Kaufungen. Die
Wasserversorgung ist Männersache!
Die Wasserversorgung ist Frauensache! Zumindest in Kaufungen,
denn dort hat sich mit Lisa-Marie Kerth erstmals eine junge
Frau den Ausbildungsplatz in der bislang typischen Männerdomäne
gesichert.
Gegen
50 Bewerber hat sich die 16-Jährige aus Edermünde
durchgesetzt und erlernt jetzt den Beruf zur Fachkraft für
Wasserversorgungstechnik. "Ich habe mich schon immer für
die Umwelt interessiert", begründet Lisa-Marie ihre
(noch) etwas exotisch anmutende Wahl. Der Beruf sei enorm vielseitig
und biete nach der dreijährigen Lehre sehr gute Weiterbildungsmöglichkeiten.
Das
sieht auch ihr Chef, Kaufungens Wassermeister Klaus Diebel, so.
Die Ausbildung ist anspruchsvoll: Die Wasserwerke müssen
kontrolliert, Hausanschlüsse untersucht, Baustellen überwacht,
Rohrbrüche im Leitungsnetz gefunden und beseitigt, Schieber
und Hydranten kontrolliert werden. Im Labor lernt Lisa-Marie
die chemische Untersuchung der Wasserqualität, die
Theorie kommt im Blockunterricht der Berufsschule hinzu,
Elektrotechnik
wird in Fachfirmen gepaukt.
Zeitweise
haben die Kaufunger Wasserwerker drei Azubis gleichzeitig ausgebildet,
um den Lehrstellenmarkt zu entlasten.
Auf Dauer,
so Diebel, ging das bei nur drei Mitarbeitern nicht.
Jetzt ist Lisa-Marie einziger Lehrling und hat sichtlich
Spaß daran.
Richtig zupacken kann sie auch, obwohl schiere Körperkraft
in dem Beruf heute nicht mehr so gefragt ist. Immerhin: Wenn
sie eine Wasseruhr austauscht, lässt sie die dicken Schrauben
sicherheitshalber vom Kollegen nochmal nachziehen. Der Wassermeister
lacht: "Nötig ist das nicht. Die Arbeiten können
die Mädchen auch."
Drei
Jahre dauert die Ausbildung - und dann sind die Berufschancen
der Wassertechnikerin prima. Kaufungens
Bauamtsleiter Jürgen
Christmann: "Nicht alle Kommunen bilden aus, aber alle
brauchen Fachleute für ihre Trinkwasserversorgung." Auch
Tiefbaufirmen suchten diese qualifizierten Fachkräfte.
Über
mangelnde Arbeit wird sich Lisa-Marie Kerth in ihrer Kaufunger
Lehrzeit nicht zu beklagen haben. Die rund 13 000
Einwohner erhalten ihr Trinkwasser mit eindrucksvoller Qualität
aus zwei Tiefbrunnen, zwei Quellen und fünf Hochbehältern über
ein 90 Kilometer langes Leitungssystem. 600 000 Kubikmeter
jährlich werden verbraucht, rund 60 Rohrbrüche sind
von Diebels Team jedes Jahr zu beheben. Viel Arbeit auch für
Frauenhände.
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