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Kassel. "Auf
mittlere Sicht brauchen die Städtischen Werke einen strategischen
Partner", sagt Werke-Chef Andreas Helbig.
Das
vom Oberbürgermeister vorgeschlagene Bieterverfahren sei
eine Möglichkeit, herauszufinden, "welcher Partner das
richtige Konzept für eine Zukunftssicherung der Werke mitbringt".
Sollte das Bieterverfahren von der Stadtverordnetenversammlung mehrheitlich
abgelehnt werden, könne auch der Vorstand der Stadtwerke mandatiert
werden, einen passenden Partner zu suchen.
Helbig
setzt für
eine weitere Beteiligung eines Unternehmens an der Städtische
Werke AG eine Grenze. "Es muss eindeutig klar sein, dass es
dabei maximal um eine Beteiligung von 49,9 Prozent geht", so
der Vorstandsvorsitzende. Würde ein privates Unternehmen die
Mehrheit an den Stadtwerken übernehmen, müsste die Stadt
auf Steuervorteile für den Gewinn der Stadtwerke verzichten.
Bisher wird dieser Gewinn dazu verwendet, Verluste der Kasseler Verkehrs-Gesellschaft
(KVG) auszugleichen. Bei einem Verlust der Mehrheit wäre dieser
steuerliche Querverbund nicht aufrechtzuerhalten, mahnt Helbig. Dadurch
würden hohe Steuerzahlungen anfallen. Beispielrechnung für
2006: Wenn die von den Stadtwerken erzielten rund 18 Millionen Euro
Gewinn versteuert werden müssten, "wäre die Hälfte
weg", so Helbig.
Er
nennt weitere Gründe dafür, nicht
mehr als 49,9 Prozent der Anteile zu verkaufen. Die derzeit 928 Arbeitsplätze "müssen
sicher bleiben". Und: Die Werke als Unternehmen der Daseinsvorsorge
dürfe Kassel nicht aus der Hand geben. Zudem solle das Geld,
das die Bürger für Strom und Gas bezahlen, in der Stadt
bleiben. Daran solle auch jeder Kasseler Bürger denken, der
den Stromanbieter wechseln wolle. Wer wechsele und sein Geld nach
Düsseldorf, Essen oder Karlsruhe überweise, entziehe der
Stadt Kassel Geld, "um Schulen und Straßen und weitere
für den Bürger wichtige Dinge zu finanzieren", so
Helbig. (ach)
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Hintergrund
Bieterverfahren
soll Zahlen liefern
Oberbürgermeister Bertram Hilgen und Stadtkämmerer
Dr. Jürgen Barthel (beide SPD) schlagen vor, mit einem
europaweiten Bieterverfahren Aufschluss darüber zu
bekommen, ob es Interessenten gibt, die weitere Anteile
der Städtische Werke AG übernehmen wollen. Dabei
geht es nicht nur darum einen starken Partner im Energiemarkt
zu finden sondern auch mit einem möglichst hohen Verkaufserlös
einen Beitrag zur Tilgung der hohen Schulden der Stadt
zu leisten und gleichzeitig Zusagen für die Sicherung
der Arbeitsplätze zu bekommen. Denn wegen der Veränderungen
auf dem Energiemarkt steigt das Risiko, dass die Stadtwerke
nicht mehr wirtschaftlich geführt werden können.
Das Bieterverfahren ist noch keine Entscheidung für
einen Verkauf, soll aber Grundlage für eine endgültige
Entscheidung sein. Bisher sind nur SPD und FDP für
das Verfahren, das von CDU, Bündnisgrünen, Linke.ASG,
FWG und AUF abgelehnt wird. (ach)
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E:ON
will Tarife unterbieten
Weil alle
Versorgungsunternehmen unter Druck stehen, wird aggressiv um
neue Kunden geworben. E.ON hat bereits angekündigt, die
Kasseler Stadtwerketarife regelmäßig zu unterbieten,
um neue Kunden zu gewinnen. Die Stadtwerke wollen mit einer Reihe
von Sondertarifen verhindern, dass Kunden abgeworben werden.
So gibt es in Kassel verschiedene Bonus-Tarife zum Beispiel für
langfristige Verträge, die günstiger als die E.ON-Kampfpreise
sind. Viele Stadtwerke-Kunden zahlen aber den Grundtarif und
könnten wechseln. (ach)
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