Kassel. Die
Sozialdemokraten in Stadt und Landkreis planen die lokale Energiewende.
Die wohlhabenden Städte und Gemeinden im Speckgürtel
sollen bei den Kasseler Stadtwerken einsteigen. Das soll den
Kommunen und ihren Bürgern auch faire Preise für Strom
und Gas sichern.
Die Genossen im Landkreis Kassel sollen sich für den Erhalt
und die Erweiterung kommunaler Energieversorgungsunternehmen einsetzen,
steht in einer Presseerklärung des SPD-Unterbezirks Kassel-Land.
In dem Appell, der sich insbesondere an die SPD-Bürgermeister
richtet, steckt gehörig Sprengstoff. Denn es geht dabei auch
um die Konzessionsverträge der Kommunen mit E.ON.
Viele
Verträge laufen in nächster Zeit aus. Nachfolgeverträge
könnten mit den Kasseler Stadtwerken geschlossen werden. Die
Kasseler würden dann zum Beispiel nach Ahnatal, Baunatal, Vellmar,
Niestetal, Lohfelden oder Immenhausen Strom und Gas liefern. Mit
diesen Kommunen und den Bürgermeistern gibt es nach HNA-Informationen
bereits Gespräche auf SPD-Ebene. Die Kasseler Stadtwerke würden
durch zusätzliche Konzessionsverträge große Absatzmärkte
dazugewinnen und gestärkt.
Weitere
Idee: Die Netze, die über die frühere EAM heute
im Eigentum von E.ON sind, sollen zurückgekauft werden. Der
weit gehende Verkauf der EAM an E.ON wird heute von vielen Kommunen
und Landkreisen bereut. Ein Rückkauf von Versorgungsnetzen würde
eine Menge Geld kosten. Man kann getrost von einem zweistelligen
Millionenbetrag ausgehen. Aber vor dem Hintergrund der EU-Vorstöße
ist die Idee durchaus realistisch. Vielleicht werden die Konzerne
von Brüssel sogar gezwungen, die Leitungsnetze abzugeben, um
günstigere Preise durchsetzen zu können.
Aktienpaket
zurückkaufen
Dritter
Punkt der SPD-Gedankenspiele: Die reichen Städte und
Gemeinden im Speckgürtel sollen das Aktienpaket zurückkaufen,
das Vattenfall an der Städtische Werke AG hält. Da geht
es um 24,9 Prozent der Anteile im Wert von etwa 60 Millionen Euro.
Kassel darf da keinen Euro investieren, weil die Stadt völlig überschuldet
ist. Aber in den wohlhabenden Kommunen am Stadtrand wäre das
benötigte Geld vorhanden. Die Städte und Gemeinden könnten
ihren Bürgern mit dem Deal eine unabhängige Versorgung
und günstige Preise für Strom und Gas sichern.
In
den nächsten Monaten sollen die Kommunalparlamente im Kreis
debattieren, wie es mit den Konzessionsverträgen und einem Einstieg
bei den Kasseler Stadtwerken weitergehen könnte. In Niestetal
zum Beispiel will auch die CDU eine Prüfung, welche Kosten auf
die Gemeinde zukämen, wenn sie ihr Stromleitungsnetz wieder
von E.ON zurückkauft.
Bloß in Nieste wird alles beim Alten bleiben. Die kleinste
Gemeinde im Kreis hat im Juli den Konzessionsvertrag mit E.ON verlängert.
Vorzeitig und zur Freude von E.ON bis zum Jahr 2028.
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