"Unser Wasser- Kassel"
Initiative Bürgerbegehren gegen die Privatisierung von Wasser in der Region

HNA 1.11.2007


Mehr Nitrat, aber keine Gefahr
Der Verein VSR-Gewässerschutz hat erhöhte Werte in privaten Brunnen festgestellt

 

Von Beate Eder

 

 

 

 

 

 

 

Kassel. Der Verein VSR-Gewässerschutz schlägt Alarm: Bei ihrer allerersten Untersuchung von privaten Brunnen im Raum Kassel haben die Fachleute erhöhte Nitratwerte im Grundwasser festgestellt.

In fast der Hälfte der untersuchten 15 Privatbrunnen in Kassel, Calden und Espenau lag die Nitratkonzentration oberhalb des Grenzwertes für Trinkwasser der Weltgesundheitsorganisation von 50 Milligramm pro Liter. "Neben dem Aspekt der Grundwasserbelastung darf auch der ökologische nicht vernachlässigt werden, denn das belastete Grundwasser sickert den Bächen in der Region zu und fließt dann über die Weser zur Nordsee", sagt Diplom-Physiker Harald Gülzow, Pressesprecher des Vereins. In dem Meer wirke das Nitrat als Dünger fort und fördere das Algenwachstum - mit katastrophalen Folgen für die Tier- und Pflanzenwelt. Nitrat ist ein Bestandteil vieler Dünger in der Landwirtschaft, wie Gülle, und wird im Gartenbau eingesetzt.

"Bis das belastete Wasser aus den untersuchten Privatbrunnen in unsere Tiefbrunnen fürs Trinkwasser ankommt, vergehen mindestens 1000 Jahre", sagt Ingo Pijanka, Pressesprecher der Städtischen Werke. Die 18 Brunnen für die Trinkwassergewinnung der Stadt Kassel seien 150 bis 400 Meter tief und würden regelmäßig untersucht.

Maximal 21 Milligramm Nitrat pro Liter Wasser hätten die Städtischen Werke gemessen - ein Wert, der völlig im Normalbereich liegt, berichtet Dr. Jürgen Drewitz, stellvertretender Leiter des Kasseler Umwelt- und Gartenamtes. Auch die Gemeinden Calden und Espenau im Landkreis Kassel geben Entwarnung: Das Trinkwasser kommt dort ebenfalls aus Tiefbrunnen und würde viele tausend Jahre brauchen, bis es Spuren hinterlasse, hieß es aus den Verwaltungen.

In dem Caldener Ortsteil Ehrsten und in dem Espenauer Ortsteil Hohenkirchen gibt es viele landwirtschaftliche Betriebe mit privaten Brunnen. Diese befinden sich im Oberflächenwasser-Bereich und Düngemittel könnten leichter eindringen, erklärt Drewitz.
Wenn zu stark oder zum falschen Zeitpunkt gedüngt wurde, kommt es zu einer starken Auswaschung - und somit zu einer höheren Nitratkonzentration. Besondere Probleme entstehen nach Auskunft von Gülzow durch Massentierhaltung. Der VSR-Gewässerverband möchte, dass der Gesetzgeber die Landwirte zu regelmäßigen Bodenuntersuchungen verpflichtet.

Die Gewässerschützer bieten weitere Messungen an: immer Montag unter der Rufnummer 02831/ 976 523.