachleute erhöhte Nitratwerte im Grundwasser festgestellt.
In
fast der Hälfte der untersuchten 15 Privatbrunnen in Kassel,
Calden und Espenau lag die Nitratkonzentration oberhalb des Grenzwertes
für Trinkwasser der Weltgesundheitsorganisation von 50 Milligramm
pro Liter. "Neben dem Aspekt der Grundwasserbelastung darf auch
der ökologische nicht vernachlässigt werden, denn das belastete
Grundwasser sickert den Bächen in der Region zu und fließt
dann über die Weser zur Nordsee", sagt Diplom-Physiker
Harald Gülzow, Pressesprecher des Vereins. In dem Meer wirke
das Nitrat als Dünger fort und fördere das Algenwachstum
- mit katastrophalen Folgen für die Tier- und Pflanzenwelt.
Nitrat ist ein Bestandteil vieler Dünger in der Landwirtschaft,
wie Gülle, und wird im Gartenbau eingesetzt.
"Bis
das belastete Wasser aus den untersuchten Privatbrunnen in unsere
Tiefbrunnen fürs Trinkwasser ankommt, vergehen mindestens 1000
Jahre", sagt Ingo Pijanka, Pressesprecher der Städtischen
Werke. Die 18 Brunnen für die Trinkwassergewinnung der Stadt
Kassel seien 150 bis 400 Meter tief und würden regelmäßig
untersucht.
Maximal
21 Milligramm Nitrat pro Liter Wasser hätten die Städtischen
Werke gemessen - ein Wert, der völlig im Normalbereich liegt,
berichtet Dr. Jürgen Drewitz, stellvertretender Leiter des Kasseler
Umwelt- und Gartenamtes. Auch die Gemeinden Calden und Espenau im
Landkreis Kassel geben Entwarnung: Das Trinkwasser kommt dort ebenfalls
aus Tiefbrunnen und würde viele tausend Jahre brauchen, bis
es Spuren hinterlasse, hieß es aus den Verwaltungen.
In
dem Caldener Ortsteil Ehrsten und in dem Espenauer Ortsteil Hohenkirchen
gibt es viele landwirtschaftliche Betriebe mit
privaten Brunnen.
Diese befinden sich im Oberflächenwasser-Bereich und Düngemittel
könnten leichter eindringen, erklärt Drewitz.
Wenn zu stark oder zum falschen Zeitpunkt gedüngt wurde, kommt
es zu einer starken Auswaschung - und somit zu einer höheren
Nitratkonzentration. Besondere Probleme entstehen nach Auskunft von
Gülzow durch Massentierhaltung. Der VSR-Gewässerverband
möchte, dass der Gesetzgeber die Landwirte zu regelmäßigen
Bodenuntersuchungen verpflichtet.
Die
Gewässerschützer bieten weitere Messungen an: immer
Montag unter der Rufnummer 02831/ 976 523.
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